Veröffentlicht auf Umwelt im Unterricht: Materialien und Service für Lehrkräfte – BMUV-Bildungsservice (http://www.umwelt-im-unterricht.de)

07.04.2022 | Hintergrund

Berufe für eine nachhaltige Gesellschaft

Sekundarstufe, Grundschule

Um das Klima zu schützen und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten, verändert sich unsere Gesellschaft rasant. Das betrifft auch den Arbeitsmarkt. Das Interesse an "grünen" Jobs wächst. Gleichzeitig wird Nachhaltigkeit in allen Wirtschaftsbereichen wichtiger. Wo und wie findet man die Jobs, in denen Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt?

Klimawandel und Klimaschutz gehören seit einigen Jahren zu den herausragenden Themen in der öffentlichen Diskussion, und in der Politik ist Nachhaltigkeit zum Leitbild geworden. Ziel ist eine Gesellschaft, die unsere natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft erhält. 

Um dies zu erreichen, muss sich vieles ändern – auch der Arbeitsmarkt. Denn alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft müssen einen Beitrag leisten, von Energieversorgung und Verkehr bis hin zu Ernährung und Landwirtschaft. Politik und Fachleute sprechen daher von einem Wandel der Gesellschaft beziehungsweise von einer gesamtgesellschaftlichen Transformation (siehe Thema der Woche Der große Wandel: Wie kriegen wir die Kurve? von Umwelt im Unterricht).

Um diesen Übergang zu gestalten, werden qualifizierte Arbeitskräfte gebraucht. Angesichts der Diskussion über Themen wie Klimaschutz wächst auch das Interesse daran. Zum Beispiel werden viele Ausbildungsberufe stärker nachgefragt, die eng mit Natur und Landwirtschaft verbunden sind. Viele Job-Börsen im Internet haben sich darauf eingestellt. Es gibt Portale, die sich auf nachhaltige Jobs spezialisiert haben. Andere geben Tipps, wie man gezielt "nachhaltige" und "grüne" Jobs findet.

Welche Jobs sind besonders wichtig für die nachhaltige Gesellschaft?

Für die Orientierung auf dem Arbeitsmarkt ist es wichtig, verschiedene Begriffe zu kennen. So ist in Medienberichten und Job-Portalen oft von "Umweltberufen" und "grünen Berufen" die Rede, häufig auch von "nachhaltigen Jobs". Allerdings stecken teilweise unterschiedliche Vorstellungen dahinter.

Zum Beispiel bezeichnen deutschsprachige Fachmedien oft die 14 Ausbildungsberufe in der Landwirtschaft als "grüne Berufe", wie Gärtner*in oder Landwirt*in. Viele davon werden zwar im Grünen ausgeübt, dabei geht es aber nicht vorwiegend um Umwelt- und Naturschutz. 

Auch die Bundesagentur für Arbeit nennt bestimmte Berufe. Demnach gibt es rund 50 "Berufe im Umwelt- und Naturschutz" (Stand 3/2022). Deren Zusammenhang mit Umwelt- und Naturschutz ist sehr direkt und meist offensichtlich. In der Datenbank der Arbeitsagentur (Externer Link) finden sich unter anderem folgende Umweltberufe:

  • Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft: organisieren das Sammeln und Sortieren von Müll, führen ihn der Verwertung zu oder entsorgen ihn umweltschonend,
  • Techniker*innen der Fachrichtung Umweltschutztechnik: setzen Umweltschutzmaßnahmen um, führen Messungen und Analysen durch und sind in der umwelttechnischen Beratung tätig,
  • Umweltwissenschaftler*innen: analysieren Ursachen von Umweltproblemen, entwickeln Lösungen in den Bereichen Umweltplanung, Umwelt-, Natur- und Gesundheitsschutz und beraten Unternehmen und Verbraucher*innen zu Umweltfragen.

Dagegen werden in anderen Zusammenhängen bestimmte Berufe nicht nur als "grün" bezeichnet, sondern es geht um ihre Wirkungen, also die Ergebnisse der jeweiligen beruflichen Tätigkeiten. So versteht die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) "Green Jobs" als Berufe, die direkt oder indirekt positive Auswirkungen auf den Umwelt- und Klimaschutz haben. Jobs sind demnach "grün", wenn sie Arbeit mit Umweltschutz verbinden, also beispielsweise erneuerbare Energien verwenden oder sparsam mit Ressourcen und Energie umgehen. Beschäftigte in diesen Berufen helfen zum Beispiel, die Emissionen von Treibhausgasen sowie Abfälle und Umweltverschmutzung zu verringern. 

