Veröffentlicht auf Umwelt im Unterricht: Materialien und Service für Lehrkräfte – BMUV-Bildungsservice (http://www.umwelt-im-unterricht.de)

29.09.2020 | Unterrichtsvorschlag

Werben für nachhaltige Produkte

T-Shirt mit Werbung für faire Produkte
Sekundarstufe

Wie lassen sich Menschen von nachhaltigem Konsum überzeugen? Am Beispiel von Schokoriegeln gehen die Schülerinnen und Schüler zunächst den negativen Auswirkungen von Konsum nach. In Gruppen entwickeln sie anschließend eigene Ansätze, wie sie faire und ökologische Produkte bewerben würden. Dabei werden auch Methoden aus dem Marketing vorgestellt.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler/-innen ...

  • lernen ausgewählte Zusammenhänge zwischen Konsum und nachhaltiger Entwicklung kennen,
  • setzen sich an Beispielen aus dem Bereich des Konsums mit den Dimensionen von Nachhaltigkeit auseinander (Schwerpunkt ökologische und soziale Dimension),
  • entwickeln ihre Methodenkompetenz durch den kritischen Umgang mit Medien,
  • schulen ihre Urteilskompetenz durch eine Reflektion ausgewählter Beispiele,
  • verbessern ihre Kommunikations- und Sozialkompetenz durch das Arbeiten in Gruppen,
  • fördern ihre Sozial- und Handlungskompetenz, indem sie nachhaltige Handlungsalternativen im Bereich des Konsums entwickeln.

Umsetzung

Die Leitfragen lauten:

  • Warum handeln wir im Alltag nicht immer nachhaltig, auch wenn wir das eigentlich wünschenswert finden?
  • Wie könnte man mehr Menschen überzeugen, nachhaltig zu konsumieren?

Einstieg

Zum Einstieg zeigt die Lehrkraft verschiedene Schokoriegel: teilweise ohne, teilweise mit Bio- oder Fairtrade-Siegel. Sie fordert die Schüler/-innen auf, im Plenum ihr Wissen zusammenzutragen beziehungsweise Vermutungen zu folgenden Fragen zu äußern:

Was könnte ein Schokoriegel mit den folgenden Aussagen zu tun haben?

  • Der Orang-Utan auf Sumatra ist vom Aussterben bedroht. (Ökologische Dimension von Nachhaltigkeit)
  • Viele Kühe müssen viele Monate lang oder das ganze Jahr über angebunden in Ställen stehen. (Ökologische Dimension)
  • Viele Kinder in Ghana und der Elfenbeinküste können nicht zur Schule gehen. (Soziale Dimension)
  • Viele Kleinbauern in Brasilien haben keine sicheren Arbeitsbedingungen. (Soziale Dimension)
  • Viele Menschen, die auf Kakaoplantagen arbeiten, haben ein sehr geringes Einkommen. (Wirtschaftliche Dimension)

Die Beiträge der Schüler/-innen werden für alle sichtbar notiert. Die Lehrkraft gliedert die Notizen – zunächst unkommentiert – bereits in drei Bereiche, denen später die Dimensionen der Nachhaltigkeit zugeordnet werden. Im Anschluss zeigt die Lehrkraft eine Bilderserie, welche die Zusammenhänge aufklärt. Im Verlauf ergänzt die Lehrkraft die Notizen und fügt die Dimensionen der Nachhaltigkeit ein. Gegebenenfalls können an dieser Stelle Unklarheiten zu den Begriffen aufgelöst werden (siehe auch Hintergrundtext).

Die Lehrkraft kündigt an, dass im Unterricht Ideen entwickelt werden sollen, wie das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum gefördert werden kann.

Die Lehrkraft weist auf folgende Fakten hin:

  • Es ist möglich, Schokoriegel zu kaufen, die nachhaltig produziert sind, das heißt, die nicht mit den genannten Problemen in Verbindung stehen.
  • Diese Schokoriegel haben aber nur einen kleinen Marktanteil. Das heißt: Die meisten Menschen kaufen andere.
  • Ähnlich sieht es in anderen Bereichen des Konsums aus: Es ist möglich, sich nachhaltig zu verhalten, aber viele Menschen tun dies nicht.

Die Lehrkraft präsentiert eine Auswahl von Daten zum Umweltbewusstsein und nachhaltigen Konsum:

In einer Studie zum Umweltbewusstsein kam heraus:

  • 96 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu: "Menschengemachte Umweltprobleme wie die Abholzung der Wälder oder das Plastik in den Weltmeeren empören mich."
  • Ebenfalls 96 Prozent Zustimmung: "Jede und jeder Einzelne trägt Verantwortung dafür, dass wir nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen."
  • 74 Prozent Zustimmung: "Ich freue mich über Initiativen, die nachhaltige Lebensweisen einfach ausprobieren, zum Beispiel Ökodörfer (...)."

Folgendes ist über das Konsumverhalten im Alltag bekannt:

  • Der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln beträgt 5,4 Prozent (Stand 2018).
  • Der Marktanteil von Textilien und Bekleidung mit einem Umweltlabel liegt bei 0,87 Prozent (Stand 2018).
  • Bei Handys ist der Marktanteil nachhaltiger Produkte 0 Prozent. Beim Umweltzeichen "Blauer Engel" gibt es die Kategorie "Mobiltelefone", aber es gibt zurzeit kein einziges Modell, welches das Zeichen trägt (Stand 2020). Nur vereinzelte Hersteller bieten Modelle an, die sie als "fair" bezeichnen.

