15.06.2017 | Unterrichtsvorschlag

Personenverkehr: Alternativen zum Auto

Autostau
Sekundarstufe

Die Schüler/-innen setzen sich mit eigenen und fremden Mobilitätsmustern auseinander. Sie lernen Vor- und Nachteile verschiedener Verkehrsmittel sowie nachhaltige Mobilitätsstrategien kennen und erarbeiten verschiedene Interessen bei der Verkehrsplanung. In einem Rollenspiel diskutiert die Klasse die Sichtweisen verschiedener Interessengruppen und erarbeitet Kompromisse.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler/-innen …

  • erhalten und erarbeiten Informationen zu Mobilität,
  • reflektieren eigene und fremde Mobilitätsmuster,
  • erarbeiten und bewerten nachhaltige Mobilitätsstrategien speziell als Alternative zum Auto,
  • erarbeiten Sachargumente zum Thema (nachhaltige) Mobilität,
  • entwickeln eigene Ideen und Strategien für eine nachhaltige Mobilität,
  • erweitern im Rollenspiel ihre Sozial-, Argumentations- und Urteilskompetenz

Umsetzung

Zu Beginn stellt die Lehrkraft die Leitfrage vor: Wie funktioniert nachhaltige Mobilität? Oder alternativ: (Wie) können wir ohne private Autos auskommen? Zum Einstieg sammeln und diskutieren die Schüler/-innen in Form eines Brainstormings verschiedene Formen von Mobilität im Alltag, ausgehend von eigenen Erfahrungen und der eigenen Umgebung. Als Impuls kann die Lehrkraft nach dem Schulweg, dem typischen Tages- oder Wochenablauf fragen: Wie seid ihr (normalerweise) unterwegs?

Die Verkehrsmittel werden notiert, und im Anschluss werden Vor- und Nachteile gesammelt und diskutiert. Die Beiträge der Schüler/-innen werden für alle sichtbar in Form einer Tabelle notiert:

 PkwFahrrad(weitere Verkehrsmittel)
Vorteile   
Nachteile   
Wegenutzung   
(weitere Aspekte)   

Unterstützend kann zudem die Lehrkraft Fragen zu einzelnen Aspekten stellen, zum Beispiel:

  • Welche Verkehrsmittel nutzen die Schüler/-innen am häufigsten? Gehen die Schüler/-innen auch zu Fuß?
  • Welche Verkehrsmittel nutzen sie am liebsten und warum?
  • Welche Verkehrsmittel nutzen sie nicht gerne und warum nicht?
  • Gehen sie gerne zu Fuß? Falls nicht, warum nicht?
  • Für welchen Zweck nutzen sie welches Verkehrsmittel beziehungsweise gehen sie zu Fuß?
  • Für welche Wege – kurze oder lange – nutzen sie welches Verkehrsmittel beziehungsweise gehen sie zu Fuß?
  • Welche Auswirkungen haben die Verkehrsmittel auf die Umwelt?

Als Impuls können auch Motive der Bilderserie gezeigt werden, die Probleme und Lösungen des Verkehrs veranschaulichen.

Anschließend bereiten die Schüler/-innen ein Rollenspiel zur Leitfrage vor und führen es durch. Gegenstand des Rollenspiels kann die Planung eines autofreien Stadtviertels, einer autofreien Straße oder eines "Aktionstages autofrei!" in der eigenen Stadt oder Gemeinde sein. Alternativ zu dem fiktiven Thema des Rollenspiels können die Schüler/-innen auch konkrete Verkehrsprobleme, beispielsweise in der Schulumgebung, zum Gegenstand des Rollenspiels machen. Auch dabei sollte Mobilität ohne Auto im Fokus stehen. Das Szenario kann dann eine öffentliche Sitzung des Stadt- oder Gemeinderates sein, in deren Verlauf über ein neues, möglichst autofreies Verkehrskonzept diskutiert wird.

Als Basis für das Rollenspiel erhalten die Schüler/-innen Materialien mit Informationen in Form von Rollenbeschreibungen und kurzen Sachtexten. Die Schüler/-innen werden in Gruppen aufgeteilt, die jeweils eine Rolle erhalten. Die Gruppen lesen sich die Rollenbeschreibungen und Sachtexte durch. Sie überlegen sich sinnvolle Argumente für ihre Rolle und die Interessen ihrer Rolle. Was spricht für oder gegen einen Aktionstag oder einen autofreien Stadtteil? Falls die Klasse konkrete Verkehrsprobleme zum Beispiel in der Schulumgebung behandelt, entwickeln die Gruppen neben Argumenten auch (nachhaltige) Lösungen für den Verkehr.

Anschließend wird das Rollenspiel in der Klasse in Form einer Diskussion präsentiert. Jede Gruppe entsendet einen Vertreter/eine Vertreterin oder zwei auf das Podium; die anderen Schüler/-innen bilden das Publikum aus interessierten Bürgern/Bürgerinnen. Die Lehrkraft übernimmt die Moderation. Zunächst präsentieren die Gruppenvertreter/-innen auf dem Podium ihre Standpunkte. Dann bekommt das Publikum Gelegenheit, Fragen zu stellen. Dabei gilt, dass eine Frage an eine bestimmte Person auf dem Podium gerichtet wird, die als Erste antwortet. Anschließend können die anderen Gruppenvertreter/-innen auf dem Podium etwas ergänzen. Es sollten mindestens so viele Fragerunden erfolgen, dass jede im Publikum vertretene Interessengruppe eine Frage stellen kann.