Das Umweltbundesamt hat unter dem Titel "Grüne Karrieren" eine Untersuchung veröffentlicht, die auf einem ähnlichen Verständnis beruht. Darin geht es um Berufe, die in einem besonderen Maße für einen Übergang in eine Green Economy – also eine nachhaltige Wirtschaft – relevant sind.

Wenn dieser Maßstab angelegt wird, ist die Bandbreite „grüner“ Berufe und Karrieren wesentlich größer als die Liste der typischen "Umweltberufe", welche die Arbeitsagentur nennt.

In welchen Branchen gibt es "grüne" Jobs?

Tätigkeiten, die besonders relevant sind für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung, finden sich insbesondere in Unternehmen der sogenannten Umweltwirtschaft. Darunter fallen Unternehmen, die Umweltschutzgüter und -dienstleistungen anbieten. Die Bandbreite reicht von Abfallwirtschaft und Recycling über Gewässerschutz und Abwasserbehandlung, Luftreinhaltung, Lärmminderung, erneuerbare Energien, umweltfreundliche Produkte, rationelle Energienutzung, Klimaschutz bis hin zu Mess-, Steuer- und Regeltechnik.

Nimmt man die Wirkung einzelner Jobs als Maßstab wie in der Definition der ILO, sind "grüne" Jobs aber auch außerhalb der Umweltbranche zu finden. Dazu zählt zum Beispiel auch, wenn sich Mechatroniker*innen mit Elektrofahrzeugen beschäftigen, wenn sich Maurer*innen um die richtige Wärmedämmung kümmern oder Energie- und Gebäudetechniker*innen Photovoltaikanlagen installieren. Auch nicht technische Berufe kommen demnach als "grüne Jobs" infrage, zum Beispiel in Handels- oder Dienstleistungsunternehmen.

Der Wandel zur "Green Economy" verändert Berufe und Arbeitsmarkt

Die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise bezieht alle Arbeitsplätze ein und wird die Strukturen des Arbeitsmarktes verändern. Sie führt dazu, dass neue Arbeitsplätze entstehen, andere wegfallen oder neugestaltet werden. 

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Menschen, die für den Umweltschutz arbeiten, stetig gestiegen. Fachleute gehen davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt für umwelt- und klimaschutzbezogene Jobs weiter positiv entwickeln wird. Demnach werden insbesondere Umwelt- und Effizienztechniken eine Schlüsselrolle für die Wirtschaft insgesamt spielen – gerade auch für klassische Wirtschaftsbereiche wie Autoindustrie oder Maschinenbau.

Ebenso verändern sich Arbeitsinhalte sowie die Qualität der Arbeit und damit verbunden die entsprechenden Qualifikationsprofile. Eine "Green Economy" erfordert demnach "green skills", also "grüne Kompetenzen". 

Dazu gehören unter anderem:

  • die Bereitschaft, sich mit nachhaltiger Entwicklung lernend auseinanderzusetzen,
  • ökonomische, ökologische und soziale Ziele zusammenführen zu können,
  • Anpassungs- und Transferkompetenz, um neue umweltfreundliche Technologien und Prozesse erlernen und anwenden zu können,
  • Innovationskompetenz, um auf Herausforderungen reagieren zu können. 

Denn neben technischem Fortschritt sind auch organisatorische und soziale Innovationen gefordert. Zum Beispiel müssen intelligente Stromnetze und Energiespeicher entwickelt werden, um den Umstieg auf erneuerbare Energien zu ermöglichen. Ein weiteres Handlungsfeld für sozialen und organisatorischen Wandel sind Städte: Hier sind zum Beispiel neue Konzepte gefragt, um in Zukunft Verkehrsströme klimaverträglich zu organisieren, Gebäude und Grünflächen an den Klimawandel anzupassen oder die Einwohner*innen verstärkt mit regionalen Lebensmitteln zu versorgen. Mehr Informationen über "grüne Kompetenzen" finden sich im Thema der Woche Berufliche Bildung: Jeder Job ist "grün" (Umwelt im Unterricht).

Wie "grün" ist ein bestimmtes Unternehmen?

Wer sich beruflich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen will, kann sich gezielt um einen Job in einem engagierten Unternehmen bemühen. 

