29.06.2023 | Unterrichtsvorschlag

Wenn ihr mich fragt - Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen (Variante für Fortgeschrittene)

Grundschule

Wie werden Entscheidungen getroffen, und wie können Kinder und Jugendliche sich einbringen? Die Schüler*innen untersuchen ein konkretes Beispiel auf Möglichkeiten, selbst ihre Interessen einfließen zu lassen.

Überblick über den Unterrichtsverlauf

  • Einstieg: Die Schüler*innen tragen Möglichkeiten der Mitsprache bei Entscheidungen in ihrem Lebensumfeld zusammen und arbeiten heraus, welchen Einfluss sie jeweils haben und wie dieser ausgeweitet werden könnte.
  • Arbeitsphase: In Einzel- oder Gruppenarbeit setzen sich die Schüler*innen sich mit Fallbeispielen von Entscheidungsprozessen im nicht privaten Raum auseinander und finden heraus, inwiefern Kinder hier beteiligt werden können und sollten.
  • Abschluss: Im Plenum bewerten die Schüler*innen die Möglichkeiten der Beteiligung aus Sicht von Kindern und suchen nach Verbesserungsmöglichkeiten.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler*innen…

  • lernen grundlegende Ansätze der Partizipation im Zusammenhang mit Beteiligungsmöglichkeiten und Mitspracherechten kennen,
  • bewerten Entscheidungsfindungen in ihrem Lebensumfeld in Bezug auf die eigene Beteiligung und hinterfragen die eigene Rolle,
  • stärken ihre Methodenkompetenz durch die Arbeit mit schematisierten Arbeitsblättern,
  • schulen ihre Sozial- und Argumentationskompetenz durch das Arbeiten in unterschiedlichen Sozialformen, das Präsentieren eigener Ergebnisse und die Teilnahme an Diskussionen.

Umsetzung

Die Leitfragen der Unterrichtseinheit lauten:

  • Wie werden Entscheidungen in unserem Lebensumfeld getroffen?
  • Wie können Kinder sich in Entscheidungen einbringen, die sie selbst betreffen?

Einstieg

Die Lehrkraft stellt die Leitfragen vor.

Als Frage für das Plenum richtet sich die Lehrkraft an die Schüler*innen und fragt: Gab es in eurem Leben schon einmal wichtige Entscheidungen? Wurdet ihr bei diesen Entscheidungen nach eurer Meinung gefragt?
Im Plenum werden im Gespräch Erfahrungen ausgetauscht und gesammelt. Alternativ kann das Arbeitsblatt aus den Materialien zur Bearbeitung ausgeteilt werden.

Unterstützend kann die Lehrkraft Beispiele aus der Lebenswirklichkeit der Schüler*innen benennen, etwa:

  • Eure Eltern wollen in eine andere Stadt ziehen.
  • Es soll ein Auto angeschafft werden.
  • Es wird überlegt, was man in den Ferien machen kann.
  • Es soll entschieden werden, was eingekauft wird.
  • Wie viel Taschengeld sollt ihr bekommen?

Der Erfahrungsaustausch macht deutlich: Es gibt immer wieder wichtige Entscheidungen im Leben der Schüler*innen, die sie selbst betreffen, doch die Möglichkeiten der Mitsprache sind sehr unterschiedlich. Nicht immer bekommen Kinder die Möglichkeit der Mitsprache.

Die Lehrkraft macht darauf aufmerksam: Nicht nur im engeren Umfeld ist das so, sondern auch bei Entscheidungen in der Politik, in der Schule, der Stadt oder in der Gemeinde. Manchmal hat man ein Mitspracherecht und manchmal auch nicht.

Die Schüler*innen werden nach Beispielen hierfür gefragt. Die Lehrkraft beginnt eine Mindmap an der Tafel/auf dem Smartboard mit dem zentralen Feld "Mitspracherecht?".
Die Schüler*innen werden aufgefordert, Beispiele zu nennen, bei denen sie glauben, Mitspracherecht zu haben, oder bei denen sie gern nach ihrer Meinung gefragt werden möchten. Die Sammlung (Mindmap) bleibt sichtbar stehen.

Arbeitsphase

Die Schüler*innen erhalten den Auftrag, in Einzel- oder Partnerarbeit verschiedene Fallbeispiele zu bearbeiten. Sie notieren, wie in den Beispielfällen eine Entscheidung getroffen wird. Zudem ermitteln sie, ob Schüler*innen Möglichkeiten haben, sich im Beispielfall einzubringen.

Die entsprechenden Arbeitsblätter sind in den Materialien enthalten.

Abschluss

Die Ergebnisse werden im Plenum vorgestellt und diskutiert. Gegebenenfalls werden die Antworten überarbeitet oder ergänzt. Insbesondere die Begründungen der Einzelfälle sollten sorgfältig besprochen und erarbeitet werden.

Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen gegebenenfalls auf, im Plenum die Beteiligungsmöglichkeiten in einzelnen Fällen zu diskutieren und zu bewerten. Orientierungsfragen für die Diskussion können sein:

  • Werden Kinder in diesem Fall nach ihrer Meinung gefragt?
  • Warum sollten Kinder hier mitbestimmen?
  • Können Kinder bei dieser Entscheidung sogar mitbestimmen?
  • Was könnten Gründe dafür sein, dass Kinder in diesem Fall nicht mitbestimmen dürfen?

In vielen Fällen wird deutlich werden, dass die Möglichkeiten der Beteiligung aus Sicht von Kindern gering sind oder gar keine ausdrückliche Beteiligung von Kindern vorgesehen zu sein scheint.

Abschließend können folgende Fragen thematisiert werden:

  • Wie könnte die Beteiligung von Kindern verbessert werden?
  • Wie können Kinder sich beteiligen, auch wenn sie nicht extra gefragt werden?

Falls ein Entscheidungsprozess aus dem Lebensumfeld thematisiert wird, kann optional darüber diskutiert werden und gegebenenfalls zum Beispiel ein Brief an eine*n Entscheidungsträger*in formuliert und abgeschickt werden.

Erweiterung

  • Insbesondere auf kommunaler Ebene gibt es Projekte und Verfahren mit Beteiligungsmöglichkeiten. Teilweise werden ausdrücklich Kinder und Jugendliche angesprochen, zum Beispiel wenn es um Freizeit- oder Jugendeinrichtungen geht. Die Schüler*innen können aufgefordert werden, sich einen aktuellen Beteiligungsanlass aus ihrem eigenen Umfeld zu suchen. Die Klasse kann diese Beteiligung dann in Form eines Projekts durchführen.
  • Oft gibt es vor Ort Akteur*innen, die Kinder in Beteiligungsverfahren unterstützen. Einrichtungen vor Ort, wie Jugendhäuser oder das Quartiermanagement, könnten hier angesprochen und nach Beteiligungsmöglichkeiten gefragt werden.
  • Um den Schüler*innen aufzuzeigen, dass sie zum Beispiel auch in politischen Fragen gehört werden können, sind außerschulische Besuche im Rathaus, bei Kommunalpolitiker*innen oder entsprechenden Veranstaltungen denkbar. Auch der Besuch von Fachleuten in der Schule oder Gespräche per Videokonferenz sind möglich.

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