02.07.2020 | Unterrichtsvorschlag

Wer macht die Gesetze in Europa?

Kind mit Mikro
Grundschule

Am Beispiel von europäischen Umweltregelungen lernen die Schüler/-innen zentrale Aufgaben der Europäischen Union kennen. Sie diskutieren echte und fiktive Beispiele für EU-Umweltgesetze, erfahren wichtige Inhalte der EU-Umweltpolitik und formulieren eigene Forderungen an die EU.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler/-innen …

  • lernen grundlegende Informationen zum Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union kennen,
  • tragen themenbezogene Informationen aus Wahlkampagnen zusammen und prüfen deren Bedeutung,
  • erkunden Möglichkeiten von Kindern, an Entscheidungen im Gemeinwesen teilzuhaben, und überlegen Beteiligungsmöglichkeiten,
  • festigen ihre Kommunikationskompetenz, indem sie eigene Stellungnahmen formulieren, begründen und diskutieren,
  • prüfen die eigenen Urteils- und Handlungskompetenzen durch die Auseinandersetzung mit den persönlichen Bedürfnissen und den Bedürfnissen anderer.

Voraussetzungen

Die Unterrichtseinheit setzt grundlegendes Vorwissen über Europa wie die Existenz unterschiedlicher europäischer Länder sowie über die Demokratie voraus. Zu diesen Themen sind verschiedene für die Grundschule geeignete Materialien kostenlos im Internet verfügbar. Einige Links finden sich in den Erweiterungsvorschlägen am Ende dieses Textes.

Umsetzung

Die Leitfragen der Unterrichtseinheit lauten: Warum ist die Europäische Union wichtig für den Umweltschutz in Deutschland? Und wie können die Menschen in Deutschland die Umweltregeln der EU beeinflussen?

Einstieg

Die Lehrkraft verweist zum Einstieg auf aktuelle Anlässe mit Bezug zur EU-Umweltpolitik, die es häufig gibt. Dazu gehören neben Wahlen beispielsweise die deutsche EU-Ratspräsidentschaft 2020 sowie Diskussionen und Medienberichte über die EU-Politik (Anregungen hierzu finden sich in den Erweiterungsvorschlägen am Ende dieses Textes).

Im Gesprächskreis sammeln die Schüler/-innen erste Vermutungen, worum es bei dem gewählten Thema geht und was sie hierzu und allgemein zur Europäischen Union bereits wahrgenommen haben (zum Beispiel bei der Europawahl die Wahlplakate, die europäische Flagge oder den Euro).

Bei Bedarf können zusätzlich Medienbeiträge präsentiert werden, beispielsweise ein passender Ausschnitt aus der Kindernachrichtensendung logo!, ein Beitrag aus dem SWR Kindernetz, ein kindgerechter Zeitungsartikel oder Ähnliches (mehr Anregungen unter Erweiterung)

Gemeinsam werden daran anknüpfend folgende grundlegende Fragen geklärt:

  • Was ist die Europäische Union? (ein Zusammenschluss europäischer Länder, die eng zusammenarbeiten)
  • Welche Aufgaben hat sie? (gemeinsame Gesetze entscheiden):

Gegebenenfalls klärt die Lehrkraft offene Fragen (Infos unter anderem im Hintergrundtext). Die wichtigsten Ergebnisse werden für alle sichtbar notiert.

Arbeitsphase

Die Lehrkraft stellt in Form von kurzen Aussagen fiktive und echte Beispiele für EU-Gesetze beziehungsweise -Regelungen vor. Die Schüler/-innen sollen entscheiden, welche echt sind. Die Beispiele können ausreichend groß ausgedruckt und in die Mitte gelegt werden (W steht für wahr, F für falsch):

  • Lampen, die zu viel Strom verbrauchen, dürfen nicht verkauft werden. (W)
  • Bananen, die nicht krumm genug sind, dürfen nicht verkauft werden. (F)
  • Bio-Obst kann man am Siegel erkennen. (W)
  • Nachts darf in Wohngebieten nicht zu viel Lärm herrschen, weil das krank machen kann. (W)
  • Spielzeug muss stabil und ungefährlich sein. (W)
  • Die Abgase von Autos sollen immer weniger schädlich werden. (W)
  • In Stadtparks müssen immer einige Bäume für Vogelnester reserviert sein. (F)
  • Wenn Wale vorbeischwimmen, müssen Schiffe anhalten. (F)
  • Damit die Luft an vielbefahrenen Straßen besser wird, müssen Autofahrer dort den Motor ausschalten und ein Stückchen rollen.
  • Die Polizei kontrolliert bald Mülltonnen, damit die Leute den Müll besser sortieren. (F)

Im Anschluss wird aufgelöst, welche Beispiele wahr und welche falsch sind.

