05.11.2020 | Unterrichtsvorschlag

Eine Stimme für indigene Völker

Sekundarstufe

Die Schüler/-innen beschäftigen sich mit den angestammten Lebensweisen indigener Völker. Sie entwickeln Geschichten (Storytelling) aus der Sicht von Angehörigen einzelner Völker über deren Alltag, den Umgang mit Umweltproblemen und Herausforderungen durch den Klimawandel.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler/-innen …

  • lernen ausgewählte Informationen über indigene Völker und deren Umgang mit Klima- und Umweltproblemen kennen,
  • entwickeln ihre Methodenkompetenz durch den kritischen Umgang mit Medien,
  • fördern ihre Sozial- und Argumentationskompetenz durch den Perspektivwechsel mit einem/einer Angehörigen eines indigenen Volkes,
  • verbessern ihre Kommunikations- und Präsentationskompetenz durch die Vorstellung der Ergebnisse und das Diskutieren im Plenum,
  • fördern ihre Handlungskompetenz, indem sie nachhaltige Handlungsalternativen zum Schutz natürlicher Lebensgrundlagen entwickeln.

Umsetzung

Einstieg

Die Leitfragen der Unterrichtseinheit lauten:

  • Auf welche Weise sind indigene Völker von Umweltzerstörung und Klimawandel betroffen?
  • Was können westliche Gesellschaften von den angestammten Lebensweisen lernen für den eigenen Umgang mit Ressourcen?

Zum Einstieg in die Unterrichtseinheit zeigt die Lehrkraft den Schülern/Schülerinnen ein Video über Angehörige indigener Völker, die für ihre Rechte und den Umweltschutz kämpfen, zum Beispiel:

In unteren Altersstufen kann auch ein Erklärvideo gezeigt werden, zum Beispiel "logo! erklärt: Indigene Völker". Für den Englischunterricht beziehungsweise den fächerübergreifenden oder bilingualen Unterricht bieten sich Videos der UN an.

Zudem können die Schüler/-innen die Bilderserie betrachten, um einen Einblick in die Vielfalt indigener Völker und ihrer Lebensräume zu erhalten.

Anschließend beantworten die Schüler/-innen im Plenum gemeinsam folgende Fragen:

  • Was sind indigene Völker? (Sie haben ihre angestammten Lebensweisen beibehalten und sind eng verbunden mit ihrem Jagd- und Siedlungsgebiet. Sie lebten dort bereits vor der Eroberung, Kolonisierung oder Staatsgründung durch fremde Völker.)
  • Mit welchen Problemen haben die Völker zu kämpfen?

Arbeitsphase

Im nächsten Schritt stellt die Lehrkraft die Leitfragen der Unterrichtseinheit vor. Die Schüler/-innen erhalten den Auftrag, über die Bedrohung der Lebensweise eines indigenen Volkes zu recherchieren. Folgende Völker stehen dabei zur Wahl:

  • Die Aborigines aus Australien, die zum Beispiel mit den Folgen des Kohleabbaus, Buschfeuern und auch dem Meeresspiegelanstieg zu kämpfen haben.
  • Die Mbororo aus der Sahelzone Afrikas, die vor allem Wüstenbildung und Wasserknappheit ausgesetzt sind. Eine prominente Vertreterin des Volkes ist Hindou Oumarou Ibrahim.
  • Die Nenzen aus Sibirien, die unter anderem den Folgen von Öl- und Gasbohrungen und dem Auftauen des Permafrostbodens ausgesetzt sind.
  • Die Yanomami aus dem Amazonasgebiet, die beispielsweise unter der Abholzung des Regenwaldes leiden. Ein Sprecher der Yanomami ist Davi Kopenawa.

Die vier Völker wurden ausgewählt im Hinblick auf die im Internet zur Verfügung stehenden deutschsprachigen Informationen vertrauenswürdiger Herkunft. Es ist jedoch möglich, andere indigene Völker zu wählen und so den Schwierigkeitsgrad der Unterrichtseinheit zu erhöhen. Zudem kann die Recherche auf fremdsprachige Seiten ausgeweitet werden.

