Veröffentlicht auf Umwelt im Unterricht: Materialien und Service für Lehrkräfte – BMUV-Bildungsservice (http://www.umwelt-im-unterricht.de)

05.09.2019 | Unterrichtsvorschlag

Umweltprobleme und Umweltpolitik in der DDR

Fabrik in Lauchhammer in der DDR
Sekundarstufe

Anhand von Fotos und Zeitzeugenberichten informieren sich die Schüler/-innen über die Umweltsituation in der DDR vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten 1990. Sie erarbeiten, wie der Staat agierte und was dies für Menschen bedeuten konnte, die sich für den Umweltschutz einsetzten. Die Schüler/-innen benennen wichtige Veränderungen seit der Wiedervereinigung aus ökologischer Sicht und  reflektieren, welche Möglichkeiten es in unserer heutigen Demokratie gibt, Umweltprobleme anzugehen.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler/-innen …

  • lernen zentrale Kennzeichen des Wirtschaftssystems der DDR kennen und ergänzen diese durch eigenes Sachwissen,
  • beschreiben menschliche Einflüsse auf die Umwelt am Beispiel der Umweltsituation in der DDR,
  • lernen am Beispiel der Umweltpolitik die Rolle des Staates und der Opposition in der DDR kennen,
  • schulen ihre Urteils- und Argumentationskompetenz durch einen Vergleich von Funktion und Handlungsmöglichkeiten der Umweltbewegung in der DDR mit denen von Umweltschutzinitiativen in der heutigen Bundesrepublik,
  • fundieren ihre Methodenkompetenz durch das Erörtern von Chancen und Grenzen der Umweltpolitik am Beispiel der gewandelten Umweltsituation auf dem Gebiet der ehemaligen DDR,  
  • vertiefen ihre Präsentations- und Argumentationskompetenz durch das selbstständige Recherchieren von Informationen, deren Zusammenstellung, Aufbereitung und Präsentation.

Umsetzung

Einstieg

Die Leitfragen für den Unterricht lauten: Was kennzeichnete die Umweltsituation in der DDR vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten 1990? Was sind die Unterschiede im Vergleich mit der heutigen Situation in Deutschland?

Zum Einstieg präsentiert die Lehrkraft einige Motive der Bilderserie zur Umweltsituation in der DDR (mittels Beamer oder Whiteboard), ohne weitere Informationen bekannt zu geben. Sie fordert die Schüler/-innen auf, im Plenum erste Eindrücke zu äußern (Was seht ihr? Was denkt ihr? Was fühlt ihr?). Gegebenenfalls können Ausschnitte aus dem Film "Bitteres aus Bitterfeld" (3:14 Min.) gezeigt werden, den Umweltaktivisten in der DDR 1988 heimlich gedreht haben. 

Erst danach erläutert die Lehrkraft den Hintergrund der Bilder und den Anlass der Unterrichtseinheit: die Auseinandersetzung mit der DDR und der Wiedervereinigung Deutschlands. Die Schüler/-innen tragen im Rahmen eines Brainstormings zusammen, was sie bisher über die DDR und die Wiedervereinigung wissen und was dies mit den gezeigten Bildern zu tun haben könnte. 

Die Ergebnisse werden in Stichworten für alle sichtbar festgehalten (zum Beispiel in Form einer Mindmap). Gegebenenfalls ergänzt die Lehrkraft nötige Informationen und klärt erste Fragen.

Anschließend stellt sie die Leitfragen der Unterrichtseinheit vor. Sie kündigt an, dass diese im weiteren Verlauf geklärt werden.

Arbeitsphase

Die Schüler/-innen erhalten den Auftrag, mithilfe der Materialien zu recherchieren und die Ergebnisse in anschaulicher Form aufzubereiten. Die Materialien enthalten Zitate und Ausschnitte aus Zeitzeugenberichten sowie Recherchetipps zu Internetquellen. Auch ein Online-Beitrag des Magazins Stern mit Vorher-nachher-Ansichten kann verwendet werden.

Bei der Recherche sollen folgende Fragen bearbeitet werden:

  • Benenne Umweltprobleme, die in den Materialien angesprochen werden, sowie ihre Ursachen. 
  • Wie wichtig war deiner Meinung nach der Umweltschutz für die Politik der  DDR-Regierung? Begründe.
  • Beschreibe, wie der Staat bezüglich der Umweltprobleme handelte.
  • In der DDR gab es Bürgerinnen und Bürger, die sich sehr für den Umweltschutz einsetzten. Unter welchen Bedingungen handelten sie?
  • Wie hat sich die Umweltsituation in den neuen Bundesländern seit der Wiedervereinigung verändert?

