22.02.2018 | Unterrichtsvorschlag

Die Streifzüge der Wölfe

Wolf im schottischen Wildpark
Grundschule

Wölfe bei uns in Deutschland – kann das sein? Ausgehend von Vorstellungen aus Märchen und ihrem Vorwissen beschäftigen sich die Schüler/-innen mit der tatsächlichen Lebensweise und den Bedürfnissen der Raubtiere. Anhand von Fotos und einfachen Karten lernen sie die Situation der Wölfe im heutigen Deutschland kennen. Dabei geht es auch um Probleme für Mensch und Tier. Die Schüler/-innen entwickeln erste Ideen für ein gutes Zusammenleben.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler/-innen …

  • lernen am Beispiel der Wölfe die Lebensbedingungen für Großraubtiere in Deutschland kennen,
  • lernen verschiedene Landschaftsformen kennen und beschreiben die Merkmale von Kulturlandschaften sowie naturnahen Landschaften,
  • identifizieren Probleme des Zusammenlebens zwischen Wildtieren und Menschen,
  • beschreiben Artenschutzmaßnahmen und Lösungsmöglichkeiten für das konfliktarme Zusammenleben zwischen Menschen und Wölfen,
  • lernen die Rolle von Großraubtieren im Ökosystem kennen. 

Umsetzung

Wölfe sind in der Regel auch jüngeren Schülerinnen und Schülern ein Begriff. Sie sind ihnen vor allem aus Büchern und Märchen bekannt, oft auch aus Tierparks und Zoos. In der Unterrichtseinheit geht es um die Frage: Können im heutigen Deutschland Menschen und Wölfe miteinander auskommen?

Zum Einstieg werden die vorhandenen Vorstellungen der Schüler/-innen aufgegriffen. Als Impuls kann die Lehrkraft die Klasse auffordern, sich eine Begegnung mit einem Wolf vorzustellen. Zum Beispiel mit folgenden Worten: 

“Wölfe kennt ihr sicher aus Märchen. Jetzt stellt euch vor, wie es heute in Deutschland aussieht. Städte, Straßen, Felder, Wälder mit Wanderwegen … Stellt euch vor, einige Spaziergänger sind auf so einem Wanderweg unterwegs. Und plötzlich steht vor ihnen: ein Wolf. Kann das sein?”

Ergänzend werden für alle sichtbar einige Worte zu dem Impuls notiert, zum Beispiel: “Achtung, Wolf!” Die Worte dienen im weiteren Verlauf als Ausgangspunkt für eine Mindmap.

Die Lehrkraft fordert die Schüler/-innen auf, zu sammeln, was sie darüber denken und wissen. Das kann zum Beispiel in einer "Murmelrunde" geschehen – einem kurzen, leisen Gespräch in einer kleinen Gruppe. Die Lehrkraft kann unterstützend konkretere Fragen nennen und/oder notieren:

  • Leben Wölfe in Deutschland?
  • Wenn ja, wo – und wo nicht?
  • Was denken Menschen über Wölfe?
  • Welche Probleme könnten entstehen, wenn Wölfe in Deutschland leben? 

Im Anschluss werden die Beiträge der Schüler/-innen für alle sichtbar notiert, zum Beispiel in Form einer Mindmap, ausgehend von den als Impuls notierten Begriffen.

Anhand der Vermutungen der Schüler/-innen klärt die Lehrkraft offene Fragen und nennt die wichtigsten Informationen zur heutigen Situation der Wölfe in Deutschland (siehe auch Hintergrundtext):

