Umweltschutz & du: Stell dir vor, es wäre noch viel einfacher ... (Variante für Fortgeschrittene)
Überblick über den Unterrichtsverlauf
- Einstieg: Die Lehrkraft regt mit einer kurzen Alltagsgeschichte an, über Umweltbewusstsein und umweltfreundliches Verhalten im Alltag nachzudenken.
- Arbeitsphase Teil 1: Im Plenum werden verschiedene Ansätze bewertet, wie mehr Umweltschutz im Alltag erreicht werden könnte (z.B. Appelle an das Gewissen). Sie lernen das Konzept des Handabdrucks kennen.
- Arbeitsphase Teil 2: In Gruppen erstellen die Schüler*innen Geschichten zum Alltag in einer Welt, in der es leichtfällt, sich umweltfreundlich zu verhalten.
- Abschluss: Im Plenum diskutieren die Schüler*innen, wie die Veränderungen erreicht werden könnten, die in den Geschichten aus der „umweltfreundlichen Welt“ beschrieben werden.
Kompetenzen und Ziele
Die Schüler*innen …
- bewerten Entscheidungsfindungen in ihrem Lebensumfeld in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz und hinterfragen die eigene Rolle,
- lernen grundlegende Ansätze der Partizipation im Zusammenhang mit Umwelt- und Klimaschutz kennen,
- schulen ihre Sozial- und Argumentationskompetenz durch das Arbeiten in unterschiedlichen Sozialformen, das Präsentieren eigener Ergebnisse und die Teilnahme an Diskussionen.
Umsetzung
Einstieg
Die Lehrkraft stellt die Leitfragen vor:
- Manche Menschen sind zwar für Umwelt- und Klimaschutz, aber verhalten sich im Alltag nicht immer so. Warum?
- Wie können wir es für alle leichter machen, mehr für Umwelt- und Klimaschutz zu tun?
Im Unterrichtsgespräch im Plenum werden Erfahrungen der Schüler*innen gesammelt.
Die Lehrkraft beschreibt kurz die Ausgangssituation: Die meisten Menschen wünschen sich mehr Umwelt- und Klimaschutz. Viele wissen auch, was sie selbst dafür tun können. Aber wenn man vergleicht, was Menschen wissen, und was sie tatsächlich tun, gibt es Unterschiede. Nicht alle machen immer das, was möglich ist.
Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, Möglichkeiten zu nennen, selbst etwas für Umwelt- und Klimaschutz zu tun. Ggf. ergänzt sie wichtige Punkte. Die Ergebnisse werden für alle sichtbar festgehalten (Liste mit Stichworten).
Die Lehrkraft kündigt an, dass es nun um die Frage geht, warum sich im Alltag nicht alle immer umweltfreundlich verhalten. Ggf. können die Schüler*innen erste Vermutungen äußern.
Als Impuls beschreibt die Lehrkraft eine fiktive Alltagsszene:
Stell dir vor, Kim (10 Jahre) fährt normalerweise mit dem Fahrrad zur Schule. Kim macht das gern, denn es macht ihr Spaß und fühlt sich gut an, vor allem bei schönem Wetter. Außerdem ist es besser für Umwelt und Klima, als von den Eltern im Auto gefahren zu werden! Es ist aber auch ein bisschen anstrengend, denn die Fahrt dauert 20 Minuten, und auf dem letzten Stück gibt es keinen Radweg. Kim muss dort auf der Straße fahren. Dort ist morgens und nachmittags besonders viel Verkehr, weil viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen und abholen. Stressig. Aber kein Wunder, denn viele wohnen in Dörfern in der Umgebung. Wer mit dem Schulbus fahren will, muss sehr früh aufstehen, weil die Busse nicht direkt zur Schule fahren. Sie fahren nacheinander durch jedes Dorf.
Stell dir vor, heute hat Kim nach dem Aufstehen festgestellt, dass es draußen kalt und ungemütlich ist. Kims Mutter fährt heute ausnahmsweise mit ihrem Firmenauto an deiner Schule vorbei, weil sie in der Nähe einen Termin hat. Kim fährt mit. Als sie an der Schule aussteigt, sprechen sie ältere Schüler*innen aus der Umwelt-AG an. Sie machen heute eine Aktion gegen „Elterntaxis“. Eine Schülerin sagt zu Kim: „Leute wie du und deine Eltern sind ein Problem! Nur, weil Autofahren so bequem ist, macht ihr die Umwelt kaputt.“
Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, die Szene zu diskutieren. Zunächst können erste Eindrücke geschildert werden. Dann werden die folgenden Punkte diskutiert:
- Was ist Kims Meinung zu Umwelt- und Klimaschutz?
- Was ist die Meinung der Schülerin, die Kim anspricht, zum Umweltschutz?
- Wie empfindet ihr die Art, in der die Schülerin Kim anspricht?
- Warum spricht die Schülerin so?
- Wie umweltfreundlich ist Kims Verhalten im Vergleich zum Verhalten anderer?
