Veröffentlicht auf Umwelt im Unterricht: Materialien und Service für Lehrkräfte – BMUV-Bildungsservice (http://www.umwelt-im-unterricht.de)

17.11.2022 | Hintergrund

Großveranstaltungen nachhaltig gestalten (Kurzfassung)

Sekundarstufe, Grundschule

Großereignisse wie Weltmeisterschaften oder Musikfestivals sind meist mit zahlreichen Auswirkungen auf die Umwelt, das Klima und die Menschen vor Ort verbunden. Welche Möglichkeiten gibt es, Events nachhaltig zu organisieren?

(Der nachfolgende Text ist eine Kurzfassung des Hintergrundtextes "Großveranstaltungen nachhaltig gestalten“)

Regelmäßig sorgen spektakuläre Events für große Aufmerksamkeit: Fußballweltmeisterschaften, internationale Turniere, Olympische und Paralympische Spiele sowie Konzerte und Festivals ziehen teilweise Hunderttausende Besucher*innen an. Neben dem eigentlichen Ereignis stehen mehr und mehr auch Aspekte der Nachhaltigkeit im Fokus von Organisatoren, Ausrichtern und Gästen.

Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ist die Organisation von Veranstaltungen mit vielen Besucher*innen jedoch eine gewaltige Herausforderung. Häufig kommt es im Vorfeld von Großveranstaltungen daher zu Kontroversen – aufgrund des enormen Ressourcen- und Energieaufwands, aber auch wegen mangelnder sozialer oder Umweltschutzstandards. Allerdings können auch kleinere Veranstaltungen nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen vor Ort haben, wenn sie nicht ausreichend organisiert sind.

Events setzen Umwelt, Klima und die lokale Bevölkerung unter Stress 

Je größer ein Event, desto gravierender die Folgen für Umwelt, Klima und die Menschen vor Ort. Vor dem Hintergrund der Klimakrise erscheint der durch Großveranstaltungen verursachte Aufwand und Ressourcenverbrauch zunehmend fragwürdig.

Der größte Teil der Belastungen entsteht durch die An- und Abreise der Besucher*innen. Der Verkehr ist eine der Hauptquellen nicht nur für klimaschädliche Treibhausgase, sondern auch für Luftschadstoffe und Lärm. Staus und Parkplatzsuche sorgen für Ärger bei Anreisenden und Einheimischen.

Für den Betrieb der Veranstaltungsorte sind große Mengen Energie für Wärme, Kühlung und Beleuchtung nötig. Die Beschaffung und Deckung des zusätzlichen Strombedarfs kann möglicherweise zu Energieengpässen führen. 

Durch Großveranstaltungen steigt der Wasserbedarf: Besucher*innen benötigen Trinkwasser, aber auch Sanitäranlagen, Sportanlagen müssen bewässert werden. Dieser Mehrbedarf kann unter Umständen eine bestehende Wasserknappheit in der Region verschärfen.

Bei Großevents entstehen zudem große Mengen Abfall. Der meiste Abfall entsteht in der Regel bei der Verpflegung. Hinzu kommen weggeworfene Werbematerialien. Zudem werden bei Veranstaltungen große Mengen Abwasser erzeugt. 

Hinzu kommt der Lärm, der bei Großveranstaltungen verursacht wird. Dieser beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität von Menschen vor Ort, sondern kann auch Wildtiere erheblich stören. 

Der Bau der Locations erfordert einen hohen Material- und Energieeinsatz. Je nach Ausmaß und Ort des Events können Naturflächen zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen werden.

Wie können Großveranstaltungen nachhaltig organisiert werden?

Eine Veranstaltung gilt dann als "nachhaltig“, wenn ihre Organisation ökologisch verträglich und sozial gerecht erfolgt und sie sich wirtschaftlich lohnt. Bei der Organisation sind hier viele verschiedene Bereiche zu berücksichtigen: 

Mobilität: Um den Autoverkehr zu verringern, bieten Veranstaltende oft sogenannte Kombitickets an, also Eintrittskarten, die auch als Fahrschein für öffentliche Verkehrsmittel gelten. Zudem können Veranstaltende Park-and-Ride-Parkplätze schaffen, Leihfahrräder und Fahrradstellplätze in Eventnähe bereitstellen oder einen klimaneutralen Elektro-Shuttleservice anbieten.

Energie und Klima: Im Vorfeld sollten Veranstaltende ein Energie- und Klimaschutzkonzept erstellen. Mit der Wahl energieeffizienter Geräte können nicht nur Treibhausgase, sondern auch Kosten gesenkt werden. Auch mit einer natürlichen Be- und Entlüftung von Räumlichkeiten, einem ausreichenden Dämmschutz und einer optimalen Nutzung von Tageslicht lässt sich Energie sparen. Strom und Wärme sollten möglichst aus erneuerbaren Quellen stammen. 

