Wie war es früher in der DDR? Das Beispiel Umweltschutz (Basisvariante)
Überblick über den Unterrichtsverlauf
- Einstieg: Die Schüler*innen lernen anhand von Fotos Beispiele für Umweltschäden in der DDR kennen. Sie diskutieren mit Unterstützung der Lehrkraft, welche Möglichkeiten Menschen in der DDR hatten, sich öffentlich für mehr Umweltschutz einzusetzen. Dabei lernen sie zentrale Merkmale der politischen Bedingungen in der DDR kennen.
- Arbeitsphase: Die Schüler*innen untersuchen mithilfe von Kurzinfos und Zeitzeugenberichten die Bedingungen in der DDR und vergleichen sie mit Merkmalen der Demokratie.
- Abschluss: Im Plenum werden die Ergebnisse verglichen und vertieft und mit den Anliegen der Schüler*innen im Bereich Umweltschutz verknüpft sowie mit den Möglichkeiten, sich heute dafür einzusetzen.
Kompetenzen und Ziele
Die Schüler*innen …
- erhalten grundlegende Informationen zur deutschen Teilung und der Friedlichen Revolution in der DDR,
- schulen ihre Methodenkompetenz durch das Vergleichen, Analysieren und Filtern von Informationen aus Bildmaterial,
- bahnen ihre Urteils- und Argumentationskompetenz an, indem sie die Umweltsituation in der DDR Ende der 1980er-Jahre beschreiben, mit der heutigen Situation vergleichen und Unterschiede und Gemeinsamkeiten benennen,
- fundieren ihre Argumentationskompetenz durch das Bewerten unterschiedlicher Umweltsituationen und die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Meinungen.
Umsetzung
Die Leitfragen der Unterrichtseinheit lauten:
- Wie ging die Regierung der DDR mit Umweltschäden um?
- Wie unterscheiden sich die Möglichkeiten, sich in unserer heutigen Demokratie für Umweltschutz einzusetzen, von den Möglichkeiten früher in der DDR?
Hinweis: In der Unterrichtseinheit wird vor allem die Umweltsituation in der DDR diskutiert. Dies ermöglicht auf anschauliche Weise, ausgewählte Merkmale der Diktatur mit grundlegenden Merkmalen unserer heutigen Demokratie zu vergleichen. Nicht alle wichtigen Aspekte des Themas werden durch die Unterrichtseinheit abgedeckt. Es bietet sich an, die Unterrichtseinheit mit einer ausführlicheren Auseinandersetzung mit der deutschen Teilung und dem Leben in der DDR zu verknüpfen. Informationen und Materialien finden sich zum Beispiel bei der Bundeszentrale für politische Bildung.
Einstieg
Die Lehrkraft kündigt das Thema der Unterrichtseinheit an.
Zum Einstieg ordnet sie, je nach Kenntnisstand der Klasse, das Thema ein (siehe auch Hinweis oben). Zu den nötigen Informationen gehören z.B. die nachfolgenden Punkte. Es bietet sich an, ergänzend anschauliche Medien einzusetzen wie altersgemäße Dokumentationen.
- Deutschland war lange Zeit in zwei deutsche Staaten geteilt, die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland.
- Die DDR war eine Diktatur. Das bedeutet zum Beispiel, dass es keine freien Wahlen gab, in denen die Bürger*innen eine Regierung wählten. Es regierte immer dieselbe Partei.
- Menschen, die öffentlich sagten, dass sie die Politik der Regierung nicht gut fanden, konnten ernste Probleme bekommen. Das galt als „staatsfeindlich“.
- Es gab eine Reihe von Dingen, die sehr viele Menschen in der DDR nicht gut fanden. Zum Beispiel war es nur schwer möglich, in andere Länder zu reisen.
- Zwischen den beiden deutschen Staaten gab es eine schwer bewachte Grenze. Nur sehr wenige Menschen durften aus der DDR in die Bundesrepublik reisen.
- Die Unzufriedenheit der Menschen war so groß, dass es in den Jahren 1989/1990 zur Friedlichen Revolution kam.
- Das heißt: Es protestierten und demonstrierten so viele Bürger*innen, dass die Regierung zurücktrat. Die Grenze zur Bundesrepublik wurde geöffnet, es fanden freie Wahlen statt. Die neue Regierung der DDR und die Regierung der Bundesrepublik beschlossen die deutsche Einheit. Aus den beiden deutschen Staaten wurde am 3. Oktober 1990 die heutige Bundesrepublik Deutschland.
Die Lehrkraft erläutert, wie das Thema Umwelt mit der Friedlichen Revolution zusammenhängt: Es gab viele wichtige Gründe, warum Menschen in der DDR gegen die Politik ihrer Regierung waren. Am Beispiel Umweltschutz kann man gut sehen, worum es ging.
Als Impuls präsentiert die Lehrkraft im Plenum Motive der Bilderserie [Link] zur Umweltsituation in der DDR. Sie fordert die Schüler*innen auf, ihre Eindrücke zu beschreiben:
- Beschreibt, was auf dem Bild zu sehen ist.