Im Rahmen ihrer Recherche suchen die Schüler/-innen Informationen unter anderem zu folgenden Aspekten:

  • Jagd- und Siedlungsgebiet des Volkes
  • Alltag und Lebensgrundlage des Volkes
  • Umwelt- und Klimaveränderungen
  • Optional: Maßnahmen des Umwelt- und Klimaschutzes

Die Schüler/-innen verwenden die gefundenen Informationen, um eine Story über das Schicksal des indigenen Volkes aus der Sicht eines/einer Angehörigen zu entwickeln. Wenn möglich, wird der Bericht mithilfe digitaler Medien (Bilder, Videos, Ton) aufbereitet und in Form eines simulierten Whatsapp-Chatverlaufs umgesetzt. Wahlweise kann die Story auch als Blog oder im Stil einer Social-Media-Plattform (zum Beispiel Instagram, Facebook, Twitter, die im Rahmen einer PowerPoint-Präsentation simuliert werden) dargestellt werden.

Viele Schüler/-innen werden die Ergebnisse intuitiv in eine Story umwandeln können. Anregungen und Hilfestellung finden sie jedoch zum Beispiel in der Handreichung "Offen, digital, läuft!" der Landeszentrale für politische Bildung NRW ab Seite 15.

Für den Fall, dass keine digitalen Werkzeuge genutzt werden können, verwenden die Schüler/-innen ihre Rechercheergebnisse, um ein fiktives Interview mit einem/einer Angehörigen des indigenen Volkes zu schreiben.

Abschluss

Die Schüler/-innen stellen ihre digitalen Storys beziehungsweise Interviews im Plenum vor. Derweil werden an der Tafel/dem Smartboard die verschiedenen Umwelt- und Klimaprobleme in einer Mindmap notiert.

Anschließend diskutieren die Schüler/-innen folgende Fragen:

  • Warum sind indigene Völker abhängig von einer intakten Umwelt und einem stabilen Klima? (Sie leben an ökologisch sensiblen Orten und sind direkt von der natürlichen Lebensgrundlage abhängig.)
  • Im Vergleich dazu, inwiefern sind Menschen in Deutschland von ihrer Umwelt und den natürlichen Lebensgrundlagen abhängig?
  • Wie sind die Menschen in Deutschland mit den Problemen indigener Völker verbunden? (An diesem Punkt kann bei Bedarf auch der Aspekt der "Klimagerechtigkeit" behandelt werden.)

In diesem Zusammenhang erläutert die Lehrkraft anhand eines Beispiels, was passieren kann, wenn ein Volk die eigenen Lebensgrundlagen zerstört: Das Volk der Rapanui auf den Osterinseln hat durch Raubbau an natürlichen Ressourcen (unter anderem Rodung der Wälder) das ökologische Gleichgewicht der isolierten Insel zerstört und so vermutlich den eigenen Untergang besiegelt.

Das Beispiel soll den Schülern/Schülerinnen verdeutlichen, dass es auch indigene Völker gibt, die nicht nachhaltig mit ihrer Umwelt umgehen.

Mit Blick auf dieses Beispiel überlegen die Schüler/-innen, welche Bedeutung die natürliche Lebensgrundlage für das Überleben eines Volkes hat.

Abschließend entwickeln die Schüler/-innen Ideen und Möglichkeiten, um die eigene und die natürliche Lebensgrundlage der indigenen Völker zu schützen.

Erweiterung

  • In einer weiteren Unterrichtseinheit können sich die Schüler/-innen verstärkt mit den Rechten indigener Völker beschäftigen und ihrer Rolle als Partner und Wegweiser im Klimaschutz. Beispielsweise können Maßnahmen zum Klimaschutz oder zur Anpassung an Klimaveränderungen und deren Bedeutung für die globale Gemeinschaft analysiert werden.
  • Folgende Auswahl an englischsprachigen Internetseiten kann für den Englisch- beziehungsweise bilingualen Unterricht genutzt werden: Climate Frontlines, Conversations with the earth, Indigenous perspectives on biodiversity (Video und Transkript).

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