Veröffentlicht auf Umwelt im Unterricht: Materialien und Service für Lehrkräfte – BMUV-Bildungsservice (http://www.umwelt-im-unterricht.de)

03.12.2020 | Unterrichtsvorschlag

Woran erkenne ich ein nachhaltiges Produkt?

Sekundarstufe

"Niedriglohn-Produkt" oder "Fairtrade"? Die Schüler/-innen bewerten ausgewählte Produkte, die mit realen und erfundenen Siegeln ausgezeichnet sind. Sie sammeln selbstständig Informationen über die Produkte, deren Herstellung und den damit verbundenen ökologischen und sozialen Folgen. Zusätzlich reflektieren sie die Bedeutung und Qualität von Produktsiegeln, um schlussendlich eine Kaufstrategie für nachhaltigen Konsum zu erstellen.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler/-innen …

  • lernen ausgewählte existierende und fiktive Siegel zur Produktkennzeichnung kennen,
  • formulieren Kriterien für nachhaltigen Konsum,
  • schulen ihre Urteilskompetenz durch das Bewerten unterschiedlicher Kaufentscheidungen,
  • verbessern ihre Präsentations- und Kommunikationskompetenz in Gesprächen und durch die Vorstellung eigener Ergebnisse,
  • fördern ihre Handlungskompetenz, indem sie einen begründeten eigenen Standpunkt zum nachhaltigen Einkaufen formulieren.

Umsetzung

Einstieg

Die Leitfragen der Unterrichtseinheit lauten:

  • Wie gehe ich vor, wenn ich nachhaltig einkaufen möchte?
  • Welche Informationen brauche ich dafür?

Zum Einstieg präsentiert die Lehrkraft verschiedene herkömmlich sowie nachhaltig hergestellte Produkte. Es können entweder Fotos aus der Bildergalerie (Bild 1 bis 3) gezeigt oder alternativ mitgebrachte Gegenstände ausgelegt werden. Geeignet sind Produkte, die mit besonderen Konflikten verbunden sind. Sie sollten für Schüler/-innen zudem interessant sein. Dazu gehören unter anderem:

  • Elektronikprodukte wie Smartphones oder Laptops (zum Beispiel schlechte Arbeitsbedingungen bei der Herstellung, Umweltschäden bei der Förderung von Rohstoffen)
  • Kleidung und/oder Schuhe (zum Beispiel Umweltschäden beim Anbau von Baumwolle und durch die Verwendung von Chemikalien bei der Produktion, gefährliche Produktionsbedingungen für Arbeiter/-innen und schlechte soziale Standards)
  • Schokolade (zum Beispiel schlechte Arbeitsbedingungen auf Kakaoplantagen)

Die Schüler/-innen stellen sich vor, eine andere Person zu beschenken beziehungsweise wünschen sich selbst etwas. Sie wählen zwischen den Produkten aus, notieren ihre Entscheidung und begründen sie im Plenum.

Anschließend legt die Lehrkraft verschiedene reale und fiktive Siegel zu den Produkten aus beziehungsweise zeigt den Schülern/Schülerinnen den zweiten Teil der Bilderserie (Bild 4 bis 9). Einige fiktive Siegel sind in den Materialien enthalten und können zum Ausdrucken heruntergeladen werden.

Die Schüler/-innen überdenken ihre Produktwahl und notieren eventuelle Reaktionen und Gefühle, die die Siegel bei ihnen auslösen. Die endgültige Kaufentscheidung stellen sie erneut im Plenum vor. Anschließend diskutieren die Schüler/-innen folgende Fragen:

  • Welche der Siegel sind real und welche erfunden?
  • Wie kann man zwischen den Produkten unterscheiden, wenn keine Siegel vorhanden sind?

Arbeitsphase

Die Schüler/-innen erhalten den Auftrag, Informationen über ein Produkt ihrer Wahl einzuholen und eine "Kaufstrategie" für nachhaltigen Konsum zu erstellen. Je nach Umstand kann diese Aufgabe in Einzel- oder Gruppenarbeit durchgeführt werden.