- Beschreibt den Eindruck bzw. die Gefühle, die das Bild erzeugt.
- Überlegt, was die Bilder über das Land aussagen könnten, in dem sie aufgenommen wurden. Zum Beispiel: Wie wichtig ist der Regierung der Umweltschutz? Was denken die Menschen in diesem Land über die gezeigten Umweltschäden?
Die Eindrücke werden für alle sichtbar notiert (Stichworte, Mindmap). Die Lehrkraft fasst die Ergebnisse zusammen und gibt eine weitere Einordnung:
- Umweltschutz war in der DDR gesetzlich fest verankert. Er stand seit 1968 – früher als in der damaligen Bundesrepublik – als Staatsziel in der Verfassung der DDR.
- Vor der Friedlichen Revolution 1989 behauptete die Regierung der DDR, dass es keine schweren Umweltprobleme gab.
- Das stimmte nicht, und das war vielen Menschen in der DDR bekannt. An vielen Orten konnte man schwere Umweltschäden deutlich sehen.
- Aber: Wer das öffentlich sagte und Veränderungen forderte, konnte ernste Probleme bekommen.
- Trotzdem taten das viele Menschen. Für viele waren die Umweltprobleme ein Anlass, kritisch über die Regierung nachzudenken.
Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, über die damalige Situation der Bürger*innen zu diskutieren:
- Überlegt, was diese Situation für Menschen bedeutet, denen Umweltprobleme Sorgen machen und die etwas dagegen tun wollen. Beschreibt, welche Möglichkeiten sie hatten.
Gegebenenfalls beschreibt die Lehrkraft als Hilfestellung die Situation konkreter und stellt bestimmte Möglichkeiten zur Diskussion:
Stellt euch vor, ihr seht selbst, dass es Umweltprobleme gibt, wie auf den am Anfang gezeigten Fotos. Zum Beispiel kennt ihr einen Fluss, in dem alle Fische gestorben sind, weil eine Fabrik giftige Abwässer dorthin leitet. Und ihr beobachtet, dass aus den Schornsteinen einer anderen Fabrik so viel Rauch kommt, dass es in der Umgebung manchmal neblig ist. Auffällig viele Menschen dort husten und wirken krank.
Was könntet ihr tun? Zum Beispiel:
- Ihr erzählt vielen anderen Menschen davon und sagt, dass sich dringend etwas ändern muss.
- Ihr beschwert euch bei der Leitung der Fabriken.
- Ihr wendet euch an Einrichtungen des Staates, die dafür zuständig sind. Ihr fragt zum Beispiel im Rathaus eurer Stadt nach oder schreibt an das Umweltministerium.
- Ihr wendet euch an eine Zeitung, damit das Problem bekannt wird.
- Ihr wollt bei der nächsten Wahl für eine Partei stimmen, die sich besser um den Umweltschutz kümmert.
- Ihr organisiert eine Demonstration vor der Fabrik, um gegen die Verschmutzung zu protestieren.
Mit Unterstützung der Lehrkraft bewerten die Schüler*innen gemeinsam, inwiefern diese Möglichkeiten in der damaligen DDR erfolgreich sein konnten.
Arbeitsphase
Die Schüler*innen erhalten den Auftrag, in kleinen Gruppen oder in Partnerarbeit mithilfe der Arbeitsmaterialien [Link] die Bedingungen in der DDR genauer zu untersuchen. Die Materialien enthalten Arbeitsaufträge und Infomaterialien – darunter Aussagen von Zeitzeug*innen aus der DDR.
Die Schüler*innen vergleichen anhand der Informationen die Situation in der DDR und die in unserer heutigen Demokratie, indem sie vorgegebene Aussagen zum Umweltschutz zuordnen: Was trifft auf die damalige DDR zu, was auf unsere heutige Demokratie? Die Aussagen veranschaulichen wichtige Merkmale der damaligen Diktatur und Merkmale einer Demokratie wie Meinungsfreiheit und Rechtstaatlichkeit.
Abschluss
Im Plenum werden die Ergebnisse verglichen. Die zentralen Punkte werden noch einmal zusammengefasst. Dazu gehört insbesondere:
Wichtige Merkmale der Demokratie sind:
- Meinungsfreiheit,
- die Bürger*innen bestimmen bei freien Wahlen, wer regiert,
- sie können eine andere Regierung wählen, wenn sie unzufrieden sind,
- Gesetze gelten gleichermaßen für alle, auch die Regierung muss sich daran halten.
Wie war es früher in der DDR?
- Man konnte nicht immer offen seine Meinung sagen. Wer zum Beispiel gegen Umweltschäden protestierte, konnte dafür Schwierigkeiten bekommen.
- Es regierte immer dieselbe Partei.
- Viele Bürger*innen waren unzufrieden, aber es gab keine Möglichkeit, eine andere Regierung zu wählen.
- Man konnte sich nicht darauf verlassen, dass Gesetze eingehalten und durchgesetzt wurden. Zum Beispiel hielten sich die Regierung und die Behörden der DDR nicht an die Umweltgesetze.
