Veröffentlicht auf Umwelt im Unterricht: Materialien und Service für Lehrkräfte – BMUV-Bildungsservice (http://www.umwelt-im-unterricht.de)

02.07.2020 | Unterrichtsvorschlag

Wie entsteht EU-Umweltrecht?

Sekundarstufe

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit den drei wichtigsten Akteuren bei der Gesetzgebung auf europäischer Ebene auseinander: mit dem Europäischen Parlament, dem Rat der Europäischen Union und der Europäischen Kommission. Anhand von konkreten Beispielen aus der Umweltpolitik verfolgen sie den Weg der Gesetzgebung sowie den Einfluss verschiedener Akteurinnen und Akteure.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler/-innen …

  • analysieren politische Strukturen themenbezogen am Beispiel der Gesetzgebung auf EU-Ebene,
  • erkunden die Rollen sowie die Handlungsmöglichkeiten der Wahlberechtigten sowie anderer Akteure in Bezug auf die Umweltpolitik der EU,
  • recherchieren fragengeleitet Informationen in Sachtexten zu Institutionen der EU,
  • stärken ihre Methoden- beziehungsweise Präsentationskompetenz durch die Gestaltung eines Schaubildes zum Gesetzgebungsprozess auf EU-Ebene,
  • schulen ihre Urteils- und Argumentationskompetenz, indem sie am Beispiel von umweltpolitischen Forderungen Einflussmöglichkeiten auf die Umweltpolitik der EU bewerten,
  • stärken ihre Handlungskompetenz, indem sie Argumente für eine Beteiligung von Wahlberechtigten an der Europawahl formulieren und diskutieren.

Voraussetzungen

Die Unterrichtseinheit setzt grundlegendes Vorwissen über die Europäische Union voraus. Einige Links zu Materialien für eine kompakte Themeneinführung finden sich in den Erweiterungsvorschlägen zu diesem Unterrichtsvorschlag am Ende dieses Textes.

Umsetzung

Die Leitfragen der Unterrichtseinheit lauten: Wie werden auf EU-Ebene Regeln zu Umwelt-, Klima- und Naturschutz "gemacht"? Wie können die Bürgerinnen und Bürger darauf Einfluss nehmen?

Einstieg

Die Lehrkraft verweist zum Einstieg auf einen aktuellen Anlass beziehungsweise öffentliche Debatten mit Bezug zur EU-Umweltpolitik. Mögliche Anlässe sind beispielsweise die deutsche EU-Ratspräsidentschaft 2020, die Vorstellung des "European Green Deal" durch die EU-Kommission oder andere umweltpolitische Initiativen sowie Europawahlen (weitere Anregungen hierzu finden sich in den Erweiterungsvorschlägen am Ende des Textes).

Zudem nennt die Lehrkraft die Leitfragen für die Unterrichtseinheit.

Die Lehrkraft stellt Medienberichte zum gewählten Anlass vor. Anlässlich von Europawahlen können auch Aussagen aus der Wahlwerbung der Parteien genutzt werden, die Bezug zur Umweltpolitik haben. Bei einer anstehenden Wahl kann zum Einstieg der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung genutzt werden.

Die Lehrkraft fordert die Schüler/-innen auf, im Plenum zu benennen, welche umweltpolitischen Forderungen ihnen in den Medienberichten beziehungsweise den Aussagen der Parteien aufgefallen sind. Die Ergebnisse werden für alle sichtbar notiert.

Zudem werden die Schüler/-innen aufgefordert, ihre Meinungen beziehungsweise Vermutungen zu folgenden Fragen zu äußern:

  1. Was spricht dafür, im Zusammenhang mit den genannten Themen europaweite Regelungen zu finden?
  2. Welche Rolle spielen der Rat der Europäischen Union (und dessen Vorsitz), das Europäische Parlament und die EU-Kommission bei den bei genannten Themen?

Bei Bedarf können auch offene Fragen gesammelt werden. Sofern die Antworten im weiteren Verlauf durch die Schüler/-innen selbst erarbeitet werden können, werden gegebenenfalls die Aufträge der Arbeitsphase um diese Fragen ergänzt.

Arbeitsphase

Die Klasse erhält den Auftrag, in kleinen Gruppen zu den oben genannten Fragen zu recherchieren (Was spricht dafür, für die genannten Themen europaweite Regelungen zu finden? Welche Rolle spielen der Rat der Europäischen Union, dessen Vorsitz, das Europäische Parlament und die EU-Kommission bei den genannten Themen?).

Die Ergebnisse sollen in Form eines Schaubilds aufbereitet werden. Es soll vorrangig den Weg der Gesetzgebung in der EU, aber auch den Einfluss verschiedener Akteure veranschaulichen.

Die Schüler/-innen erhalten entsprechende Arbeitsmaterialien zum Thema Umweltpolitik in Europa. Diese beinhalten zu ausgewählten Themenbereichen der EU-Umweltpolitik die wichtigsten Informationen, Hinweise zu weiterführenden Recherchen in Internetquellen sowie Hinweise zur Anfertigung des Schaubilds. Bildmaterial für das Schaubild kann der Bilderserie entnommen werden.