Die Lehrkraft fordert die Schüler/-innen auf, Ideen zum Hintergrund der richtigen Beispiele zu sammeln: Warum wurden diese Regelungen beschlossen? Warum wurden sie auf EU-Ebene beschlossen?

Die Lehrkraft informiert gegebenenfalls über den tatsächlichen Hintergrund und klärt offene Fragen. Informationen dazu enthält der Hintergrundtext.

Im Anschluss stellen die Schüler/-innen in Gruppen- oder Partnerarbeit eigene Forderungen zur Umweltpolitik auf ("Was ist euch wichtig?"). Die Gruppen erhalten den Auftrag, jeweils fünf eigene Vorschläge zu formulieren.

Die Gruppen beziehungsweise Partner stellen ihre Forderungen der Klasse vor. Die Klasse stimmt per Handzeichen darüber ab, ob sie die Forderungen gut findet oder nicht. Die Lehrkraft weist darauf hin, dass es unterschiedliche Meinungen darüber geben kann, welche Regelungen gut sind und welche nicht. Bei persönlichen Meinungen gibt es im Gegensatz zu Behauptungen über Tatsachen kein "Richtig" oder "Falsch", denn die Menschen können ganz unterschiedliche Gründe für ihre Meinung haben.

Die Ergebnisse werden für alle sichtbar notiert.

Abschluss

Im Unterrichtsgespräch im Plenum werden die Ergebnisse diskutiert. Die Lehrkraft fordert die Schüler/-innen auf, in einer "Blitzlicht"-Runde jeweils den Vorschlag zu benennen, der ihnen am wichtigsten ist, und dies zu begründen.

Anschließend kann die Lehrkraft den Prozess erläutern, den ein Vorschlag durchläuft, bevor er zum Gesetz wird.

Gegebenenfalls kann zum Abschluss die Frage der Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen thematisiert werden:

  • Findet ihr, dass es auch aus der Sicht von nicht wahlberechtigten Kindern und Jugendlichen wichtig ist, in Europa mitzubestimmen?
  • Würdet ihr wählen gehen?

Ergänzend können Ideen gesammelt und kann notiert werden, welche Möglichkeiten der Mitbestimmung Kinder haben, auch wenn sie noch nicht wahlberechtigt sind. Dazu gehören zum Beispiel Interessenvertretungen in Schule, Verein oder in der Kommune, der Austausch in der Familie oder das Engagement für Anliegen wie Umwelt- oder Tierschutz in Organisationen und Verbänden wie NABU, BUND, WWF oder Greenpeace. (Anregungen finden sich auch im Unterrichtsvorschlag Wenn ihr mich fragt – Mitbestimmung von Kindern.)

Erweiterung

  • Alternativ kann der Auftrag für die Gruppen in der Arbeitsphase lauten, sich eine eigene (Umwelt-)Partei auszudenken und Forderungen zu formulieren, die auf Plakaten stehen könnten. Je nach verfügbarer Zeit gestalten die Gruppen die eigenen Plakate und stellen sie aus. Anschließend kann eine geheime Wahl mit Stimmzetteln durchgeführt werden. Die Ergebnisse der Wahl werden im Plenum diskutiert (Wäre es wirklich möglich und wünschenswert, die Forderungen/Versprechen umzusetzen?).
  • Zum Einstieg können aktuelle Anlässe und öffentliche Diskussionen mit Bezug zur EU-Umweltpolitik aufgegriffen werden. Diese gibt es häufig, da EU-Politik und die Gesetzgebung auf EU-Ebene eine große Bedeutung für Politik und Alltag in Deutschland haben. Geeignete Themen der jüngeren Vergangenheit sind zum Beispiel das Verbot von Einweg-Plastikprodukten, die Regelungen zur Luftqualität, um die es in der Debatte um Diesel-Fahrverbote geht, oder die Bestimmungen der Ökodesign-Richtlinie, die festlegt, wie umweltverträglich und energieeffizient bestimmte Produkte sein sollten. Unter anderem ist sie Grundlage der Energieeffizienz-Kennzeichnung von Elektrogeräten.

Europäische Union: Unterrichtsmaterialien für die Grundschule

Auch für die Grundschule sind geeignete Materialien kostenlos im Internet verfügbar, zum Beispiel:

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Open Educational Resources Logo Umwelt im Unterricht unterstützt die Erstellung von Bildungsmaterialien unter offenen Lizenzen im Sinne der UNESCO.

HintergrundGrundschuleSekundarstufe
02.07.2020

Die EU ist nicht nur weltweit für Wirtschaft und Politik von Bedeutung, sondern auch für den Alltag der Bürgerinnen und Bürger in den Mitgliedstaaten. Wie bei anderen Themen haben in den Bereichen Umwelt-, Klima- und Naturschutz viele Regelungen und Gesetze ihren Ursprung auf europäischer Ebene.

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