Kommunikation, die wirkt: Vom Wissen zum Handeln für Umwelt- und Klimaschutz (Basisvariante)
Überblick über den Unterrichtsverlauf
- Einstieg: Die Schüler*innen diskutieren im Plenum typische Tipps und Appelle für umwelt- und klimafreundliches Verhalten. Sie bewerten mögliche Auswirkungen auf die Motivation der Angesprochen.
- Arbeitsphase: In Gruppen erstellen die Schüler*innen mithilfe von Vorlagen Inhalte und Slogans, die im Sinne des "Handabdrucks" zum Handeln für Umwelt- und Klimaschutz motivieren sollen.
- Abschluss: Die "Handabdruck"-Ansätze werden mit den Eingangs diskutierten Ansätzen der Umwelt- und Klimakommunikation verglichen und bewertet.
Kompetenzen und Ziele
Die Schüler*innen…
- unterscheiden grundlegende Funktionen von Texten anhand von Beispielen aus der Umwelt- und Klimakommunikation,
- beschreiben die Wirkung sprachlicher und medialer Mittel,
- identifizieren fragengeleitet relevante Informationen in verschiedenen Materialien und gliedern diese,
- stellen Sachverhalte adressatenbezogen sowie problemorientiert dar und präsentieren diese anschaulich (optional),
- schulen ihre Medienkompetenz durch das Präsentieren eigener Ergebnisse (optional),
- entwickeln ihre Urteils- und Argumentationskompetenz durch die Bewertung von Ansätzen für nachhaltiges Verhalten.
Umsetzung
Einstieg
Die Lehrkraft stellt die Leitfragen vor:
- Warum sind Informationen über umwelt- und klimafreundliches Verhalten manchmal nicht wirksam, um konkretes Handeln zu bewirken?
- Wie können wir uns motivieren und uns aktiv für mehr Umwelt- und Klimaschutz einsetzen?
Im Plenum werden erste Einschätzungen und die Erfahrungen der Schüler*innen ermitteln und diskutiert. Die Lehrkraft benennt kurz die Ausgangssituation: Wir befinden uns in einer Klimakrise und müssen dringend etwas für den Klimaschutz tun. Vielen Menschen ist bekannt, was die wichtigsten Maßnahmen sind.
Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, Möglichkeiten zu nennen, selbst etwas für Umwelt- und Klimaschutz zu tun. Ggf. ergänzt sie wichtige Punkte.
Anschließend fordert sie die Schüler*innen auf, zu den folgenden Aussagen eine Einschätzung abzugeben (z.B. "Auf einer Skala von 0 bis 10. 0 = ich stimme überhaupt nicht zu bis 10 = ich stimme voll und ganz zu"):
- Die Menschen in Deutschland sind gut darüber informiert, was sie für Umwelt- und Klimaschutz tun können.
- Fast alle Menschen finden Umwelt- und Klimaschutz wichtig.
- Die allermeisten Menschen tun bereits alles, was sie für den Umwelt- und Klimaschutz tun können.
- Die Menschen müssten noch besser informiert werden, damit sie mehr tun.
- Es ist einfach, sich im Alltag Umwelt- und Klimafreundlich zu verhalten.
Die Ergebnisse werden für alle sichtbar notiert (Stichworte, Mindmap).
Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, ihre Bewertungen zu begründen. Dabei weist sie insbesondere auf Unterschiede hin.
Sie fasst die Ergebnisse zusammen, ordnet sie ein und ergänzt ggf. die wichtigsten Informationen (ausführlicher siehe Hintergrundtext):
Eine sehr große Mehrheit der Menschen in Deutschland findet Umwelt- und Klimaschutz wichtig und wünscht sich, dass mehr dafür getan wird. Ein deutlich geringerer Teil handelt im Alltag entsprechend.
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Unter anderem haben nicht alle Menschen immer die Möglichkeit dazu. Doch auch Menschen, die sich mehr Umwelt- und Klimaschutz wünschen und mehr tun könnten, verhalten sich nicht immer dementsprechend.
Über diese Lücke zwischen Wissen und Handeln gibt es eine Fachdiskussion. Dabei geht es auch um Kommunikation. Es stellt sich die Frage, wie Menschen informiert und angesprochen werden können, um umwelt- und klimafreundliches Verhalten weiter zu fördern.