Die Aufträge lauten:

  1. Notiere Argumente zur Frage: Warum sollte für [einen ausgewählten Aspekt der EU-Umweltpolitik] eine Regelung auf EU-Ebene gefunden werden?
  2. Beschreibe, wie sich die EU-Gesetzgebung [zum ausgewählten Aspekt] auf Deutschland auswirkt.
  3. Benenne die Akteure, die auf die EU-Gesetzgebung [zum ausgewählten Aspekt] Einfluss nehmen.
  4. Beschreibe, welchen Einfluss die Bürger/-innen auf die Gesetzgebung in der EU nehmen können.
  5. Gibt es [zum ausgewählten Aspekt] unterschiedliche Meinungen oder Interessenkonflikte? Benenne diese.

Abschluss

Die Gruppen stellen ihre Ergebnisse im Plenum vor.

Auf der Grundlage des erarbeiteten Wissens diskutieren die Schüler/-innen erneut gemeinsam die Fragen, die zu Beginn vorgestellt wurden:

  1. Was spricht dafür, für die genannten Aspekte der Umweltpolitik europaweite Regelungen zu finden?
  2. Welche Rolle spielen der Rat der Europäischen Union (und dessen Vorsitz), das Europäische Parlament und die EU-Kommission bei den genannten Themen?

Anlässlich der deutschen Ratspräsidentschaft kann die Lehrkraft darauf hinweisen, dass die Präsidentschaft eigene inhaltliche Schwerpunkte setzen kann. Sie nennt die angekündigten Schwerpunkte im Umweltbereich und stellt diese zur Diskussion. So legt Deutschland im den Fokus auf Themen wie Klimaschutz, die Biodiversitätsstrategie sowie Digitalisierung und Umwelt. (Siehe Hintergrundtext sowie Internetseite der deutschen Ratspräsidentschaft eu2020.de)

Zum Abschluss werden die Erkenntnisse aus der Arbeitsphase in Bezug zur Leitfrage gesetzt, was die Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf die Umweltpolitik bewirken können. Die Lehrkraft fordert die Schülerinnen und Schüler auf, eine begründete Bewertung hierzu abzugeben.

Ergänzend kann die Partizipation von Jugendlichen thematisiert werden:

  • Findet ihr, dass es auch aus der Sicht von nicht wahlberechtigten Jugendlichen wichtig ist, in Europa mitzubestimmen? Wenn ja, wie könnten Jugendliche die Abgeordneten in ihren Entscheidungen beeinflussen?
  • Was können Schüler/-innen noch tun, um sich auf europäischer Ebene für etwas einzusetzen, das ihnen wichtig ist?
  • Würdet ihr wählen gehen? Warum?

Erweiterung

  • Zum Einstieg können aktuelle Anlässe und öffentliche Diskussionen mit Bezug zur EU-Umweltpolitik aufgegriffen werden. Diese gibt es häufig, da EU-Politik und die Gesetzgebung auf EU-Ebene eine große Bedeutung für Politik und Alltag in Deutschland haben. Geeignete Themen der jüngeren Vergangenheit sind zum Beispiel das Verbot von Einweg-Plastikprodukten, die Regelungen zur Luftqualität, um die es in der Debatte um Diesel-Fahrverbote geht, oder die Bestimmungen der Ökodesign-Richtlinie, die festlegt, wie umweltverträglich und energieeffizient bestimmte Produkte sein sollten. Die Richtlinie ist unter anderem Grundlage der Energieeffizienz-Kennzeichnung von Elektrogeräten.
  • Die Schüler/-innen erarbeiten eigene politische "Prüfsteine". Als Vorbild können die Forderungen dienen, die verschiedene Umweltverbände regelmäßig vor Wahlen veröffentlichen. Die Schüler/-innen formulieren, was aus ihrer Sicht Ziele der EU-Umweltpolitik sein sollten. Sie recherchieren in den Veröffentlichungen der EU-Institutionen (beziehungsweise in den Positionen verschiedener Parteien) und bewerten deren Positionen im Vergleich zu ihren eigenen Prüfsteinen.
  • Die Schüler/-innen entwerfen selbst eine fiktive (Umwelt-)Partei und formulieren einen Slogan. In einem kurzen Parteiprogramm begründen sie die Auswahl ihres Themas. Auf dieser Grundlage kann eine Diskussionsrunde mit Kandidaten/Kandidatinnen dieser selbst entworfenen "Parteien" durchgeführt werden und gegebenenfalls eine (geheime) Abstimmung, bei der die fiktiven Parteien zur Wahl stehen.

EU: Materialien zur Einführung

Für eine allgemeine, kompakte Einführung zu den Institutionen der EU sind zahlreiche Materialien kostenlos im Internet erhältlich, zum Beispiel:

Das vorliegende Thema der Woche kann zudem mit folgenden Materialien beziehungsweise Projekten verknüpft werden:

Creative Commons LizenzvertragDieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

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Open Educational Resources Logo Umwelt im Unterricht unterstützt die Erstellung von Bildungsmaterialien unter offenen Lizenzen im Sinne der UNESCO.

HintergrundGrundschuleSekundarstufe
02.07.2020

Die EU ist nicht nur weltweit für Wirtschaft und Politik von Bedeutung, sondern auch für den Alltag der Bürgerinnen und Bürger in den Mitgliedstaaten. Wie bei anderen Themen haben in den Bereichen Umwelt-, Klima- und Naturschutz viele Regelungen und Gesetze ihren Ursprung auf europäischer Ebene.

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