  • Wölfe waren in Deutschland lange Zeit ausgestorben, weil sie gejagt wurden.
  • Seit knapp zwanzig Jahren siedeln sie sich wieder an, sind aber noch sehr selten. Sie stehen unter strengem Schutz und dürfen nicht gejagt werden.
  • Die meisten Wölfe leben in drei Bundesländern.
  • Einzelne Tiere können sehr weit wandern, daher gibt es auch an anderen Orten immer wieder Sichtungen, oder es werden tote Tiere gefunden.
  • Wenn Wölfe auftauchen, gibt es oft große Aufregung. Denn manche Menschen haben Angst vor Angriffen. Und manche Halter befürchten, dass Wölfe ihre Schafe töten könnten. (Gegebenenfalls stellt die Lehrkraft Medienberichte vor, in denen es um Konflikte geht. Geeignete Berichte lassen sich mittels der News-Suche von Suchmaschinen wie Google, Bing oder Ecosia recherchieren.)
  • Daher überwachen Fachleute die Wölfe in Deutschland sehr genau. Und sie bemühen sich darum, dass die Raubtiere und die Menschen miteinander auskommen.

Die Lehrkraft kündigt an, dass es nun um diese Frage gehen soll: Wie können Wölfe und Menschen im heutigen Deutschland miteinander auskommen?

Im ersten Schritt wird anhand von Fotos einer Bilderserie thematisiert, welche Landschaften es im heutigen Deutschland gibt. Die Fotos zeigen zum Beispiel dicht besiedelte Gebiete sowie Wildnisgebiete in Nationalparks, die der Natur überlassen werden. Die Schüler/-innen beschreiben die Merkmale der Räume und überlegen im Plenum, in welcher Art von Landschaft Wölfe leben könnten. 

Die Lehrkraft informiert anhand einzelner Fotos aus der Bilderserie darüber, wie die wichtigsten Lebensräume der Wölfe in Deutschland beschaffen sind. Die wichtigsten Aspekte sind:

  • Wölfe halten in der Regel Abstand zum Menschen und leben daher eher in dünn besiedelten Gebieten. Sie brauchen aber keine reine Wildnis.
  • Wölfe können sehr weit wandern und haben sich so innerhalb von einigen Jahren von Osten aus in Deutschland ausgebreitet.
  • Vermutlich können die Wölfe noch mehr Gebiete besiedeln. Dabei wird es immer wieder vorkommen, dass sie auch in der Nähe von Siedlungen und Straßen auftauchen und Menschen begegnen oder Nutztieren.

In einer Arbeitsphase vollziehen die Schüler/-innen die Wanderung eines Wolfes nach. Dabei wird anschaulich, welche Probleme sich dabei für Mensch und Tier ergeben könnten. Sie erhalten folgende Arbeitsmaterialien:

Die Schüler/-innen erhalten die Aufgabe, den Weg des Wolfes mithilfe der Karte nachzuvollziehen und eine Geschichte aus Sicht des Wolfes zu verfassen: Was begegnet mir unterwegs? Was mache ich an dieser Stelle? Mögliche Konflikte sollen auf Karteikarten notiert werden.

Im Plenum werden die Ergebnisse vorgestellt. Die Karteikarten mit möglichen Problemen werden für alle sichtbar gesammelt.

Zum Abschluss formulieren die Schüler/-innen im Plenum Ideen für ein Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch: zum Beispiel Verhaltensregeln für Spaziergänger und Tierhalter, Schutzmaßnahmen für Nutztiere und gegebenenfalls Schutzmaßnahmen für Lebensräume – zum Beispiel Überquerungshilfen für große Straßen. 

Im Unterrichtsgespräch kann die Lehrkraft dazu Informationen zum Wolfsmanagement im Bundesland Sachsen einfließen lassen. Sie sind im Hintergrundtext beschrieben. Beispielmaterialien wie Flyer und Broschüren finden sich zudem auf der Internetseite des Kontaktbüros Wölfe in Sachsen.

 

Erweiterung

  • Die Schüler/-innen zeichnen mithilfe des Artenporträts fiktive Landschaften, die für Wölfe geeignet sind.
  • Ergänzend oder alternativ können die Schüler/-innen zu weiteren Tierarten recherchieren und selbst Steckbriefe erstellen. Geeignete Materialien zu Raubtieren in Deutschland bietet zum Beispiel das Lexikon von naturdetektive.bfn.de, der Kinderseite des Bundesamtes für Naturschutz.

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