Es gibt unterschiedliche Ansätze für Umwelt- und Klimakommunikation. Es gibt z.B. Akteur*innen, die noch besser über die Fakten informieren wollen ("Aufklärung"). Es gibt auch Überlegungen, noch deutlicher vor Gefahren zu warnen. Beim Thema Klima hat sich die Sprache bereits verändert. Statt "Klimawandel" werden zunehmend Begriffe wie "Klimakrise" verwendet. Es gibt Vorschläge, noch drastischer Begriffe zu verwenden wie "tödliche Klimazerstörung" oder "Klimaselbstmord".
Ein zentrales Ergebnis der Forschung über Umwelt- und Klimakommunikation ist: Für die Wirkung kommt es nicht nur darauf an, was gesagt wird, sondern auch darauf, wie es bei den angesprochenen ankommt. Menschen reagieren unterschiedlich. Es kann passieren, dass Umwelt- und Klimakommunikation nicht die gewünschte Wirkung erzielt, dass Menschen mehr für Umwelt- und Klimaschutz tun. Unter Umständen kann sogar das Gegenteil passieren: Menschen fühlen sich ohnmächtig oder verweigern sich.
Die Lehrkraft kündigt das Ziel und den weiteren Verlauf der Unterrichtseinheit an: Typische Ansätze bzw. Botschaften der Umwelt- und Klimakommunikation werden untersucht. Dabei geht es insbesondere darum, wie es zu unerwünschten Wirkungen kommen kann. Die Schüler*innen entwickeln anschließend selbst Botschaften, die zum Handeln motivieren und unerwünschte Reaktionen vermeiden.
Optional fordert die Lehrkraft die Schüler*innen auf, Beispiele aus eigener Erfahrung zu nennen:
Hast du eine bestimmte Information oder einen Aufruf zu Umwelt- und Klimaschutz wahrgenommen, die bei dir eine deutlich positive oder negative Reaktion ausgelöst hat? Zum Beispiel Motivation ("Ja, das mach ich!") oder Skepsis, Ablehnung ("Was soll das? Warum ich?") Beschreibe und begründe.
Die Lehrkraft stellt verschiedene Beispiele aus der Umwelt- und Klimakommunikation bzw. aus den Medien vor, in denen es darum geht, was konkret für Umwelt- und Klimaschutz getan werden sollte (weitere Beispiele finden sich z.B. bei Umweltschutzorganisationen oder Akteur*innen aus der Politik):
Was wir brauchen ist: Genügsamkeit. Damit die Politik wirksamen Klimaschutz betreiben kann, brauchen sie auch Wähler, die einverstanden damit sind, dass manche Produkte eben teurer oder sogar verboten werden. Es wäre so einfach – wir wollen bloß nicht. (Quelle: nach einem Debattenbeitrag bei Deutschlandfunk Kultur)
Der Klimanotstand erfordert, dass wir alle handeln müssen. Wir als Einzelpersonen müssen unsere Konsumgewohnheiten ändern und Druck auf diejenigen ausüben, die uns vertreten – unsere Arbeitgeber, unsere Politiker. Werden Sie Teil der weltweiten Bewegung für Klimaschutz. Ermutigen Sie Ihre Freunde, Familie und Kollegen, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren. Machen Sie Druck auf die Politik. (Quelle: nach einem Aufruf des Umweltprogramms der Vereinten Nationen)
Klimaschutz beginnt im Haushalt: Wer etwas zum Klimaschutz beitragen möchte, sollte darauf achten, Energie einzusparen. Aber auch an anderen Stellen ist Handeln gefragt. "Wussten Sie, dass zu hoher Fleischkonsum das Klima negativ beeinträchtigt?" (Quelle: aus einem Ratgeber-Text von NABU e.V.: Die 77 besten Klimaschutz-Tipps)
JEDER KANN KLIMASCHUTZ: So verbessert ihr eure Ökobilanz im Alltag. Klimaschutz kann so einfach sein: Weniger Auto fahren, seltener Fleisch essen, Strom sparen, bewusster einkaufen, Müll vermeiden. Mit diesen Tipps könnt ihr euren Beitrag zum Klimaschutz leisten - und dabei auch noch Geld sparen! (Quelle: aus einem Ratgeber-Beitrag von ARDalpha)
Die Beispiele werden gemeinsam im Plenum untersucht und bewertet. Alternativ können ein oder zwei Beispiele im Plenum untersucht werden und weitere in Gruppenarbeit. Ziel ist, die Kernbotschaft in einen einfachen Satz zu "übersetzen".