Zum Abschluss wird eine Blitzlicht-Runde durchgeführt. Die Schüler*innen geben reihum kurze Antworten auf die folgenden Fragen:
- Was ist dir in Bezug auf die Umwelt besonders wichtig?
- Was kannst du persönlich in der heutigen Demokratie dafür tun?
Erweiterung
- Das Thema Umweltschutz in der DDR sollte eingebettet werden in eine umfassende Beschäftigung mit dem Leben in der DDR. Verschiedene Institution bieten dafür umfangreiche Materialien an. Zum Beispiel bietet die Stiftung Aufarbeitung Materialien zur Arbeit mit dem Kinderbuch "Die Flaschenpost" an.
- Kompakte Informationen sowie Arbeitsblätter für die Grundschule zu den wichtigsten historischen und politischen Begriffen finden sich unter anderem auf der Internetseite "Chronik der Mauer". Weitere Materialien und Begriffserklärungen bietet auch die Kinder-Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung, www.hanisauland.de.
- Eine "Spurensuche" vor Ort bietet sich an, um einen Bezug zum Lebensumfeld der Schüler*innen herzustellen. Diese kann in jeder Region durchgeführt werden, sowohl in ostdeutschen als auch in westdeutschen Bundesländern. Die Schüler*innen befragen dabei ältere Familienmitglieder zur Veränderung der Umweltsituation in der Region in den vergangenen Jahrzehnten. Dabei sollte ein geeignetes konkretes Thema beziehungsweise ein konkreter Ort vorgegeben werden, die sich eignen, um anschauliche Vergleiche herstellen zu können. In der Regel bieten sich bekannte regionale Umweltthemen an – zum Beispiel die Entwicklung eines bestimmten Betriebes beziehungsweise dessen Umfeld, die Luftqualität in einem Industriegebiet, der Zustand von bestimmten Gewässern, Flächen oder Waldgebieten, die Verkehrssituation et cetera. Nach Möglichkeit sollte dies mit einem Ortsbesuch verbunden werden.
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Umweltschutz war in der DDR gesetzlich fest verankert und wurde früher als in der damaligen Bundesrepublik als Staatsziel in die Verfassung aufgenommen. Aber vielerorts gab es dramatische Umweltschäden. Die Luftbelastung war in Industriegebieten und großen Städten oft gesundheitsschädlich, und ein großer Teil der Abwässer wurde ungeklärt in Gewässer geleitet. Umweltschutz wurde zu einem wichtigen Thema der Oppositionsbewegung: Menschen protestierten gegen den staatlichen Raubbau an Natur und Ressourcen.
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- Geteiltes Land (JPG - 430 KB)
Grafik: Umweltbericht der Bundesregierung 1994
- Industrie in der DDR: Gefahr durch veraltete Anlagen (JPG - 427 KB)
Foto: Weisflog, Rainer/Bundesarchiv, Bild 183-1990-0509-018 / CC BY-SA 2.0
- Abwasser: Mängel bei grundlegenden Umweltschutzmaßnahmen (JPG - 415 KB)
Foto: Sturm, Horst / Bundesarchiv, Bild 183-K0826-0302 / CC BY-SA 2.0
- Schadstoffe belasten Gewässer: Das Beispiel der Elbe (JPG - 568 KB)
Foto: Pätzold, Ralf / Bundesarchiv, Bild 183-1990-0502-002/ CC BY-SA 3.0
- Schwere Umweltschäden durch die Chemieindustrie (JPG - 514 KB)
Foto: Rainer Hällfritzsch / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 3.0
- Energie aus Braunkohle: Luftverschmutzung und Kraterlandschaften (JPG - 451 KB)
Foto: Dagmar Lipper / www.wir-waren-so-frei.de / CC BY-NC-ND 3.0
- Luftverschmutzung: Waldsterben im Harz (JPG - 1 MB)
Foto: ArtMechanic / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 3.0
- Proteste aus Sorge um die Umwelt (JPG - 511 KB)
Foto: Kluge, Wolfgang / Bundesarchiv, Bild 183-1990-0402-020 / CC BY-SA 2.0
- Politischer Umbruch: Regierung und Gegner am "runden Tisch" (JPG - 420 KB)
Foto: BArchBot / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 3.0
- Behörden veröffentlichen Messwerte (JPG - 442 KB)
Foto: Mittelstädt, Rainer / Bundesarchiv, Bild 183-1990-0115-018 / CC BY-SA 3.0
- Mittelelbe: unter Schutz gestellt (JPG - 625 KB)
Foto: Losch / commons.wikimedia.com / CC BY-SA 3.0
- Deutsche Wiedervereinigung: Sorge wegen der "Altlasten" (JPG - 1 MB)
Foto: M_H.DE / commons.wikimedia.org / CC BY 3.0
- Umbruch in der Wirtschaft (JPG - 556 KB)
Foto: SPBer / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 3.0
- Neuseenland (JPG - 816 KB)
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- Symbol für die Umwelt-Einheit: das "Grüne Band" (JPG - 1 MB)
Foto: Nickel van Duijvenboden / commons.wikimedia.org / CC BY 3.0