Energie
Wohin mit dem radioaktiven Abfall?
Überblick
Themen wie Atomenergie und die Suche nach einem Endlager begegnen Kindern heute auch schon im Grundschulalter – sei es durch Medien oder Gespräche im persönlichen Umfeld. In diesem Lernpfad setzen sich die Lernenden gemeinsam mit der Lehrkraft altersgerecht mit Fragen rund um Radioaktivität auseinander. Sie formulieren eigene Fragen zur Nutzung und zu möglichen Gefahren und lernen in einfacher Form, welche Herausforderungen bei der Lagerung hochradioaktiver Abfälle bestehen. Zugespitzte Impulsfragen wie „Warum bringen wir radioaktiven Müll nicht einfach ins Weltall?“ regen zum Nachdenken, Diskutieren und gemeinsamen Erkunden von Lösungsansätzen an.
Tipp: Du findest ergänzende Informationen zu diesem Lernpfad in dem Hintergrundtext: Wohin mit dem hochradioaktiven Abfall? Der Text ist ein Zusatzangebot, das eine Vertiefung des Themas bei Interesse ermöglicht. Die Durchführung des Lernpfads ist unabhängig.
Leitfragen
- Was sind Endlager für hochradioaktiven Abfall?
- Welche Besonderheiten haben sie?
Vorbereitung
- Bildgalerie: Endlager für hochradioaktiven Abfall
- Lösungsblatt: Ergänzende Informationen zu der Bildergalerie
- Arbeitsblatt: Wie können wir radioaktiven Müll loswerden?
Ablauf
1. Einstieg
Begriffe und Bilder, die wir kennen
Aktuelle Nachrichten oder Fragen aus dem Alltag der Lernenden eignen sich gut als Einstieg. Anlässe können zum Beispiel Berichte über Castor-Transporte, Zwischenlager, die Suche nach einem Endlager oder den Rückbau von Atomkraftwerken in Deutschland sein.
In einem gemeinsamen Gespräch sammelst du mit der Lerngruppe zentrale Begriffe zum Thema Atomkraft und hochradioaktiver Abfall. Diese werden gut sichtbar an der Tafel, am Smartboard oder auf einem Plakat festgehalten und bei Bedarf kurz erklärt.
Mögliche Begriffe sind:
- Atomenergie / Atomkraftwerk (auch Kernkraftwerk genannt)
- Radioaktivität / Strahlung
- Atommüll / hochradioaktive Abfälle
- Endlager
- Standortsuche / Endlagersuche
Warm-up:
Stelle den Lernenden eine Bildergalerie zur Verfügung oder bringe die Bilder ausgedruckt mit in den Unterricht.
Anhand der Bilder erkennen die Lernenden bekannte Symbole wie ein Atomkraftwerk oder das Warnzeichen für Radioaktivität wieder. Du erklärst altersgerecht, dass bei der Stromerzeugung in Atomkraftwerken Abfälle entstehen, die unsichtbare Strahlung abgeben und für Menschen gefährlich sein können.
Da diese Stoffe über sehr lange Zeiträume gefährlich bleiben, müssen sie sicher abgeschirmt und für eine lange Zeit gelagert werden. Diese Fragestellungen bilden die Grundlage für die weitere Auseinandersetzung im Unterricht.
Bildgalerie
Lösungsblatt
2. Recherche
Endlager Optionen kennenlernen
Im nächsten Schritt überlegt ihr gemeinsam, wie hochradioaktive Abfälle sicher gelagert werden könnten. In der Gesprächsrunde werden verschiedene Ideen gesammelt und besprochen. Dabei bringst du auch Vorschläge ein, die in der Vergangenheit tatsächlich diskutiert wurden.