Folgende Punkte werden untersucht bzw. diskutiert:
- Beschreibt, was die Funktion bzw. das Ziel des Textes ist. Was soll erreicht werden?
- Fasst in eigenen Worten zusammen, was sich laut des Textes verändern soll.
- Benennt, wer angesprochen wird.
- Überlegt, von wem der Text stammt, und was die Absicht der Absender*innen ist.
- Überlegt, ob ihr euch persönlich angesprochen fühlt. Beschreibt, welche Teile der Aussage dazu führen.
Als Ergebnis werden einfache Aussagesätze notiert, zum Beispiel:
Um das Klima zu schützen, sollen Bürger*innen im Haushalt mehr auf Klimaschutz achten und zum Beispiel weniger Energie verbrauchen und weniger Fleisch essen.
Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, zu beschreiben, wie sich die Aussagen auf ihre Motivation auswirken, selbst mehr für den Umwelt- und Klimaschutz zu tun. Zunächst können die Schüler*innen dies mit einer Skala bewerten (z.B. -5 bis +5, +5 = "sehr motivierend", 0 = gleichgültig, -5 = "löst starken Widerspruch aus")
Die Lehrkraft informiert kurz darüber, was über die Wirkung verschiedener Ansätze der Umwelt- und Klimakommunikation bekannt ist:
In der Umwelt- und Klimakommunikation nehmen negative Botschaften großen Raum ein. Medien berichten vor allem über aktuelle Ereignisse mit hohem Nachrichtenwert, zum Beispiel über alarmierende Neuigkeiten aus der Forschung oder über Katastrophen.
Viele Tipps und Bildungsmaterialien vermitteln, dass bestimmte persönliche Verhaltensweisen schädlich sind und vermieden werden sollten – zum Beispiel Fleischessen und mit dem Flugzeug fliegen. Der oft verwendete CO2-Fußabdruck veranschaulicht das Ausmaß des Schadens, den der persönliche Lebensstil verursacht. Diese Botschaften nehmen uns persönlich in die Verantwortung.
Insbesondere solche negativen Botschaften können negative Reaktionen auslösen. Dazu gehören Ohnmacht ("die Lage ist katastrophal, es hilft alles nichts"), "Aktivismus-Burn out" (Überanstrengung beim Bemühen, in allen Bereichen des Alltags auf Nachhaltigkeit zu achten) oder Abwehr ("ich will nicht, dass ich wegen Umwelt- und Klimaschutz bevormundet werde").
Gleichzeitig ist es nicht leicht, sich konsequent nachhaltig zu verhalten, selbst wenn man dies will. Das liegt oft an den Rahmenbedingungen in den Lebensbereichen, die für Umwelt- und Klimaschutz besonders relevant sind wie Mobilität, Wohnen oder Ernährung.
Zum Beispiel: Eigentlich wissen wir, dass Fahrten mit dem eigenen Auto klimaschädlich sind, aber Alternativen sind für viele Menschen aufwändig. Wohnen: Eigentlich ist es vernünftig, mit erneuerbaren Energien effizient zu heizen, aber in Mietwohnungen können das viele nur schwer beeinflussen – und im eigenen Haus kostet die Umstellung viel Geld. Ernährung: Eigentlich finden die meisten Menschen Umweltschutz in der Landwirtschaft wichtig und möchten sich umwelt- und klimafreundlich ernähren. Doch im Supermarkt ist die Auswahl oft unübersichtlich, und in der Schulmensa oder im Imbiss gibt es kaum entsprechende Angebote.
Angesichts dieser Rahmenbedingungen bringen negative Botschaften in der Umwelt- und Klimakommunikation ein beträchtliches Risiko mit sich, dass sie nicht so wirken, wie erwünscht, sondern negative Reaktionen auslösen.
Darum wird über andere Ansätze der Kommunikation nachgedacht, die Menschen motivieren, selbst aktiv zu werden. Eine Idee ist das Konzept des sogenannten Handabdrucks. Während der CO2-Fußabdruck das Ausmaß des Schadens veranschaulicht, wird das Prinzip beim Handabdruck ins Positive gewendet. Es soll aufgezeigt werden, welche Handlungen viel für Umwelt- und Klimaschutz bewirken können. Zudem geht es nicht darum, einzelne Handlungen im Alltag zu bewerten, sondern darum, die Bedingungen für nachhaltiges Handeln für alle zu verbessern.
