12.10.2020 | Unterrichtsvorschlag

Gemeinsam konsumieren – und die Welt verändern?

Sekundarstufe

Die Schüler/-innen reflektieren anhand von Leih-, Tausch- und Schenkprojekten ihre eigenen Konsumbedürfnisse. Sie diskutieren, welche Konsumgüter aus ihrem eigenen Besitz sich zum Tauschen und Leihen eignen, und gehen der Frage nach, was die gemeinsame Nutzung von Dingen zur Lösung von Umweltproblemen beitragen kann.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler/-innen …

  • lernen ausgewählte Zusammenhänge zwischen Konsum und nachhaltiger Entwicklung kennen,
  • schulen ihre Urteilskompetenz durch eine Abwägung verschiedener Handlungsoptionen,
  • fördern ihre Sozial- und Handlungskompetenz, indem sie Handlungsalternativen für den Konsum entwickeln,
  • verbessern ihre Sozial- und Kommunikationskompetenz im Rahmen von Gesprächen und Diskussionen.

Umsetzung

Einstieg

Die Leitfragen für den Unterricht lauten:

  • Wie kann es zum Umweltschutz beitragen, Gegenstände zu teilen?
  • Welche Möglichkeiten und Grenzen hat die gemeinsame Nutzung von Gegenständen?

Die Lehrkraft stellt zum Einstieg im Plenum Quizfragen:

  • Nicht nur in Handwerksbetrieben, sondern auch in sehr vielen Haushalten gibt es Bohrmaschinen. Insgesamt gibt es eine sehr große Zahl der Geräte. Wie lange wird eine Bohrmaschine durchschnittlich während ihrer gesamten Lebensdauer genutzt? (12 Minuten)
  • In Deutschland gibt es rund 38 Millionen private PKW.  Wie viele Stunden steht ein Auto im Durchschnitt am Tag unbenutzt herum? (23 Stunden)

Nach einer kurzen Rate-Runde nennt die Lehrkraft die Auflösung und stellt Fragen zum Umgang der Schüler/-innen mit Dingen in ihrem Besitz:

  • Wer hat gut erhaltene Kleidung zu Hause, die er/sie nicht mehr trägt?
  • Wer hat andere Dinge, die er/sie eine Zeitlang genutzt hat und nun nicht mehr oder nur sehr selten? Worum handelt es sich, und was passiert damit?
  • Wer nutzt Dinge, die andere schon gebraucht haben?

Die Beiträge der Schüler/-innen zu nicht genutzten Dingen werden für alle sichtbar notiert (Tafel/Smartboard o. Ä.).

Im Anschluss schreibt die Lehrkraft ein Zitat an die Tafel/das Smartboard:

  • "Das Teilen wird die Welt verändern!"

Sie informiert die Schüler/-innen darüber, dass das Zitat aus dem bekannten amerikanischen Magazin TIME stammt. Das Magazin hatte "Teilen" (engl. "Sharing") im Jahr 2011 als eine von zehn Ideen benannt, die helfen können, "unsere schlimmsten Probleme zu lösen".

Die Lehrkraft fordert die Schüler/-innen auf, Vermutungen zu äußern, wie das Zitat gemeint ist: Wie kann "Teilen" helfen, Probleme von weltweiter Bedeutung zu lösen? Sie verweist dabei auf die zum Einstieg genannten Dinge, insbesondere das Auto.

Die Beiträge werden für alle sichtbar in Form einer Mindmap notiert.

Im Anschluss klärt die Lehrkraft die Zusammenhänge auf. Dabei ergänzt sie gegebenenfalls die Mindmap und markiert darin wichtige Begriffe. Die wichtigsten Zusammenhänge sind:

  • Im Durchschnitt ist die Ausstattung von Haushalten in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten immer umfangreicher geworden.
  • Für die Herstellung der Produkte werden Rohstoffe und Energie benötigt. Insgesamt wird das derzeitige Konsumverhalten zu einer Belastungsprobe für die Umwelt.
  • Teilen, Tauschen und Leihen gilt als Trend und als Alternative zum "klassischen" Konsum.
  • Bekannte Beispiele sind Carsharing, Mitfahrgelegenheiten ("Ridesharing"), die Vermittlung von privaten Unterkünften oder der Kauf/Verkauf von gebrauchten Gegenständen.
  • Das systematische "Teilen" mittels Online-Plattformen wird als "Sharing Economy" bezeichnet.
  • Das "Teilen" kann helfen, die Belastung von Umwelt und Klima zu verringern.

(Weitere Informationen enthält der Hintergrundtext.)

Gegebenenfalls kann die Lehrkraft gezielter nachfragen, ob Schüler/-innen erste Erfahrungen mit Online-Plattformen haben, die zur Sharing Economy gezählt werden. Zum Beispiel für gebrauchte Kleidung oder Ähnliches.

Arbeitsphase

Die Schüler/-innen erproben, welche Möglichkeiten des Teilens vielversprechend scheinen und welche Grenzen es gibt. Zu diesem Zweck diskutieren sie, welche konkreten Ansätze in der eigenen Klasse praktizierbar wären.

Die Lehrkraft fordert die Schüler/-innen auf, auf einem Zettel jeweils einen Gegenstand zu notieren, den sie selbst gerne besitzen würden. Die Gegenstände werden vorgelesen und für alle sichtbar notiert. Gegebenenfalls ergänzt die Lehrkraft weitere geeignete Beispiele (wie Elektronik-Produkte, Kleidung, Sportausrüstung, …).