In Gruppenarbeit bereiten die Schüler/-innen die Rechercheergebnisse auf. Dies kann zum Beispiel in Form eines Plakates geschehen. Dabei können gegebenenfalls verschiedene Gruppen verschiedene Umweltprobleme beispielhaft erläutern.

Je nach Vorkenntnissen, Lernniveau und Zeitbudget für die Recherche können für die Aufbereitung inhaltliche Eckpunkte und Elemente der Darstellung vorgegeben werden. Mögliche Vorgaben sind zum Beispiel:

  • Beschreibung des Umweltproblems, gegebenenfalls ergänzt durch Fallbeispiele, Fotos und Daten.
  • Ursachen: Wie kommt es zu dem Problem?
  • Staatliche Politik: Wie verhalten sich Regierung und Behörden zu dem Problem?
  • Bürgerinitiativen: Wie verhalten sich Umweltschützer/-innen?
  • Zeitlicher Verlauf: Wie verändert sich die Umweltsituation im Laufe der Zeit – in der DDR, während der Friedlichen Revolution und danach? Benenne wichtige Ereignisse, welche die Situation maßgeblich beeinflusst haben. (Gegebenenfalls Darstellung als Zeitstrahl)

Abschluss

Im Sinne der Lernmethode "Museumsrundgang" werden die Plakate vorgestellt und bewertet. Dazu mischen sich die Gruppen zunächst. In den Mischgruppen ist jeweils nur  ein Schüler/eine Schülerin aus der Stammgruppe vertreten, die gemeinsam ein Plakat erstellt hat. Jede dieser neuen Gruppen stellt sich an einem Plakat auf. 

Die Person, die an dem jeweiligen Plakat gearbeitet hat, stellt das Ergebnis vor. Die anderen Gruppenmitglieder können Fragen stellen und kommentieren. Gemeinsam bewertet die Gruppe die Entwicklung der jeweiligen Umweltsituation und die damit verknüpften Prozesse der Umweltpolitik aus heutiger Sicht.

Nach Ablauf einer vorgegebenen Zeit gibt die Lehrkraft ein Signal (zum Beispiel ein Gong). Die Gruppen bewegen sich daraufhin im Uhrzeigersinn zum nächsten Plakat, welches wiederum von den jeweils mitwirkenden Schülern/Schülerinnen vorgestellt wird.  

Nachdem alle Plakate auf diese Weise besprochen wurden, diskutieren die Schüler/-innen im Plenum folgende Punkte: 

  • Welche der in der DDR vorhandenen Umweltprobleme sind gelöst, welche sind heute noch relevant und welche anderen/neuen Probleme gibt es?
  • Welche Rolle spielte der Umweltschutz aus staatlicher Sicht in der DDR, und welche Rolle spielt der Staat bei Umweltfragen heute?
  • Was sind heute die Handlungsmöglichkeiten von Umweltinitiativen im Vergleich zu früher?

Die Lehrkraft weist gegebenenfalls darauf hin, dass die Entwicklung der Umweltsituation in den neuen Bundesländern mit enormen sozialen Veränderungen verknüpft war und ist (zum Beispiel verbesserte Lebensqualität, aber auch Massenarbeitslosigkeit in Folge der Deindustrialisierung – siehe Hintergrundtext).

Zuletzt kann der Bezug zu den persönlichen Ansichten der Schüler/-innen hergestellt werden. Im Rahmen einer Blitzlicht-Umfrage beantworten sie die folgenden Fragen:

  • Was ist dir in Bezug auf die Umwelt besonders wichtig?
  • Was kannst du persönlich in der heutigen Demokratie dafür tun?

Erweiterung

Mittels einer Spurensuche wird ein Bezug zum Lebensumfeld der Schüler/-innen hergestellt. Diese kann in jeder Region durchgeführt werden, sowohl in ostdeutschen als auch westdeutschen Bundesländern. Die Schüler/-innen führen dabei Interviews mit Zeitzeugen zur Veränderung der Umweltsituation in der Region in den vergangenen Jahrzehnten. Dabei sollte ein geeignetes konkretes Thema beziehungsweise ein konkreter Ort vorgegeben werden, die sich eignen, um anschauliche Vergleiche herstellen zu können. In der Regel bieten sich bekannte regionale Umweltthemen an – zum Beispiel die Entwicklung eines bestimmten Betriebes beziehungsweise dessen Umfeld, die Luftqualität in einem Industriegebiet, der Zustand von bestimmten Gewässern, Flächen oder Waldgebieten, die Verkehrssituation et cetera. Nach Möglichkeit sollten Recherchen und Interviews mit einem Ortsbesuch verbunden werden. Auch die Entwicklung der Einstellung der Menschen zum Umweltschutz kann thematisiert werden.

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