Zunächst wählen die Schüler/-innen ein Produkt aus, beispielsweise aus dem Bereich:

  • Elektronik (zum Beispiel Smartphones, Laptops, Fernsehgeräte)
  • Textilien (zum Beispiel Schuhe, T-Shirts)
  • Nahrungsmittel (zum Beispiel Schokolade, Gemüse, Fisch, Brot)

Anschließend sammeln sie Informationen über das Produkt. Falls möglich besuchen die Schüler/-innen dafür einen entsprechenden Laden, begutachten verschiedene Varianten des Produktes vor Ort, analysieren die Verpackungen auf der Suche nach Siegeln und befragen die Verkäufer/-innen.

Mögliche Siegel dabei sind beispielsweise:

  • Elektronik: TCO, Blauer Engel, energy star
  • Textilien: Grüner Knopf, Blauer Engel, Global Organic Textile Standard (GOTS)
  • Nahrungsmittel: (EU-)Bio-Siegel, Demeter, Bioland

Zusätzlich (beziehungsweise alternativ dazu) führen die Schüler/-innen eine Recherche über das Internet durch. Sie analysieren die Produktinformationen und die Werbung und informieren sich über mögliche Siegel. Zudem finden sie heraus, welche ökologischen und sozialen Folgen mit der Herstellung der Produkte verbunden sind. Die erfundenen Siegel vom Einstieg der Unterrichtseinheit geben hierzu erste Hinweise. Die Schüler/-innen verwenden die gesammelten Informationen, um eine Checkliste zu erstellen, worauf zu achten ist und wie man vorgehen kann, wenn man nachhaltig einkaufen möchte. Als Hilfestellung erhalten sie das Arbeitsblatt Ratgeber für den nachhaltigen Einkauf unter anderem mit folgenden Fragen:

  • Wo erhalte ich Informationen über das Produkt?
  • Welche ökologischen und sozialen Probleme können bei der Herstellung des Produktes auftreten?
  • Wo erhalte ich weiterführende Informationen hierzu?
  • Gibt es Siegel für das Produkt, die mir bei der Entscheidung helfen können?
  • Was beschreiben die Siegel (Wer stellt sie aus? Wer überprüft die Qualität? Welche Anforderungen stellen sie an das Produkt?)

Abschluss

Die Schüler/-innen stellen ihre Ergebnisse vor und bewerten sie gegenseitig. Die wichtigsten Elemente einer "Entscheidungshilfe" werden an der Tafel/dem Smartboard festgehalten.

Die Lehrkraft stellt die Leitfragen der Unterrichtseinheit vor. Gemeinsam ziehen die Schüler/-innen das Fazit, dass man bei Kaufentscheidungen genau hinschauen und selber nachdenken muss, wenn man nachhaltig einkaufen möchte.

In Verknüpfung dazu können die Schüler/-innen näher auf die Rolle von Siegeln bei Kaufentscheidungen eingehen und auch die Probleme des "greenwashings" ansprechen. Informationen hierzu im Hintergrundtext.

Abschließend besprechen die Schüler/-innen folgende Fragen:

  • Verändert sich eure Kaufentscheidung aufgrund des neuen Wissens?
  • Welchen Einfluss haben Siegel auf eure Kaufentscheidung?
  • Was kann man tun, um die Umwelt zu schützen, auch wenn man sich nicht für ein nachhaltiges Produkt entscheidet/entscheiden kann? (zum Beispiel Produkt lange nutzen, reparieren, teilen)

Erweiterung

  • Die Schüler/-innen fügen die verschiedenen Checklisten zu einem Kaufratgeber zusammen und veröffentlichen diesen online, beispielsweise in einem Blog oder stellen ihn bei Schulfesten, Elternabenden oder Ähnlichem vor.
  • Die Schüler/-innen führen vertiefende Recherchen zu einzelnen Siegeln durch. Es bietet sich an, dabei sowohl empfehlenswerte als auch problematische Siegel und Produkte zu berücksichtigen und die Ergebnisse zu vergleichen. Die Portale siegelklarheit.de und label-online.de helfen dabei, geeignete Siegel auszuwählen.
  • Auf der Grundlage ihrer Recherchen gestalten die Schüler/-innen ein eigenes Siegel und stellen entsprechende Kriterien auf.

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Open Educational Resources Logo Umwelt im Unterricht unterstützt die Erstellung von Bildungsmaterialien unter offenen Lizenzen im Sinne der UNESCO.

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