Die Lehrkraft stellt die Leitfragen vor:

  • Warum handeln wir im Alltag nicht immer nachhaltig, auch wenn wir eigentlich dafür sind?
  • Wie könnte man mehr Menschen überzeugen, nachhaltig zu konsumieren?

Die Schüler/-innen sammeln erste Ideen zu den Leitfragen. Die Beiträge werden für alle sichtbar gesammelt.

Arbeitsphase

Die Lehrkraft stellt als Impuls ausgewählte, kurze Werbe- beziehungsweise Info-Videos vor. Es sollten mindestens ein Werbevideo für Konsumgüter gezeigt werden sowie ein Video, das für nachhaltigen Konsum wirbt. Geeignete Videos sind in den Materialien aufgeführt. Sie sind in der Regel frei im Internet verfügbar, meist bei YouTube.

Die Videos werden zunächst im Plenum besprochen. Dabei werden folgende Fragen thematisiert:

  • Welche Informationen erhalten die Zuschauerinnen und Zuschauer?
  • Für welche Zielgruppen sind die Clips gedacht?
  • Auf welche Weise sprechen diese die Konsumenten/Konsumentinnen an (zum Beispiel Gewissen, Schock, Wissen/Aufklärung, Solidarität, Humor)?
  • Welcher Clip würde die Schüler/-innen am ehesten animieren, bestimmte Produkte zu kaufen?
  • Welche sind eher abstoßend – und warum?
  • Sind den Schülerinnen und Schülern besondere Methoden aufgefallen, um die Zuschauerinnen und Zuschauer zu überzeugen?

Gegebenenfalls gibt die Lehrkraft vor dem Zeigen der Clips Hinweise, worauf die Schülerinnen und Schüler achten sollen.

Die Schülerinnen und Schüler bilden anschließend Kleingruppen und erhalten den Auftrag, Ansätze zu entwickeln, wie faire und ökologische Schokolade beworben werden kann. (Gegebenenfalls können andere Produkte thematisiert werden, siehe Hinweise in den Erweiterungsvorschlägen.)

Die Gruppen erhalten Arbeitsmaterialien zur "Persona-Methode" aus dem Marketing. Dabei werden fiktive Charaktere entworfen, die stellvertretend für die Zielgruppen stehen, die angesprochen werden sollen. Es empfiehlt sich, Jugendliche oder junge Erwachsene als Zielgruppe vorzugeben. Zudem erhalten sie ein Infoblatt, das typische Hemmnisse für nachhaltigen Konsum vorstellt.

Mithilfe von "Personas" analysieren die Gruppen Eigenschaften von Konsumentinnen und Konsumenten und entwickeln Ideen, wie sie für nachhaltigen Konsum werben könnten.

Auf Grundlage der Hinweise aus den Materialien skizzieren sie eine "Persona" und notieren in Stichworten, wie sie angesprochen werden könnte.

Abschluss

Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse und diskutieren sie. Dabei werden die Notizen vom Einstieg zu den Leitfragen erneut herangezogen.

In Form einer Tabelle werden die wichtigsten Aspekte der Problematik sowie Lösungsansätze zusammengefasst und notiert:

Hemmnisse

Lösungsansätze

Warum handeln wir im Alltag nicht immer nachhaltig, auch wenn wir eigentlich dafür sind?

Wie könnte man mehr Menschen überzeugen, nachhaltig zu konsumieren?

Negative Auswirkungen des Konsums sind nicht bekannt.

Information/Aufklärung über Zusammenhänge

Nachhaltige Produkte sind schwer zu finden.

Information über Umweltsiegel; Infos über Bezugsmöglichkeiten; bessere Präsentation im Handel

Nachhaltige Produkte sind in der Regel teurer.

Aufklärung über negative Auswirkungen konventioneller Produkte und positive Auswirkungen nachhaltiger Produkte; ggf. Hinweis auf besondere Vorteile nachhaltiger Produkte (Kleidung z.B. hat oft bessere Qualität, ist frei von Schadstoffen; technische Geräte bieten oft bessere Möglichkeiten zur Reparatur)

...

...

Zum Abschluss kann eine "Blitzlicht"-Runde durchgeführt werden: Die Schüler/-innen fassen zusammen, ob und wie sie selbst ihr Konsumverhalten verändern wollen – und wie sie selbst zu dieser Einstellung gelangt sind.

Erweiterung

  • Die Schüler/-innen erstellen Werbe- oder Informationsmaterialien für ein nachhaltiges Produkt für eine Zielgruppe ihrer Wahl, zum Beispiel T-Shirts aus Biobaumwolle, Biolebensmittel, Elektroautos, Fairtrade-Produkte, Ökostrom etc. Denkbare Werbematerialien sind zum Beispiel Plakate, Flyer oder Videos oder Broschüren. Auch Broschüren zu den verschiedenen Siegeln bieten sich an. Die Produkte können in der Schule ausgestellt werden. Materialien zu vielen der genannten Produkte finden sich bei Umwelt im Unterricht in der Rubrik Konsum.
  • Lokale Nachhaltigkeitsprojekte oder Konsummöglichkeiten untersuchen und dokumentieren: Zum Beispiel durch einen konsumkritischen Stadtrundgang (Informationen bietet Weltbewusst.org).
  • Eigenes Projekt/Schülerfirma zu nachhaltigem Konsum an der Schule (zum Beispiel Einführung von Fairtrade-Snacks am Schulkiosk) oder Gestaltung eines Leitfadens "50 Dinge, die wir tun können, um ..."

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