Meinungsverschiedenheiten: Wie wir "richtig" streiten können (Basisvariante)
Überblick über den Unterrichtsverlauf
- Einstieg: Die Schüler*innen diskutieren im Plenum ihre Erfahrungen mit Meinungsverschiedenheiten und Streits. Sie sammeln Vermutungen, wie sich verschiedenen Verhaltensweisen auf den Verlauf auswirken.
- Arbeitsphase: Im Plenum führen die Schüler*innen mithilfe von Skripten kurze Rollenspiele durch. Dabei geht es um Diskussionen zu alltagsnahen Umweltfragen. Die Schüler*innen benennen faire und unfaire Verhaltensweisen.
- Abschluss: Die Klasse formuliert gemeinsam Tipps bzw. Regeln für den Umgang mit Meinungsverschiedenheiten bzw. Streits.
Kompetenzen und Ziele
Die Schüler*innen…
- entwickeln ihre sprachlichen und kommunikativen Kompetenzen, indem sie sprachliche Mittel untersuchen und deren Wirkung erkennen,
- erkennen Verständigungsprobleme und entwickeln Lösungsmöglichkeiten,
- erproben die Mitwirkung an demokratischen Entscheidungen, indem sie Diskussionen über umstrittene Fragen simulieren und Argumente prüfen,
- verbessern ihre Urteils- und Handlungskompetenzen, indem sie in Diskussionen die eigene Betroffenheit reflektieren, die verschiedenen Perspektiven untersuchen und üben, eigene Standpunkte zu vertreten,
- bewerten Möglichkeiten der Konfliktlösung.
Umsetzung
Die Leitfragen der Unterrichtseinheit lauten:
- Welche Bedeutung hat das Diskutieren für ein gutes Miteinander in der Demokratie?
- Wie können wir mit unfairen Äußerungen umgehen?
Einstieg
Die Lehrkraft stellt die Leitfragen vor. Im Unterrichtsgespräch im Plenum werden Grundlagen des Themas geklärt, ggf. mit Medienbeispielen.
Die Lehrkraft informiert zunächst über das Thema:
Über Umwelt- und Klimafragen wird im Alltag und in der Politik viel diskutiert und manchmal gestritten. Zum Beispiel, ob Fleischessen oder mit dem Flugzeug zu fliegen okay ist oder ob es in Zukunft nur noch Elektroautos geben soll. Das sind Themen, zu denen Menschen teilweise sehr unterschiedliche Meinungen äußern. Damit wir Umweltfragen lösen können, ist es aber wichtig, dass wir Lösungen finden, mit denen alle gut leben können. (Zum gesellschaftlichen Kontext siehe Hintergrundtext)
Die Lehrkraft stellt die Frage: Was passiert bei Meinungsverschiedenheiten? Sie fordert die Schüler*innen auf, darüber zu diskutieren. Sie stellt nach und nach folgende Fragen:
- Bei welchen Themen habt ihr schon Meinungsverschiedenheiten erlebt?
- Spezieller: Bei welchen Umwelt- und Klimathemen habt ihr schon Meinungsverschiedenheiten erlebt?
- Habt ihr schon erlebt, dass ihr bei einer Meinungsverschiedenheit mit anderen problemlos eine Lösung gefunden habt? Beschreibt kurz das Erlebnis.
- Habt ihr schon erlebt, dass es wegen einer Meinungsverschiedenheit zu einem Streit kam? Beschreibt kurz das Erlebnis.
Die Ergebnisse werden für alle sichtbar in Form einer Mindmap notiert (Stichworte, im Mittelpunkt die Ausgangsfrage "Was passiert bei Meinungsverschiedenheiten?").
Die Lehrkraft ordnet die Erlebnisse mit folgenden Informationen ein:
Dass es Meinungsverschiedenheiten und Streit gibt, ist normal. Denn Menschen sind unterschiedlich und wir finden unterschiedliche Sachen wichtig. Darum verstehen wir uns nicht immer gut, wenn wir Meinungen austauschen. Darum kommen auch Streits vor. Nicht nur im Alltag, zum Beispiel in der eigenen Klasse und in der Familie, sondern auch in der Politik. Zum Beispiel im Bundestag, wo über Gesetze entschieden wird, die uns alle betreffen. Streit kann sehr unterschiedlich verlaufen.
Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, die Diskussion über eigene Erfahrungen fortzusetzen. Sie stellt folgende Fragen und gibt ggf. Hilfestellung durch Konkretisierungen oder Beispiele:
- Wie fühlt sich ein Streit an?
- Was ist daran unangenehm?