Essen und Trinken: Veranstaltende sollten möglichst ökologisch erzeugte, regionale und saisonale Lebensmittel sowie auch vegetarische und vegane Alternativen anbieten. Überschüssige Lebensmittel können verschenkt beziehungsweise gespendet werden. Zudem können Trinkbrunnen mit Leitungswasser aufgestellt werden, an denen mitgebrachte Behälter kostenlos aufgefüllt werden können. 

Müll: Zur Vermeidung von Abfall im Verpflegungsbereich bieten sich Mehrwegsysteme für Becher und Geschirr an. Einweggeschirr und -besteck gilt es zu vermeiden. Veranstaltende können zudem die Verwendung von Werbeartikeln beschränken und auf Give-aways und Flyer verzichten. Müll, der nicht zu vermeiden ist, sollte getrennt gesammelt und entsorgt werden.

Wasser: Trinkwasser kann für manche Zwecke durch Regenwasser, Oberflächen- oder Brunnenwasser ersetzt werden. Möglich ist das etwa für die Bewässerung von Grünflächen oder bei Toilettenspülungen. Sparsame Armaturen mit Durchflussbegrenzer und Stoppautomatik helfen, den Wasserverbrauch zu senken.

Lärm: Um Lärm zu begrenzen, sollten laute Veranstaltungen in lärmgedämmten Räumen oder außerhalb von Wohn- und wertvollen Naturlandschaften stattfinden. Veranstaltende können Lautsprecher mit weniger Leistung wählen und diese besser ausrichten. Zudem kann es helfen, die Besucher*innen bei An- und Abfahrt ausdrücklich um Rücksicht zu bitten.

Bau: Bauteile und Materialien sollten umweltfreundlich und langlebig sein – dazu gehört auch, dass sie reparaturfreundlich sind und recycelt oder umweltfreundlich entsorgt werden können. Bei unvermeidlichen Neubauten ist es wichtig, den Flächenbedarf und die Flächenversiegelung möglichst zu reduzieren sowie ressourcenschonende Bauweisen zu finden. Außerdem ist es wichtig, dass Neubauten auch nach dem Event weiter genutzt werden können. 

Soziales und Wirtschaft: Es sollten möglichst regionale Dienstleistungen sowie weiterverwendbare Produkte aus der Region bevorzugt werden. Mit einer vorausschauenden Verkehrslenkung und Planung der Besucher*innenströme sollte für die Sicherheit und Gesundheit aller gesorgt werden. Zur weiteren Förderung der Inklusion und der gesellschaftlichen Teilhabe ist es außerdem wichtig, dass die gesamte Veranstaltung barrierefrei geplant wird. 

Extremwetter: Die Veränderungen durch den Klimawandel wirken sich auch auf Großereignisse aus und müssen entsprechend mitgedacht werden. Veranstaltende sollten im Vorfeld der Veranstaltung auch ein Notfallkonzept zum Umgang mit Extremwettern wie Starkregen und Hitzewellen erarbeiten. 

Kommunikation: Wenn Veranstaltungsorganisation und -management auf Nachhaltigkeit setzen, sollte dies auch kommuniziert werden. Durch entsprechende Hinweise können Besucher*innen motiviert werden, die verschiedenen Maßnahmen zu unterstützen. Die frühzeitige Einbindung von Anwohner*innen und anderen Beteiligten und Betroffenen kann helfen, ein Event auch unter sozialen Gesichtspunkten nachhaltig zu gestalten. Das kann auch zu langfristigen gesellschaftlichen Verbesserungen in der Region beitragen.

Wie gehen Veranstaltende am besten vor?

Große Veranstaltungen nachhaltig zu organisieren, ist eine komplexe Aufgabe. Daher sollte es ein Nachhaltigkeitskonzept für die gesamte Veranstaltung geben. Auch das Umweltbundesamt empfiehlt, bei Großveranstaltungen ein sogenanntes Umweltmanagementsystem einzusetzen.

Das Online-Portal "Green Champions 2.0 – für nachhaltige Sportveranstaltungen“ stellt Informationen für die nachhaltige Ausrichtung von Sportveranstaltungen zur Verfügung, die auch für die Organisation anderer Events hilfreich sein können. Für die Fußballeuropameisterschaft 2024 wurde eine anspruchsvolle Klimakonzeptstudie entwickelt. Die Ergebnisse der Studie können als Handlungsempfehlungen zum Klimaschutz bei anderen Großveranstaltungen genutzt werden.

Große Veranstaltungen können Impulsgeber für eine nachhaltige Entwicklung werden, indem sie umweltpolitische Leitbilder in der Gesellschaft verankern helfen. Je verbindlicher, konkreter und überprüfbarer die Nachhaltigkeitskonzepte formuliert sind, desto überzeugender sind sie. 

Viele der Ideen für mehr Nachhaltigkeit bei großen Events lassen sich auch bereits bei kleineren Veranstaltungen wie Schul- oder Vereinsfesten, aber auch privaten Feiern umsetzen. 

Weitere Informationen

Eine detaillierte Ausführung dieses Textes und weiterführende Informationen finden sich im Hintergrundtext "Großveranstaltungen nachhaltig organisieren“. 

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