Am Ende der Diskussionsrunde erhält jede Interessengruppe den Auftrag, Lösungen und Kompromisse zu finden. Gruppen, die Argumente gegen den autofreien Verkehr vorgebracht haben, werden aufgefordert, konkrete Bedingungen zu formulieren: Unter welchen Umständen könnten sie sich mehr nachhaltige Mobilität vorstellen? Die anderen Gruppen erhalten die Möglichkeit, ergänzende Lösungsideen vorzuschlagen.

Zum Abschluss bewerten die Schüler/-innen die Ergebnisse der Diskussion sowie die Diskussion selbst in einer Blitzlicht-Runde:

  • Haben alle Gruppen ihre Argumente sinnvoll einbringen können?
  • Welche Bedeutung hatten die Sachargumente?
  • Halten die Schüler/-innen einen "autofreien" Verkehr für möglich?
  • Welche Beispiele können sie nennen?
  • Welche Beispiele für mehr nachhaltige Mobilität sind am ehesten in der eigenen Stadt beziehungsweise Region umsetzbar?

Erweiterungen

  • Die Schüler/-innen können ihren Weg zur Schule dokumentieren. Sie notieren, welche Verkehrsmittel sie nutzen und was ihnen daran gefällt beziehungsweise missfällt. Die Schüler/-innen können für die Dokumentation auch Fotos typischer Situationen oder wichtiger Orte machen – zum Beispiel Stau an einer Kreuzung, Gedränge an der Bushaltestelle, langes Warten an der Fußgängerampel, auf dem Smartphone spielen in der U-Bahn etc. Die Ergebnisse werden in der Klasse vorgestellt und besprochen. Dies kann auch als Hausaufgabe und alternativer Einstieg in den Unterricht gewählt werden.
  • Die Schüler/-innen fragen in der Familie oder im Bekanntenkreis, wie der Verkehr früher war. Wie haben sich die Eltern und/oder Großeltern fortbewegt, als sie noch Kinder waren? Gab es früher vergleichbar viel Autoverkehr auf den Straßen? Waren sie schon so mobil wie heute und sind sie vergleichbar viel unterwegs gewesen – im Alltag und/oder im Urlaub?
  • Anregungen für einen alternativen Einstieg bieten die Materialien des Bundesumweltministeriums "Umweltfreundlich mobil". Auf Seite 49 findet sich der Text "Millenniumskind". In diesem Zukunftsszenario schildert eine fiktive Person, geboren im Jahr 2000, die Verkehrssituation 2040.
  • Zum Thema nachhaltige Stadtentwicklung bietet das Thema der Woche "Wer baut die Stadt von morgen?" Informationen und Vorschläge für den Unterricht.
  • Positiv- und Negativbeispiele für nachhaltige Mobilität in der eigenen Umgebung der Schüler/-innen können in einem Fotoblog oder einer Fotoausstellung dokumentiert werden. Die Schüler/-innen können für die Negativbeispiele auch gleich Lösungen entwickeln und diese zum Beispiel durch eine Collage visualisieren.
  • Die Klasse recherchiert Daten zum Verkehrsaufkommen und bereitet diese auf. Geeignete Rohdaten finden sich in der Studie "Mobilität in Deutschland 2008". An einer Aktualisierung der Studie wird zurzeit gearbeitet. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht mit "Verkehr auf einen Blick" (2013) aktuelle Zahlen. Ebenso bietet das Umweltbundesamt Daten zum Verkehr.
  • Die kostenfreie Bildungsbox "Mobilität" der Heinrich Böll Stiftung umfasst vielfältige Bildungsmaterialien zum Thema Verkehrswende, unter anderem ein Planspiel, Podcasts, Infografiken, Filmclips, Texte sowie Handreichungen mit Unterrichtsvorschlägen ab der 10. Klasse.

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Die Schülerinnen und Schüler lernen die Vor- und Nachteile von Mobilität kennen und sachlich zu bewerten, um Schlussfolgerungen für ihr eigenes Handeln zu ziehen.

[Stand: Dezember 2012. Dieses Angebot wird nicht mehr aktualisiert. Allgemeingültige Arbeitsblätter ohne Bezug zu aktuellen Entwicklungen sind jedoch weiterhin nutzbar. Druckexemplare stehen leider nicht zur Verfügung.]

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15.06.2017
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Die Materialien enthalten Informationen in Form von Rollenbeschreibungen und kurzen Sachtexten zur Vorbereitung auf ein Rollenspiel: Das Szenario sieht eine öffentliche Sitzung des Stadt- oder Gemeinderates vor, in deren Verlauf über ein neues, möglichst autofreies Verkehrskonzept diskutiert wird.

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Zielgruppe