13.05.2012 | Arbeitsmaterial

Aktuelle Themen im Unterricht - der Einstieg

Concept-Map
Grundschule, Sekundarstufe

Schülerinnen und Schüler werden durch die Medien mit aktuellen Themen konfrontiert - auch aus den Bereichen Umwelt und Natur. Doch wie nähert man sich im Unterricht am besten einem aktuellen Thema? Wie ermittelt man das vorhandene Vorwissen der Schülerinnen und Schüler? "Umwelt im Unterricht" möchte hierzu einige Anregungen liefern - zum Teil sind die vorgestellten Methoden bereits in Unterrichtsvorschläge eingeflossen.

Der Einstieg in die Unterrichtsstunde

Sicherlich gibt es viele Möglichkeiten, den Einstieg in den Unterricht zu gestalten. Wir stellen lediglich eine Auswahl vor. Grundlegend bieten sich zwei Verfahren an, um im Unterricht den Einstieg in ein aktuelles Thema zu gestalten – mit unterschiedlichen Zielvorstellungen.

1. Sammlung der Schülervorstellungen

Mithilfe der Sammlung von Schülervorstellungen kann die Lehrkraft das Vorwissen der Schüler und Schülerinnen ermitteln, um anschließend die Erarbeitungsphase optimal an die Bedürfnisse der Klasse anzupassen. Die Sammlung ist nicht nur wichtig, um unterschiedliche Vorstellungen und Kenntnisse zu visualisieren und zu strukturieren, sondern auch, um Fragen (unter Umständen auch Ängste) sowie lücken- und fehlerhaftes Wissen der Schüler und Schülerinnen direkt zu Beginn der Stunde zu ermitteln. 

Zur Sammlung der Schülervorstellungen eignen sich verschiedene Methoden, wie zum Beispiel:

  • Mindmap: Möchte man möglichst viele Aspekte eines Themas erfassen, bietet sich das Prinzip des "Mindmappings" an. Bei dieser Methode, die der Brite Tony Buzan in den 1970er-Jahren erfand, werden alle während eines Brainstormings genannten Begriffe an der Tafel oder auf einem Plakat festgehalten und zwar hierarchisch strukturiert. Auch Software-Werkzeuge helfen bei der Erstellung von solch einer Denk-Landkarte, die dann per Beamer oder Whiteboard präsentiert werden kann. Der zentrale Aspekt des Themas sollte dabei möglichst im Zentrum der Mindmap stehen. Siehe hierzu auch Materialien zu Mindmap. Allgemeine Informationen bietet auch Wikipedia.

Ausschnitt Mindmap

  • Concept-Map (auch C-Map): Während in einer Mindmap Begriffe hierarchisch geordnet werden, sind die Elemente einer C-Map untereinander auch nicht-linear vernetzt. Hierbei wird auch das assoziative Denken angeregt. Damit eignen sich C-Maps besonders dann, wenn die aktuell diskutierte Problematik einen Prozess darstellt. C-Maps sind auch unter dem Namen Cluster bekannt. Die C-Map entspricht den Prinzipien des "Concept Learning", das heißt, dass Inhalte in ihrem Bezugsrahmen erarbeitet werden. Bei C-Maps werden die einzelnen Begriffe eines Themas mit Hilfe von Pfeilen verbunden. Diese werden beschriftet, um die Beziehung von jeweils Begriffen zueinander mit wenigen Worten zu benennen. (Bildrechte Ausschnitt C-Map: Wikimedia Commons/Gemeinfrei)

Ausschnitt C-Map

  • Zeitleiste: Wenn aktuelle Themen Bezug nehmen auf zeitliche Abläufe, die auch den Alltag der Schüler und Schülerinnen betreffen, kann es hilfreich sein, diese Abläufe zu visualisieren. Dazu eignet sich die Zeitleiste, auf der die Ereignisse der zeitlichen Abfolge nach eingetragen werden. Zeitleisten können sowohl an der Tafel als auch mit einfachen Software-Werkzeugen erstellt werden. Siehe hierzu auch Materialien zur Zeitleiste

Ausschnitt Zeitleiste

  • Blitzlicht: Das Blitzlicht ist eine gute Methode, um Stimmungen und Meinungen der Schüler und Schülerinnen einzufangen. Diese Methode bietet sich an, wenn in den Medien diskutierte Themen polarisieren oder auch sehr emotional geführt werden. Außerdem werden mit dem Blitzlicht verstärkt alle aus der Klasse einbezogen. Die Schüler und Schülerinnen setzen sich bei dieser Methode in einen Stuhlkreis und alle geben reihum ein kurzes wertendes Statement zu einem Thema ab. Die Lehrkraft kann auch eine Frage vorgeben, die mit einem Statement beantwortet wird. Man kann diese Methode auch auflockern, indem man die Schüler und Schülerinnen nicht der Reihe nach befragt, sondern sie sich gegenseitig einen Ball zuwerfen. Der Fänger oder die Fängerin gibt dann das nächste Statement ab. 