Im Sinne des Handabdrucks aktiv werden heißt zum Beispiel: Sich einsetzen für bessere Busverbindungen und einen sicheren Radweg zur Schule statt "nur" möglichst oft auf das Auto zu verzichten. Oder: Sich dafür einsetzen, dass die Schulmensa klimafreundliches Bio-Essen anbietet, das sich alle leisten können, statt "nur" mittags zu überlegen, welches Essen möglichst wenig klimaschädlich ist.
Arbeitsphase
Gruppenarbeit: Die Schüler*innen erhalten den Auftrag, Ansätze für Veränderungen im eigenen Umfeld im Sinne des Handabdrucks zu formulieren, zum Beispiel für die Schule oder in der eigenen Stadt bzw. Kommune. Ausgangsbasis sind typische Tipps für den persönlichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz im Alltag. Es soll jeweils ein motivierender Slogan gefunden werden, der den Ansatz zusammenfasst.
Die Gruppen erhalten zur Unterstützung Arbeits- und Informationsmaterialien und arbeiten in mehreren Schritten:
- Infos und Beispiele zu typischen Ansätzen der Umwelt- und Klimakommunikation sowie zum "Handabdruck" bearbeiten (Infomaterial und Multiple Choice-Fragen)
- Eigene Beispiele für "Handabdruck"-Ansätze zusammenstellen mithilfe von Vorlagen.
Optional können die Ansätze anschaulich aufbereitet werden. Das Format kann je nach Vorkenntnissen und (technischen) Möglichkeiten gewählt werden, von Kurzinfo/"Steckbrief" über Plakate und Infografiken bis hin zu Kurzvideos für Social Media.
Abschluss
Die Gruppen stellen ihre Ergebnisse vor und diskutieren sie im Plenum. Dabei werden insbesondere folgende Punkte thematisiert und bewertet (ggf. zunächst erneut Bewertung mittels Punkte-Skala und anschließende Diskussion):
- Potenzielle Umwelt-Wirkung der "Handabdruck"-Ansätze, auch im Vergleich zum ursprünglichen Tipp für das persönliche Verhalten
- Mögliche Wirkung auf die Motivation von Menschen, die auf diese Weise angesprochen werden, auch im Vergleich zum ursprünglichen Tipp für das persönliche Verhalten
Zum Abschluss benennen die Schüler*innen, welche(n) der diskutierten Ansätze sie persönlich besonders motivierend finden.
Erweiterung
- Umfrage: Die Schüler*innen stellen eine Auswahl von Tipps für umwelt- und klimafreundliches Verhalten im Alltag zusammen sowie Ansätze im Sinne des Handabdrucks. Sie entwickeln eine Umfrage, um die mögliche Wirkung auf die Motivation von Bürger*innen zu testen, und befragen Menschen im eigenen Umfeld.
- Das vorliegende Thema kann mit den Materialien Zukunft selber machen verknüpft werden. Darin geht es um Möglichkeiten junger Menschen, gehört zu werden und unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten.

Foto: Aaron Lee / Unsplash.com / Unsplash Lizenz
Allein das Wissen über Umwelt- und Klimaschutz führt oft nicht dazu, dass Menschen ihr Verhalten angemessen verändern. Darum bemühen sich viele Akteur*innen, zu aktivem Engagement zu motivieren. Doch die Umwelt- und Klimakommunikation stößt an Grenzen. Insbesondere negative Botschaften können Ohnmacht auslösen oder Ablehnung. Wie kann individuelles Handeln für Klima- und Umweltschutz auf motivierende Weise gefördert werden? Welche Rolle kann das Konzept des "Handabdrucks" dabei spielen?
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Foto: alexkfm / Pixabay.com / Pixabay-Inhaltslizenz
Die Schüler*innen reflektieren typische Ansätze der Umwelt- und Klimakommunikation und lernen das Konzept des „Handabdrucks“ kennen. Sie entwickeln Ideen, wie in ihrem Umfeld (z. B. Schule, Kommune) die strukturellen Bedingungen für nachhaltiges Handeln verbessert werden können. Die Materialien umfassen Hintergrundinformationen und Recherchetipps.
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