Veröffentlicht auf Umwelt im Unterricht: Materialien und Service für Lehrkräfte – BMUV-Bildungsservice (http://www.umwelt-im-unterricht.de)

15.12.2022 | Hintergrund

Immer schneller, immer mehr? Wege zur nachhaltigen Bekleidung (Kurzfassung)

Sekundarstufe, Grundschule

Häufig wird Kleidung in Ländern hergestellt, in denen die Auswirkungen auf die Umwelt und die Arbeitsbedingungen der Menschen kaum beachtet oder kontrolliert werden. Wie kann Mode menschen- und umweltfreundlicher werden?

Der nachfolgende Text ist eine Kurzfassung des Hintergrundtextes Immer schneller, immer mehr? Wege zur nachhaltigen Bekleidung.

Mode ist für viele Menschen ein wichtiges Thema. Viele haben Spaß daran, sich mit den wechselnden Modetrends zu beschäftigen und häufig neue Kleidung zu kaufen. Sogenannte "Fast Fashion" hat einen bedeutenden Anteil am Modemarkt. Neben sozialen und gesundheitlichen Problemen hat diese Art der Textilproduktion gravierende ökologische Auswirkungen. 

Seit einigen Jahren erleben auch "Fair-Fashion"-Labels einen Zuwachs. Ein Umdenken begann in der Textilbranche mit dem Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Dhaka in Bangladesch im Jahr 2013. Dieses furchtbare Ereignis warf ein grelles Schlaglicht auf die menschenunwürdigen Produktionsbedingungen in der Textilbranche.

Globalisierung und "Fast Fashion"

"Fast Fashion" steht für preisgünstige, minderwertige Mode, die nur eine kurze Zeit getragen und bald durch neue Trends ersetzt wird. Möglich wird das Phänomen durch die billige Produktion in anderen Ländern. 

Die Produktionsschritte verteilen sich weltweit auf diejenigen Standorte, an denen die geringsten Material- und Produktionskosten anfallen. Das ermöglicht niedrige Preise für die Konsument*innen. Deren Konsumgewohnheiten veranlassen wiederum viele Modeunternehmen, die Herstellungskosten so gering wie möglich zu halten. So werden viele Zulieferer unter Druck gesetzt und Umwelt- und Sozialstandards vernachlässigt. 

Ein Kleidungsstück durchläuft bei der Herstellung unterschiedliche Stufen. Das beginnt beim Anbau der Rohfasern und endet bei der Entsorgung des Kleidungsstücks. Je nach Stufe im Herstellungsprozess unterscheiden sich die sozialen und ökologischen Folgen. Zusammengenommen werden die Stufen auch als "textile Kette" bezeichnet.

Ökologische Probleme der textilen Kette

Besonders starke Umweltbelastungen entstehen beim Anbau und der Produktion von Rohfasern sowie bei der Textilveredelung. So werden beim Baumwollanbau große Mengen Pestizide und Wasser eingesetzt. Oft wird Baumwolle in Gegenden angebaut, die ohnehin unter Wassermangel leiden. In der Textilveredelung kommen große Mengen chemischer Stoffe zum Einsatz, die ins Abwasser gelangen oder zum Teil direkt in die Umwelt geleitet werden. Dort können die Chemikalien zu Gesundheitsschäden bei Tieren führen. Die Umweltfolgen sind in Asien besonders schwerwiegend. Denn dort wird der größte Teil der Kleidung produziert. 

Auch der Energiebedarf für die Herstellung sowie der lange Transport bis in den Handel stellen eine Umweltbelastung dar. Viele Kleidungsstücke haben bereits eine halbe Erdumrundung hinter sich, bevor sie in die Läden gelangen. Damit trägt die Branche auch zur Klimakrise bei.

Soziale Probleme der textilen Kette

Die Herstellung von Kleidung findet meist in Ländern mit ungenügenden Sozialstandards statt. Das kann zu menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und Unfällen führen. Zu diesen Arbeitsbedingungen zählen niedrige Löhne, die nicht den notwendigen Lebensunterhalt abdecken, Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden täglich, teilweise sieben Tage die Woche. Kennzeichnend sind auch die Vernachlässigung von Arbeits- und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, ein fehlender Gewerkschaftsschutz und mangelhafte Sicherheitsstandards der Fabrikgebäude. Immer wieder kommt es dort zu Unfällen wie Bränden und dem Einsturz von Gebäuden.