Ob und wie sich ein Unternehmen für Nachhaltigkeit engagiert, lässt sich oft daran erkennen, ob es Umweltmanagementsysteme einsetzt, freiwillige Verpflichtungen eingeht oder entsprechende Auszeichnungen und Siegel trägt. Die bekanntesten Umweltmanagementsysteme sind EMAS der Europäischen Union (auch bekannt als EU-Öko-Audit) und die internationale Norm ISO 14001. Ihr Ziel ist es, Umwelt- beziehungsweise Nachhaltigkeitsprinzipien systematisch im Unternehmen zu berücksichtigen.

Zudem gibt es in vielen Unternehmen eine Selbstverpflichtung zu einer verantwortlichen Unternehmensführung. Sehr oft wird dafür der englischsprachige Ausdruck Corporate Social Responsibility (CSR) verwendet. In der Regel veröffentlichen vor allem große Unternehmen Informationen zu ihren CSR-Aktivitäten. Eine Reihe von großen deutschen Unternehmen wendet freiwillig den sogenannten Nachhaltigkeitskodex an, den der deutsche Rat für nachhaltige Entwicklung ausgearbeitet hat.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Siegeln, Verbänden und anderen Kennzeichnungen für Unternehmen, die für bestimmte Merkmale in Bezug auf Umweltschutz oder Nachhaltigkeit stehen. In der Landwirtschaft gibt es zum Beispiel ökologische Anbauverbände wie Bioland. Es gibt auch branchenübergreifende Verbände von Unternehmen, zum Beispiel "dasselbe in grün", der sich als Verband nachhaltiger Unternehmen bezeichnet. Ein weiterer Verband ist der Bundesverband der grünen Wirtschaft. 

Was sind die wichtigsten Wege in "grüne" Jobs?

Es gibt vielfältige Zugänge. Wesentlich ist das eigene Interesse für Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen und Offenheit für Veränderungen. 

Wer eine spezielle Ausbildung für eine Tätigkeit im Berufsfeld Umwelt- und Naturschutz absolvieren möchte, findet eine Übersicht über rund fünfzig Berufe über die Bundesagentur für Arbeit. Darunter finden sich sowohl Ausbildungsberufe als auch Berufe, die ein Studium erfordern. Zudem gibt es eine Reihe von Weiterbildungen. Weitere Informationen zu Berufen und Tätigkeiten, die direkt oder mittelbar zu Umwelt- und Klimaschutz beitragen, bieten die Portale machgruen.de und green-up-your-future.de.
Wer sich beruflich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen will, kann sich gezielt um einen Job in einem entsprechenden Unternehmen bemühen. Anhaltspunkte sind vor allem die Produkte beziehungsweise Dienstleistungen eines Unternehmens.

Viele Firmen engagieren sich aber auch unabhängig vom Geschäftsfeld für mehr Umweltschutz oder verfolgen eine Nachhaltigkeitsstrategie. Erkennbar ist dies oft an einer freiwilligen Zertifizierung wie EMAS oder daran, dass das Unternehmen öffentlich dokumentiert, wie es seine Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft wahrnimmt (CSR). 

Einige Unternehmen schreiben Stellen auch gezielt bei speziellen Jobbörsen aus, zum Beispiel greenjobs.de, nachhaltigejobs.de oder jobverde.de

In der Schule bietet sich der direkte Kontakt mit Unternehmen oder Berufstätigen an, um anschauliche Einblicke zu erhalten. Der Austausch kann eine große Hilfe bei der Berufs- oder Studienwahl sein. Auch Arbeitgeber haben oft ein Interesse an Kontakten mit Schüler*innen. Denn diese bieten ihnen die Möglichkeit, Nachwuchs für sich zu gewinnen.

Weiterführende Links

Bundesumweltministerium: Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) - Praxismaterialien
https://www.bmuv.de/themen/bildung-beteiligung/bildung/bildungsmaterialien/bbne

Bundesumweltministerium: Nachhaltige Arbeitswelt
https://www.bmuv.de/themen/bildung-beteiligung/bildung/foerderprojekte/nachhaltige-arbeitswelt

Umweltbundesamt: Qualifikationen, Berufe und Branchen für den Übergang in eine Green Economy – eine Bestandsaufnahme
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/qualifikationen-berufe-branchen-fur-den-ubergang-in

Bundesinstitut für Berufsbildung: Nachhaltige duale Ausbildungsberufe
https://www.bibb.de/de/123631.php

Bundesinstitut für Berufsbildung: Berufsbildung für die grüne Wirtschaft
https://www.bibb.de/dokumente/pdf/Berufsbildung_gruene_Wirtschaft_GlobalesPartnertreffen_Leipzig.pdf

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