Dazu gehören zum Beispiel:
- im „ewigen Eis“ der Antarktis lagern (verworfen, unter anderem weil das Eis in Zukunft schmelzen könnte. Außerdem strahlen die Abfälle Wärme aus, sodass dadurch das Eis schmelzen würde),
- mit Raketen ins Weltall „schießen“ (verworfen, da sehr viele Raketen starten müssten, um die großen Abfallmengen zu entsorgen. Das ist sehr teuer. Außerdem könnten Unfälle passieren),
- ins Ausland bringen (verworfen, unter anderem weil man nicht sicher sein kann, dass die Abfälle dort sicher gelagert werden. Jedes Land sollte für seinen eigenen radioaktiven Müll verantwortlich sein),
- dauerhafte Lagerung in oberirdischen Hallen (sogenannte Langzeitzwischenlager) (eine von drei Optionen, die weiter beobachtet werden; problematisch ist jedoch, dass Wartung und Sicherung der Abfälle für eine Million Jahre sichergestellt werden müsste)
- tief unter der Erde lagern, wo der Untergrund stabil ist (vom Bundestag aufgrund der Empfehlung von Fachleuten angenommen).
Anschließend erklärst du die aktuelle Situation: Da bisher noch kein Endlager gefunden wurde, wird der hochradioaktive Abfall vorübergehend in sogenannten Zwischenlagern gelagert. Dafür werden sehr sichere Behälter verwendet, die Castor-Behälter genannt werden.
3. Handeln
Möglichkeiten und Herausforderungen für die Endlager
Die Lernenden arbeiten in Kleingruppen und setzen sich jeweils mit einer der genannten Möglichkeiten zur Entsorgung hochradioaktiver Abfälle auseinander. Zur Unterstützung stehen Arbeitsblätter zu den verschiedenen Optionen zur Verfügung. Diese enthalten kurze Infotexte zu den verschiedenen Möglichkeiten sowie folgende Beispielfragen, mit deren Hilfe die Vorschläge diskutiert werden können:
- Ist die Lagerstätte geschützt gegen Naturkatastrophen und Klimawandel?
- Sind die hochradioaktiven Abfälle für einen sehr langen Zeitraum sicher gelagert (zum Beispiel in einer Million Jahren)?
- Ist der Transport zur Lagerstätte sicher?
- Können die Abfälle überwacht und kontrolliert werden?
- Können die Abfälle im Notfall oder in Zukunft zurückgeholt werden (zum Beispiel, wenn eine Technik entwickelt wurde, um die hochradioaktiven Abfälle in ungefährliche Stoffe umzuwandeln)?
Du begleitest die Gruppenarbeit und unterstützt die Gespräche bei Bedarf. Die Arbeitsgruppen halten ihre wichtigsten Erkenntnisse fest und fassen die Vor- und Nachteile ihrer jeweiligen Option für ein Endlager zusammen.
Arbeitsblatt
4. Reflexion
Bewerten und mitentscheiden
Gemeinsam werden die wichtigsten Anforderungen an ein Endlager gesammelt und festgehalten. Anschließend präsentieren die Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse im Plenum.
Die verschiedenen Endlageroptionen werden gemeinsam anhand festgelegter Kriterien bewertet. Dazu zählen:
- Sicherheit in Krisensituationen wie Krieg oder Terror,
- Schutz vor Naturkatastrophen und den Folgen des Klimawandels,
- hohe Sicherheitsvorkehrungen gegen Unfälle sowie die Möglichkeit, den hochradioaktiven Abfall zu überwachen und zu kontrollieren,
- die Möglichkeit der Rückholung, sodass der hochradioaktive Abfall nicht „verloren“ ist,
- ein sicherer Transport zur Endlagerstätte,
- eine sichere und faire Auswahl des Standorts für alle Menschen,
- Sicherheit über sehr lange Zeiträume hinweg (zum Beispiel über eine Million Jahre), möglichst unabhängig vom Handeln des Menschen.
Überlegt gemeinsam, welche Möglichkeit am besten geeignet ist, um hochradioaktive Abfälle langfristig sicher zu lagern.
Abschließend wird thematisiert, dass die Auswahl eines Endlagerstandorts für viele Menschen mit Sorgen und Bedenken verbunden ist, insbesondere wenn ein möglicher Standort in der eigenen Region liegt. In einer Gesprächsrunde wird aufgegriffen, was die Lernenden davon halten würden, wenn ein Ort in ihrer Nähe als Endlagerstätte ausgewählt werden würde.
In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass bei der Endlagersuche in Deutschland betroffene Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, ihre Meinung einzubringen.
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