Ergänzend zu den genannten Methoden kann man den Schülern und Schülerinnen auch Bilder, Bildergalerien sowie kurze Video- und Filmsequenzen als Einstieg in ein Thema zeigen. In der anschließenden Diskussion lassen sich Fragen, Vorkenntnisse sowie Bewertungen sammeln.

2. Der problemorientierte Einstieg

Während das Sammeln von Schülervorstellungen der Strukturierung, Visualisierung und Evaluation des Vorwissens der Klasse dient, lässt sich der Unterrichtseinstieg in ein aktuelles Thema auch problemorientiert gestalten.

Hierfür werden der Klasse spezielle Lernanregungen oder Lernarrangements angeboten, um sie zur selbstständigen Entwicklung von Hypothesen anzuregen. Die Schüler und Schülerinnen sollen sich so daran gewöhnen, sich mit Themen auseinander zu setzen, Aspekte kritisch zu prüfen, Kernproblematiken zu erkennen und schließlich Thesen zu entwickeln. Beim problemorientierten Unterrichtseinstieg steht damit weniger die Evaluation des Vorwissens im Mittelpunkt denn die wissenschaftspropädeutische Erziehung, also das Heranführen an wissenschaftliches Arbeiten. Dieser Ansatz bietet sich vor allem ab der Sekundarstufe an.

Der problemorientierte Unterrichtseinstieg bietet sich auch bei aktuell diskutierten Themen an. Der alltägliche Bezug kann die Motivation der Schüler und Schülerinnen stärken. So konnte zum Beispiel CHiK (Chemie im Kontext) – ein Projekt zur Weiterentwicklung des Chemieunterrichts – zeigen, dass sich Alltagsbezüge positiv auf die Lernmotivation und letztlich auf den Lernerfolg auswirken. Ein Prinzip, das nicht nur die naturwissenschaftlichen Fächer betrifft, sondern den Unterricht generell.

Auch für den problemorientierten Unterrichtseinstieg eignen sich verschiedene Methoden, wie zum Beispiel:

  • Demonstrationsversuch: Bei dieser klassischen Methode wird der Klasse zu Beginn der Stunde ein Phänomen gezeigt – ohne ausführliche Kommentierungen. Die Schülerinnen und Schüler entwerfen zunächst selbstständig Erklärungen. Hierfür bietet sich ein Unterrichtsgespräch an, um gemeinsam (mit der Lehrkraft) eine These zum gezeigten Versuch zu entwickeln. Denkbar als Demonstrationsversuch sind zum Beispiel recht einfache Versuche zum Klimawandel. Versuche zum Treibhauseffekt sowie zur Eisschmelze bieten unter anderem die BMU-Materialien "Klimaschutz und Klimapolitik" für die Sekundarstufe auf Seite 17 und 22 sowie in die BMU-Materialen "Klimawandel" für die Grundschule auf Seite 13 und 20 an. Die Didaktikabteilung der Universität Bayreuth hat verschiedene Experimente im Bereich Chemie zusammengestellt. Auf der Website der Integrierten Gesamtschule Kiel-Friedrichsort finden sich Versuchsanleitungen speziell zu Klimaaspekten sowie auf der Webseite "Wissenschaft in die Schulen". Weitere Portale bieten verschiedene Angebote an. Auch der Besuch von speziellen Schülerlaboren eignet sich. In dieser speziellen Lernatmosphäre wird den Schülerinnen und Schüler ein möglichst echtes wissenschaftliches Umfeld geboten. Eine Übersicht bietet der Bundesverband der Schülerlabore.
  • Arbeit mit Texten: Auch abseits des Experimentierens können Lehrkräfte schülerzentrierte Stimuli setzen, die die Klassen darin unterstützen, sich problemorientiert einem aktuellen Thema zu nähern. So kann man Schülern und Schülerinnen Texte aushändigen, die einen Einstieg in das Thema eröffnen. Dies können Zeitungsartikel zu einem aktuellen Thema oder auch leicht verständliche wissenschaftliche Artikel sein – auch eine Sammlung von Ausschnitten ist gut nutzbar. Hierbei eignen sich vor allem polarisierende Texte, da die Schüler und Schülerinnen bei der Textarbeit stärker emotionalisiert werden, was die Motivation steigert. Alternativ kann man das aktuelle Thema auch aus einem historischen Blickwinkel beleuchten.

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