07.11.2024 | Unterrichtsvorschlag

Umweltprobleme und Umweltpolitik in der DDR (Variante für Fortgeschrittene)

Ein Stück Rasen mit Schotter dazwischen.
Sekundarstufe

Die Schüler*innen recherchieren mithilfe von Fotos und Zeitzeugenberichten zur Umweltsituation in der DDR. Sie beschreiben, unter welchen Bedingungen sich Menschen in der DDR für den Umweltschutz einsetzten. Sie erarbeiten wichtige Veränderungen seit der Wiedervereinigung aus ökologischer Sicht und reflektieren, welche Möglichkeiten es in unserer heutigen Demokratie gibt, Umweltprobleme anzugehen.

Überblick über den Unterrichtsverlauf

  • Einstieg: Die Schüler*innen im Plenum diskutieren Fotos zu Umweltschäden in der DDR zur Zeit der Friedlichen Revolution 1989/1990. Sie tragen ihr Vorwissen zusammen und formulieren Vermutungen, welche Rolle die Umweltsituation in der DDR spielte.
  • Arbeitsphase: Die Schüler*innen recherchieren zu beispielhaften Akteur*innen bzw. Ereignissen der Umwelt- bzw. Oppositionsbewegung in der DDR. Sie erarbeiten, welche Merkmale der Diktatur an diesem Beispiel deutlich werden.
  • Abschluss: Die Schüler*innen diskutieren ausgehend von den Beispielen, welche Rolle die Demokratisierung bei der Verbesserung der Umweltsituation gespielt hat und welche Möglichkeiten unsere heutige Demokratie bietet, sich für Umweltschutz einzusetzen.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler*innen…

  • lernen zentrale Merkmale des politischen Systems der DDR kennen,
  • beschreiben menschliche Einflüsse auf die Umwelt am Beispiel der Umweltsituation in der DDR,
  • lernen am Beispiel der Umweltpolitik die Rolle des Staates und der Opposition in der DDR kennen,
  • verbessern ihre Methodenkompetenz durch das Erörtern von Chancen und Grenzen der Umweltpolitik am Beispiel der gewandelten Umweltsituation auf dem Gebiet der ehemaligen DDR,
  • vertiefen ihre Präsentations- und Argumentationskompetenz durch das selbstständige Recherchieren von Informationen, deren Zusammenstellung, Aufbereitung und Präsentation,
  • schulen ihre Urteils- und Argumentationskompetenz durch einen Vergleich von Funktion und Handlungsmöglichkeiten der Umweltbewegung in der DDR mit denen von Umweltschutzinitiativen in der heutigen Bundesrepublik.

Umsetzung

Die Leitfragen für den Unterricht lauten:

  • Welche Rolle spielte die Umweltsituation in der DDR im Kontext der Friedlichen Revolution 1989/1990?
  • Welche Unterschiede zwischen dem politischen System der DDR und dem der heutigen Bundesrepublik werden am Beispiel der Umweltsituation deutlich?

Einstieg

Die Lehrkraft stellt den Anlass der Unterrichtseinheit sowie die Leitfragen vor.

Zum Einstieg präsentiert sie Motive der Bilderserie zur Umweltsituation in der DDR (mittels Beamer oder Whiteboard), zunächst, ohne weitere Informationen bekannt zu geben. Sie fordert die Schüler*innen auf, im Plenum erste Eindrücke zu äußern:

  • Beschreibt, was auf dem Bild zu sehen ist.
  • Beschreibt den Eindruck, den das Bild erzeugt.
  • Überlegt, was das Bild über die Umweltsituation in der DDR insgesamt aussagt. Begründet.

Gegebenenfalls kann der kurze Film "Bitteres aus Bitterfeld" (3:14 Min.) gezeigt werden, den Umweltaktivist*innen in der DDR 1988 heimlich gedreht haben.

Anschließend erläutert die Lehrkraft, was konkret auf den Bildern zu sehen ist.

Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, ihre Vermutungen beziehungsweise ihr Vorwissen zum Thema zusammenzutragen. Sie nennt die Leitfragen.

Die Ergebnisse werden in Stichworten für alle sichtbar festgehalten (Mindmap).

Die Lehrkraft fasst die Ergebnisse zusammen und ergänzt zentrale Informationen zum Kontext (Details siehe Hintergrundtext):

  • Umweltschutz war in der DDR gesetzlich fest verankert. Er war seit 1968 – früher als in der Bundesrepublik – als Staatsziel in der Verfassung der DDR verankert.
  • Laut den offiziellen Darstellungen der Regierung gab es bis 1989 in der DDR keine schweren Umweltprobleme. Daten zur Umweltsituation wurden geheim gehalten.
  • Die Realität sah anders aus. Bereits vor dem Ende der DDR war dies vielen Menschen in der DDR bekannt, denn schwere Umweltschäden waren an vielen Orten offensichtlich.
  • Während der Friedlichen Revolution 1989/1990 wurden die Schäden zunehmend der Öffentlichkeit bekannt.
  • Dramatische Bilder prägen den Eindruck von der Umweltsituation in der DDR bis heute. Aus ökologischer Sicht muss sie jedoch differenzierter betrachtet werden. So gab es in einigen Bereichen des Umweltschutzes auch fortschrittliche Entwicklungen in der DDR.
  • Insgesamt wurde die Situation im Laufe der Friedlichen Revolution als "dramatisch" bewertet. Luft, Gewässer und Boden galten als zu großen Teilen "katastrophal belastet".
  • Die DDR war vorher eine Diktatur. Wer sich öffentlich kritisch äußerte, konnte ernste Probleme bekommen, da dies als "staatsfeindlich" gewertet wurde.
  • Trotzdem setzten sich viele Menschen schon vor dem Ende der Diktatur offen für Veränderungen ein. Für viele waren die Umweltprobleme ein Anlass. 