- Habt ihr schon erlebt, dass es nach einem Streit keine Einigung gab? Falls ja: Woran könnte das gelegen haben? (z.B. Beteiligte werden zu wütend, brechen die Diskussion ab)
- Habt ihr schon einmal das Gefühl gehabt, die andere Person will euch gar nicht verstehen? Falls ja: Wie habt ihr darauf reagiert? (z.B. nachfragen oder um Verständnis bitten; sehr verzweifelt oder wütend werden)
- Habt ihr schon erlebt, dass es nach einem Streit eine gute Lösung gab, mit der alle zufrieden waren? Falls ja: Woran könnte das gelegen haben? (z.B. Beteiligte sind ruhig bzw. freundlich geblieben, haben sich bemüht und Verständnis gezeigt, haben ihre Meinungen verändert bzw. nachgegeben)
- Habt ihr schon einmal das Gefühl gehabt, die andere Person bemüht sich, euch zu verstehen und ist bereit, ihre Meinung zu ändern? Falls ja: Wie habt ihr darauf reagiert? (z.B. erleichtert, ebenfalls mehr bereit, auf die andere Person zuzugehen)
Die Beiträge werden in der Mindmap ergänzt. Die Lehrkraft fasst die wichtigsten Punkte zusammen und ergänzt eine Schlussfolgerung: Wenn sich die Beteiligten fair austauschen und sich bemühen, die andere Seite zu verstehen, erleichtert das eine Einigung.
Die Lehrkraft ordnet die Erlebnisse mit folgenden Informationen ein:
- Über Meinungsverschiedenheiten zu sprechen ist hilfreich, und auch Streit kann hilfreich sein. Denn dabei können wir die Sicht der anderen kennenlernen und versuchen, sie besser zu verstehen.
- Wenn wir die Sicht der anderen verstehen, fällt es leichter, Lösungen zu finden, mit denen alle gut leben können.
- Das gelingt nicht immer.
- Das liegt oft daran, auf welche Weise wir diskutieren und wie wir streiten.
- Was wir sagen und wie wir uns verhalten, kann hilfreich sein, es kann aber auch den Streit verschlimmern.
- Auch Erwachsene sagen in Diskussionen Dinge, die zu Streit führen und Lösungen schwer machen.
- Das passiert auch Profis, wie zum Beispiel Politiker*innen im Bundestag. Manche legen es sogar darauf an, dass es zu Streit kommt.
- Darum ist es wichtig zu wissen, wie unser Verhalten in einer Diskussion wirkt, und wie "gutes Diskutieren" und "gutes Streiten" geht.
Die Lehrkraft kündigt an, dass es im Folgenden darum geht, verschiedene Verhaltensweisen in Diskussionen und Streits zu untersuchen.
Ggf. können kurze Medienbeispiele gezeigt werden, die verdeutlichen, wie wichtig das Verhalten in Diskussionen ist. Geeignet können kurze Szenen aus dem Bundestag sein, die zum Beispiel in Nachrichtensendungen wie der Tagesschau oder im YouTube-Kanal Best of Bundestag verfügbar sind. Die Szenen sollten gezielt ausgewählt und der Rahmen kurz erklärt werden, da diese Debatten für Grundschüler*innen in der Regel kaum nachvollziehbar sind.
Arbeitsphase
Die Schüler*innen führen im Plenum kurze Rollenspiele durch und untersuchen mit Unterstützung der Lehrkraft, wie sich unterschiedliche Verhaltensweisen auf Diskussionen und Streits auswirken. Sie verwenden dazu die Arbeitsmaterialien.
Diese Materialien enthalten verschiedene Skripte für kurze Diskussionen über alltagsnahe Umweltthemen sowie Hinweise zu deren Auswertung.
Ggf. kann ein Rollenspiel gemeinsam durchgeführt werden und weitere werden in Gruppen bearbeitet (siehe Variante für Fortgeschrittene dieses Unterrichtsvorschlags).
Abschluss
Die Beispiele für hilfreiches und nicht-hilfreiches Verhalten aus den Rollenspielen werden für alle sichtbar notiert.
Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, aus den Beispielen Tipps und Regeln abzuleiten. Sie werden in einer Tabelle festgehalten mit der Überschrift: Wie wir über Meinungsverschiedenheiten diskutieren.
Ggf. kann sie als Hilfestellung konkrete Beispiele aus den Rollen auswählen und zur Diskussion stellen: Wie hilfreich wäre es, wenn wir uns immer so verhalten würden? Können wir aus diesem Beispiel eine allgemeine Regel für Diskussionen machen?
Zum Abschluss fordert die Lehrkraft die Schüler*innen auf, in einer Blitzlicht-Runde jeweils ein für sie wichtiges Ergebnis zu benennen: Welchen Tipp findest du für Diskussionen besonders hilfreich?
Erweiterung
- Die Schüler*innen entwerfen selbst Skripte oder Theaterszenen, um Themen oder Verhaltensweisen zu veranschaulichen, die ihnen besonders wichtig sind.
- Die Schüler*innen erstellen ein Plakat mit Tipps bzw. Regeln für den Umgang mit Meinungsverschiedenheiten und Streits.
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Foto: Redaktion Umwelt im Unterricht
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