24.05.2023 | Hintergrund

Was Stadtnatur für Mensch, Umwelt und Klima leistet (Kurzfassung)

Sekundarstufe, Grundschule

Natur in der Stadt hat wichtige Funktionen. Doch Flächen sind dort begehrt, ein großer Teil ist bebaut und versiegelt. Was leistet die Stadtnatur, und wie können zusätzliche grüne Flächen geschaffen werden?

Was kennzeichnet städtische Gebiete?

Das Wachstum von Städten führt in der Regel zu mehr Verdichtung und zu Versiegelung. Nutzungskonflikte nehmen zu. Gerade in Großstädten und Metropolregionen werden Flächen für zusätzliche Wohn- und Gewerbegebäude sowie Verkehrswege benötigt.

Vor allem in Innenstadtbereichen und in sozial benachteiligten Quartieren fehlt Grün.

Etwa 45 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen wurde versiegelt. Das bedeutet, dass Gebäude oder etwa Asphaltbeläge die natürliche Oberfläche fast vollständig abschließen.

Die Versiegelung stört den natürlichen Wasserkreislauf. Regenwasser kann weniger gut versickern und die Grundwasservorräte auffüllen. Bei starkem Regen steigt das Risiko für Überschwemmungen. Außerdem verdunstet auf versiegelten Flächen weniger Wasser. Damit können diese im Sommer weniger dazu beitragen, die Luft abzukühlen.

Gleichzeitig führt der Klimawandel vermehrt zu extremer Hitze. Diese trifft Städte in besonderem Maße. Denn dicht bebaute Gebiete sind heißer als das Umland. Nachts kann es dort bis zu zehn Grad Celsius wärmer sein als am Stadtrand. Das ist ein Gesundheitsrisiko.

Auch für die biologische Vielfalt sind städtische Gebiete wichtig. Urbane, naturnah gestaltete Räume können vielen heimischen Arten einen Ersatzlebensraum bieten, wenn dieser im Umland nicht mehr ausreichend vorhanden ist.

Was ist Stadtgrün?

Stadtgrün umfasst eine große Vielfalt von Formen. Dazu zählen Grünflächen wie Parks, Friedhöfe, Kleingärten, Brachflächen, Spielplätze, Sportflächen, Straßengrün und Straßenbäume, Grünflächen an öffentlichen Gebäuden, Naturschutzflächen oder Wald, private Gärten und landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Zudem gehören begrünte Gebäude dazu ("Bauwerksgrün"). Beispiele sind begrünte Fassaden und Dächer sowie Pflanzen an und auf Infrastruktureinrichtungen.

Warum ist Stadtgrün für das Klima wichtig?

Grünflächen und Begrünungsmaßnahmen können für ein besseres Stadtklima sorgen, unter anderem weil hier der Boden nicht versiegelt ist. Auch trägt das Blattgrün der Pflanzen zum Temperaturausgleich bei. Städtisches Grün verbessert zudem die Luftqualität, indem es Luftschadstoffe und Staub, einschließlich Feinstaub, absorbiert und filtert. Zudem binden die Pflanzen CO2 und speichern es in Form von Kohlenstoff. Grünflächen tragen so zum Klimaschutz bei.

Stadtnatur und biologische Vielfalt

Wenn Grünflächen, Straßennebenflächen oder auch Dach- und Fassadenbegrünungen naturnah und biodiversitätsfördernd gestaltet werden, können sie wichtige Ersatzlebensräume für Tier- und Pflanzenarten sein. Darüber hinaus sind Stadtwälder, aber auch Brach- und Wildnisflächen wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen.

Stadtgrün fördert die Lebensqualität

Neben ökologischen übernimmt Stadtgrün auch soziale und gesundheitliche Funktionen. Ein besseres Stadtklima stärkt die Gesundheit der Einwohnerinnen und Einwohner. So fördern die nächtliche Abkühlung und der Frischluftaustausch die Gesundheit der Menschen.

Außerdem wirkt sich Stadtgrün positiv auf das psychosoziale Wohlbefinden und die psychosoziale Entwicklung aus. Menschen brauchen Räume, um sich zu bewegen – insbesondere Kinder. Bewegung in der urbanen Natur hilft beim Stressabbau.

Nicht zuletzt sind Grünflächen Orte der Begegnung. Sie bieten zum Beispiel Raum für gemeinsame Sport- und Freizeitaktivitäten: vom Fußballspielen und Grillen bis hin zum Treffpunkt für Hundebesitzer. Grünanlagen gehören zu den wichtigsten öffentlichen Räumen in den Städten.

Was können wir für mehr Stadtgrün tun?

Zu den möglichen Maßnahmen gehören unter anderem:

  • die Umnutzung von ehemaligen Industrieflächen,
  • naturnahe städtische Grünflächen,
  • die Begrünung von Fassaden und Dächern.

Private Haushalte können eigene Grundstücke entsiegeln und begrünen, zum Beispiel Innenhofflächen oder befestigte Wege. Gärten und Balkone können mit heimischen Wildpflanzen naturnah gestaltet werden. Tipps gibt zum Beispiel das Projekt Tausende Gärten – Tausende Arten.

Viele Kommunen fördern die Begrünung von Gebäuden, zum Beispiel finanziell oder durch Beratung. Auch die Europäische Union sowie Bund und Länder unterstützen Maßnahmen für städtisches Grün.

Auch wenn Städte vor vielen Herausforderungen stehen, finden sich gerade hier auch kreative Lösungen. In den vergangenen Jahren sind vielerorts auf ungenutzten Flächen "Urban Gardening"-Projekte entstanden. Dabei geht es auch um die Gemeinschaft. Viele Projekte sind frei zugänglich.

Ein weiterer Ansatz ist die "Essbare Stadt". Obst und Gemüse wird auf öffentlichen Grünflächen angebaut. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, beim Anbau zu helfen. Auch ernten dürfen alle.

Um Stadtgrün zu bewahren und neu zu schaffen, ist es angesichts der vielfältigen Interessen wichtig, alle relevanten Akteure einzubinden. Dazu gehören zum Beispiel Stadtplanung, Raum- und Regionalplanung sowie Bau- und Verkehrswesen. Insbesondere Bürgerinnen und Bürger sollen mit einbezogen werden. Der Politik kommt die Aufgabe zu, Strategien zu entwickeln.

Weiterführende Links

Bundesumweltministerium: Stadtnatur

Bundesumweltministerium (2015): Grün in der Stadt − Für eine lebenswerte Zukunft ("Grünbuch Stadtgrün")

Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen: Grün in der Stadt ("Weißbuch Stadtgrün")

Bundesamt für Naturschutz: Naturschutz im Siedlungsbereich

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