Nachhaltige Liefer- und Produktionsketten 

Am nachhaltigsten ist Kleidung dann, wenn bei der Produktion soziale und ökologische Faktoren beachtet werden. Sozial bedeutet, dass keine Menschen- und Völkerrechtsverletzungen geduldet werden und stattdessen auf angemessene Bezahlung und vertretbare Arbeitsbedingungen geachtet wird. 

Ökologisch heißt, dass nachhaltige Materialien verwendet werden, beispielsweise Bio-Baumwolle, bei deren Anbau keine chemischen Pflanzenschutzmittel und Dünger verwendet werden. Der hohe Flächen- und Wasserbedarf der Baumwollpflanzen ist allerdings auch bei Bio-Baumwolle ein Problem. Lein- und Hanfpflanzen können hier eine Alternative sein, da sie deutlich weniger Wasser und Fläche brauchen. 

Ökologisch heißt auch, dass in der weiteren Verarbeitung der Rohstoffe der Einsatz von umweltschädlichen Chemikalien vermieden oder zumindest auf das Nötigste reduziert wird.

Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? 

Mehr Transparenz und Kontrolle entlang der textilen Kette können für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Nachhaltigkeitssiegel lenken hierbei die Aufmerksamkeit der Konsument*innen auf nachhaltige Produkte und damit auch die Nachfrage. Empfehlenswerte Siegel listet das Informationsportal der Bundesregierung www.siegelklarheit.de

Zu den Initiativen, die sich für mehr Nachhaltigkeit und Transparenz in der Textilbranche einsetzen, gehört das "Deutsche Bündnis für nachhaltige Textilien". Ziel der Partnerschaft ist es, die globalen textilen Lieferketten nachhaltiger zu gestalten.

Die EU-Kommission hat im März 2022 die "EU-Textilstrategie" vorgestellt. Demnach wird es verbindliche Vorgaben für das ökologische Design von Textilien geben. Zusätzlich sollen Sammel- und Recyclingquoten eingeführt werden und ein echtes Recycling, das heißt ein Faser-zu-Faser-Recycling ohne Qualitätsverlust und im Sinne einer Kreislaufwirtschaft, gefördert werden. Hersteller sollen dabei in die Mitverantwortung genommen werden.

Was kann ich selbst tun? 

Wer beim Kauf von Kleidung auf empfohlene und unabhängige Textilsiegel achtet, trägt dazu bei, dass höhere Löhne gezahlt werden und die Umwelt weniger belastet wird. Wer in Secondhandläden zu gebrauchten Textilien greift, handelt noch nachhaltiger. Denn damit verzichtet man auf ein neues Kleidungsstück und vermeidet somit auch die mit der Produktion verbundenen Umweltauswirkungen. Kleidung für besondere Anlässe lässt sich auch mieten oder ausleihen. 

Am nachhaltigsten ist es, seine eigene Kleidung möglichst lange zu tragen, kleine Defekte zu reparieren oder ausgemusterte Stücke wiederaufzuarbeiten, also zu "upcyceln". Sollte die Kleidung nicht mehr nutzbar sein, ist eine umweltschonende Sammlung und Entsorgung (meist über Depotcontainer) wichtig, um eine hochwertige Verwertung zu fördern. Dabei sollte man darauf achten, dass auf jedem Depotcontainer oder auf Wertstoffhöfen die Altkleidersammler namentlich genannt werden. Viele dieser Organisationen setzen sich mitunter für Transparenz und Fairness ein und stehen für einen verantwortlichen Umgang mit den gespendeten Textilien.

Weitere Informationen

Eine detaillierte Ausführung dieses Textes und weiterführende Informationen finden sich im Hintergrundtext Immer schneller, immer mehr? Wege zur nachhaltigen Bekleidung.

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