Die Schüler/-innen bilden Kleingruppen und bekommen jeweils einen Gegenstand zugeteilt. Sie erhalten den Auftrag, in Kleingruppen folgende Frage zu bearbeiten:

  • Sammelt Argumente zu den folgenden Möglichkeiten:
    ○ Alle, die den Gegenstand gerne haben möchten, kaufen ihn sich selbst.
    ○ Die Klasse besitzt den Gegenstand als Gemeinschaft und teilt ihn sich.
  • Entscheidet, welche Möglichkeit ihr für sinnvoller haltet. Begründet eure Wahl.

Die Gruppen erhalten zur Unterstützung jeweils ein Arbeitsblatt. Sie beantworten die auf dem Arbeitsblatt genannten kurzen Fragen (unter anderem zu Häufigkeit und Dauer der Nutzung, Preis, Aufwand für die Herstellung).

Abschluss

Die Ergebnisse werden vorgestellt. Dabei können die Arbeitsblätter im Klassenraum aufgehängt und in zwei Bereiche sortiert werden: Gegenstände, bei denen das Teilen sinnvoll erscheint, sowie Gegenstände, bei denen es nicht sinnvoll erscheint.

Die Argumente werden gesammelt und markiert oder separiert notiert. Die wichtigsten Ergebnisse:

Das kann für den persönlichen Besitz sprechen:

Das kann für das Teilen sprechen:

Man braucht den Gegenstand ständig selbst.

Positive Folgen des Konsums: Arbeitsplätze für Menschen, die an der Herstellung beteiligt sind

Negative Folgen des Konsums wie Ressourcenverbrauch, Umweltbelastungen durch Herstellungsaufwand und Abfall, schlechte Produktionsbedingungen wegen niedriger Preise

Manche Gegenstände sind zu privat; Aufwand für den Austausch ist zu groß

Soziale Kontakte

Komfort

Spart Geld; das kann es zum Beispiel erleichtern, qualitativ hochwertige, langlebige Produkte zu kaufen.

Risiken des Teilens, z. B. Haftung für Schäden, verspätete Rückgabe etc.

...

...

In einer abschließenden Diskussionsrunde verweist die Lehrkraft auf das zu Beginn genannte Zitat, dass Teilen "die Welt verändern" kann. Sie fordert die Schüler/-innen auf, vor dem Hintergrund ihrer Ergebnisse Möglichkeiten und Grenzen zu diskutieren. Als Impulse können folgende Fragen gestellt werden:

Hat sich während der Auseinandersetzung mit dem Thema etwas an eurer Einstellung zum Kaufen oder Teilen geändert?

  • Welche Argumente könnten geeignet sein, um andere Menschen vom Teilen zu überzeugen?
  • Welche der Argumente gegen das Teilen sind grundsätzlich, bei welchen geht es eher um die Form der Umsetzung/Organisation?
  • Welche praktischen Maßnahmen könnten das Teilen erleichtern?

Zum Abschluss können die Schüler/-innen in einem Blitzlicht Absichtserklärungen äußern, ob sie Formen des "Teilens" in nächster Zeit selbst ausprobieren wollen, und falls ja, welche.

Erweiterung

  • Die Schüler/-innen untersuchen in Kleingruppen verschiedene Internetplattformen für das Teilen und Tauschen, probieren diese gegebenenfalls aus und stellen sie der Klasse vor.
  • Die Schüler/-innen entwickeln auf der Grundlage der erarbeiteten Ergebnisse ein eigenes Projekt, zum Beispiel eine Tauschbörse oder einen Tauschraum in der Schule oder deren Nachbarschaft. Bereits ein einfaches Regal kann als Plattform für den Büchertausch dienen. Die Schüler/-innen erstellen dafür Regeln und gegebenenfalls einen Plan. Das Projekt sollte über einen längeren Zeitraum gepflegt werden, die Erfahrungen aus der Praxis sollten reflektiert werden. Zum Beispiel: Wie gehen die Nutzer/-innen mit dem Angebot um? Welche Regeln sind nötig, damit das Angebot langfristig funktioniert?
  • Auch ein "Repair Café", wo gemeinsam defekte Gegenstände repariert werden, kann zur Auseinandersetzung mit heutigen Konsummustern dienen. Anregungen und Informationen zu Konsummustern und "Wegwerfkultur" enthalten die Themen der Woche Handy, Computer und Co. – zum Wegwerfen gebaut? sowie Nachhaltiger Konsum? So geht's!

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HintergrundGrundschuleSekundarstufe
12.10.2020

Teilen, Tauschen und Leihen gilt seit einigen Jahren als Trend und als Alternative zum "klassischen" Konsum. Viele Apps und Online-Plattformen haben sich bereits etabliert. Wie können sie dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und die Belastung von Umwelt und Klima zu verringern?

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ArbeitsmaterialSekundarstufe
12.10.2020

Muss man immer alles neu kaufen? Dieser Frage gehen die Schüler/-innen anhand ihrer konkreten Konsumwünsche nach. Mithilfe eines Fragebogens untersuchen sie, welche Gegenstände sich zum Teilen, Verleihen oder Weitergeben eignen.

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Zielgruppe