- Welche Personen oder Gruppen kommen in der Szene außer Kim vor? (andere Schüler*innen und ihre Eltern, die mit dem Auto fahren)
- Wie umweltfreundlich verhalten sich diese anderen Personen oder Gruppen?
- Warum verhalten sich nicht alle so umweltfreundlich wie Kim?
Die Lehrkraft fasst die Ergebnisse zusammen, ordnet sie ein und ergänzt ggf. die wichtigsten Informationen (ausführlicher siehe Hintergrundtext) [Link]:
Eine sehr große Mehrheit der Menschen in Deutschland findet Umwelt- und Klimaschutz wichtig und wünscht sich, dass mehr dafür getan wird. Aber nicht alle verhalten sich immer so umweltfreundlich, wie es möglich wäre.
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ein wichtiger Grund ist, dass es manchmal aufwändig ist, sich umweltfreundlich zu verhalten. Die Szene mit Kim ist ein Beispiel: Es wäre zwar möglich, dass alle mit dem Bus oder mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Aber für Schüler*innen aus weit entfernten Dörfern wäre das ein großer Nachteil. Fahrradfahren finden manche jüngere Schüler*innen oder ihre Eltern wegen des fehlenden Radwegs vielleicht zu gefährlich.
Fachleute diskutieren viel darüber, wie wir es schaffen können, dass mehr Menschen sich öfter umweltfreundlich verhalten. Sie untersuchen auch, wie Menschen reagieren, wenn sie über Umweltschutz informiert werden. Es gibt verschiedene Ideen. Zum Beispiel:
- Noch besser informieren, damit Menschen sich selbst für das passende umweltfreundliche Verhalten entscheiden können.
- Menschen klar machen, dass jede und jeder einzelne etwas für Umweltschutz tun muss.
- Noch deutlicher vor den Gefahren warnen.
- Dazu aufrufen, die Bedingungen so zu verändern, dass umweltfreundliches Verhalten für alle leichter wird.
Arbeitsphase Teil 1 (Plenum)
Die Lehrkraft verweist auf die Szene mit Kim. Sie fordert die Schüler*innen auf, am Beispiel der Szene zu überlegen, was die Vor- und Nachteile der vier Ansätze sind. Gemeinsam wird überlegt, wie die Ideen in der Situation umgesetzt werden könnten. Die Ergebnisse werden für alle sichtbar notiert (Stichworte, Tabelle).
Beispiel:
Umweltfreundlicher zur Schule – was wirkt? | ||
Idee | Vorteile | Nachteile |
1. Schüler*innen und Eltern bekommen Infozettel mit einem Vergleich zwischen Auto, Bus und Fahrrad und ihren Auswirkungen auf die Umwelt | Menschen, denen die Unterschiede noch nicht kannten, entscheiden sich, öfter Bus oder Fahrrad zu benutzen. | Überzeugt nicht, wenn Bus oder Fahrrad zu große Nachteile haben. |
2. Infozettel oder Plakate vor der Schule, z.B.: „Auch du bist gefragt! Lass das Auto öfter stehen – für Umwelt und Klima“ | Menschen könnten ein schlechtes Gewissen bekommen und sich entscheiden, öfter Bus oder Fahrrad zu benutzen. | Überzeugt nicht, wenn Bus oder Fahrrad zu große Nachteile haben.
Kann schlechte Gefühle auslösen |
3. Infozettel oder Plakate, z.B. „Achtung, die Klimakatastrophe droht! Lass das Auto stehen“ | Menschen könnten erkennen, das Umweltschutz wichtiger ist, als sie dachten, und sich entscheiden, öfter Bus oder Fahrrad zu benutzen. | Überzeugt nicht, wenn Bus oder Fahrrad zu große Nachteile haben.
Kann Angst und andere schlechte Gefühle auslösen |
4. Unterschriftensammlung für mehr Busse und einen Fahrradweg | Würde der Umwelt und den betroffenen Familien nutzen
Menschen bekommen das Gefühl, sich gemeinsam für eine gute Sache einzusetzen, und machen gerne mit | Wirkt nicht sofort |
Die Lehrkraft ordnet die Ergebnisse ein. Sie informiert darüber, dass auch Fachleute Nachteile von Informationen und Aufrufen zum Umweltschutz kennen:
Die Forschung zeigt, dass es sehr viele schlechte Nachrichten zu Umwelt und Klima in den Medien gibt. Und viele Tipps für umweltfreundliches Verhalten sind eine Art Warnung. Es geht oft darum, wie schädlich etwas ist. Zum Beispiel „Autofahren schadet Umwelt und Klima“. (optional, falls bekannt: Beim CO2-Fußabdruck wird gezeigt, wie viele klimaschädliche Gase durch unser eigenes Verhalten in die Luft gelangen.)