Die Lehrkraft kündigt an, dass es im Folgenden darum geht, mithilfe von Zeitzeugenberichten und anderen Medien herauszufinden, was diese Widersprüche für das Leben in der DDR bedeuteten und was sie über das politische System aussagen.

Arbeitsphase

Die Schüler*innen erhalten den Auftrag, in Gruppen Präsentationen zu beispielhaften Akteur*innen bzw. Ereignissen der Umwelt-Opposition in der DDR zu erstellen sowie zu den Veränderungen ab der Friedlichen Revolution 1989/1990. Es sind verschiedene mediale Formate möglich (z.B. Plakat, digitale Präsentation, Infografik, Zeitleiste, Video).

Die Gruppen erhalten Materialien mit Zitaten und Ausschnitte aus Zeitzeugenberichten sowie Quellen für Internet-Recherchen. Ggf. bearbeiten die Gruppen unterschiedliche Materialien.

Die Materialien enthalten zudem konkretere Fragestellungen sowie Hinweise für die Auswertung der Quellen und Aufbereitung der Ergebnisse.

Abschluss

Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse im Plenum. Gegebenenfalls werden Rückfragen geklärt.

Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, die Bedeutung der Beispiele zu diskutieren und Aussagen über die politische Situation in der DDR abzuleiten. Folgende Fragen können als Impulse dienen:

  • Wie hat sich der Staat gegenüber Umweltgruppen verhalten?
  • Wie haben sich die Akteur*innen der Opposition verhalten?
  • Mit welchen Konsequenzen mussten die Akteur*innen der Opposition rechnen?
  • Inwiefern konnte sich die Opposition auf Gesetze berufen?
  • Inwiefern gab es aus Sicht der Opposition innerhalb des staatlichen Systems der DDR Möglichkeiten, Veränderungen zu bewirken?

Zum Abschluss bewerten die Schüler*innen im Plenum die damalige Situation und die nachfolgende Entwicklung aus heutiger Sicht. Insbesondere werden folgende Punkte diskutiert:

  • Aus welchen Gründen hat die DDR-Regierung die Umweltprobleme nicht gelöst, obwohl Umweltschutz gesetzlich verankert war?
  • Inwiefern hat die Demokratisierung zur Verbesserung der Umweltprobleme in der früheren DDR beigetragen?
  • Können die Umweltprobleme der früheren DDR als gelöst betrachtet werden? Welche sind ggf. heute noch relevant, und was sind die Gründe dafür?
  • Welche Rolle spielt der Staat bei Umweltfragen heute?
  • Benennt Unterschiede zwischen den Handlungsmöglichkeiten von Umweltinitiativen in der früheren DDR und in unserer heutigen Demokratie.

Gegebenenfalls kann ein weiterer Aspekt diskutiert werden, insbesondere wenn die Schüler*innen mit dem Begriff der Nachhaltigkeit vertraut sind: Die Entwicklung der Umweltsituation in den neuen Bundesländern war mit enormen sozialen Veränderungen verknüpft, auch durch Deindustrialisierung und Massenarbeitslosigkeit, deren Folgen bis heute nachwirken. (Siehe Hintergrundtext.)

Zuletzt kann der Bezug zu den persönlichen Ansichten der Schüler*innen hergestellt werden. Im Rahmen einer Blitzlicht-Umfrage beantworten sie die folgenden Fragen:

  • Was ist dir in Bezug auf die Umwelt besonders wichtig?
  • Was kannst du persönlich in der heutigen Demokratie dafür tun?

Erweiterung

  • Die Schüler*innen führen eine Recherche und/oder Spurensuche im persönlichen Umfeld durch. Diese kann in jeder Region durchgeführt werden, sowohl in ostdeutschen als auch westdeutschen Bundesländern. Die Schüler*innen ermitteln im eigenen Umfeld mögliche Zeitzeugen, die über die Veränderungen seit dem Ende der DDR berichten können. Dabei sollte ein geeignetes konkretes Thema beziehungsweise ein konkreter Ort vorgegeben werden, die sich eignen, um anschauliche Vergleiche herstellen zu können. In der Regel bieten sich bekannte regionale Umweltthemen an – zum Beispiel die Entwicklung eines bestimmten Betriebes beziehungsweise dessen Umfeld, die Luftqualität in einem Industriegebiet, der Zustand von bestimmten Gewässern, Flächen oder Waldgebieten, die Verkehrssituation et cetera. Nach Möglichkeit sollten Recherchen und Interviews mit einem Ortsbesuch verbunden werden. Auch die Entwicklung der Einstellung der Menschen zum Umweltschutz kann thematisiert werden.

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