Wenn wir Menschen das Gefühl haben, es gibt sehr viele schlechte Nachrichten und Probleme, kann das dazu führen, dass wir uns schlecht fühlen und denken, wir können sowieso nichts für die Umwelt tun. Warnungen können auch Abwehr auslösen („Ich lasse mir wegen Umwelt- und Klimaschutz nicht alles verbieten“).
Gleichzeitig ist es nicht leicht, sich umweltfreundlich zu verhalten, selbst wenn man dies will. Zum Beispiel ist es für viele Menschen bei bestimmten Wegen sehr aufwändig, mit dem Bus oder dem Fahrrad zu fahren.
Statt Warnungen vor schädlichem Verhalten, gibt es auch eine andere Möglichkeit. Dabei geht es darum, zu zeigen, wie wir durch unser Handeln viel für Umwelt- und Klimaschutz bewirken können – nicht darum, was wir vermeiden sollen, weil es schädlich ist. Diese Idee wird „Handabdruck“ genannt.
Besonders viel können wir bewirken, wenn wir uns dafür einsetzen, dass umweltfreundliches Verhalten für alle leichter wird.
Einsatz für den Umweltschutz im Sinne des Handabdrucks heißt zum Beispiel: Sich einsetzen für bessere Busverbindungen und einen sicheren Radweg zur Schule statt „nur“ möglichst oft auf das Auto zu verzichten. Oder: Sich dafür einsetzen, dass die Schulmensa klimafreundliches Bio-Essen anbietet, das sich alle leisten können, statt „nur“ mittags zu überlegen, welches Essen möglichst wenig klimaschädlich ist.
Arbeitsphase Teil 2 (Gruppenarbeit)
Die Schüler*innen erarbeiten in Gruppen eigene Ideen, wie mehr umweltfreundliches Verhalten erreicht werden kann, ohne schlechte Gefühle bei den angesprochenen Menschen auszulösen.
Die Lehrkraft stellt den Auftrag vor:
Die Schüler*innen erfinden kurze Geschichten über den Alltag in einer Welt, in der es leicht ist, sich umweltfreundlich zu verhalten.
Zunächst werden im Plenum gemeinsam ein oder zwei Beispiele diskutiert. Die Lehrkraft verweist auf die zu Beginn gesammelten Tipps für umwelt- und klimafreundliches Verhalten im Alltag.
Sie fordert die Schüler*innen auf:
- Stellt euch vor, ihr startet in einen typischen Tag und wollt euch umweltfreundlich verhalten.
- Stellt euch vor, wie dieser Tag abläuft: In welchen Situationen könntet ihr Umweltschutz-Tipps beachten?
- Überlegt, warum es euch schwerfallen könnte, die Tipps zu beachten.
- Überlegt, was anders sein könnte, damit Umweltschutz in diesen Situationen ganz einfach ist.
- Stellt euch vor, ihr würdet in einer Welt leben, in der Umweltschutz für alle immer ganz leicht ist. Beschreibt euren Tag in dieser Welt!
Nachdem im Plenum Beispiele besprochen wurden, erstellen die Schüler*innen in Gruppen eigene Geschichten.
Abschluss
Die Gruppen stellen ihre Ergebnisse vor und diskutieren sie im Plenum. Dabei geht es insbesondere um die folgenden Punkte:
- Was müsste sich verändern, damit – wie in den Geschichten beschrieben – Umweltschutz für alle einfacher wird?
- Wer könnte etwas dafür tun? (z.B. Schüler*innen, Eltern, Schulleitung, Politiker*innen)
- Was ist aus Sicht des Umweltschutzes besser: Wenn alle sich bemühen, beim persönlichen Verhalten auf Umweltschutz zu achten, oder wenn sich alle für die genannten Veränderungen einsetzen? Begründe deine Einschätzung.
- Welche Vorstellung „fühlt“ sich besser an: Selbst dafür verantwortlich sein, auf Umweltschutz-Tipps zu achten, oder sich gemeinsam mit anderen dafür einsetzen, dass Umweltschutz für alle leichter wird?
Zum Abschluss benennen die Schüler*innen, welche(n) der vorgestellten Ideen sie persönlich besonders motivierend finden.
Erweiterung
- Die Schüler*innen erstellen Plakate oder digitale Collagen zu ihren Geschichten.
- Das vorliegende Thema kann mit den Materialien „Zukunft selber machen“ verknüpft werden. Darin geht es um Möglichkeiten junger Menschen, gehört zu werden und unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten.

Foto: Aaron Lee / Unsplash.com / Unsplash Lizenz
Allein das Wissen über Umwelt- und Klimaschutz führt oft nicht dazu, dass Menschen ihr Verhalten angemessen verändern. Darum bemühen sich viele Akteur*innen, zu aktivem Engagement zu motivieren. Doch die Umwelt- und Klimakommunikation stößt an Grenzen. Insbesondere negative Botschaften können Ohnmacht auslösen oder Ablehnung. Wie kann individuelles Handeln für Klima- und Umweltschutz auf motivierende Weise gefördert werden? Welche Rolle kann das Konzept des "Handabdrucks" dabei spielen?
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