12.10.2023 | Unterrichtsvorschlag

Was bedeutet eigentlich „Wald“? (Basisvariante)

Sekundarstufe

Vom Gedicht bis zum Gesetz: Die Schüler*innen lernen anhand von Zitaten unterschiedliche Sichtweisen auf den Wald kennen und erarbeiten die Funktionen des Waldes für Mensch und Natur. Anhand von Spuren menschlicher Einflüsse im Wald lernen sie Belastungen für die Wälder kennen. Abschließend bewerten sie verschiedene Ansätze zum Umgang mit dem Wald und dokumentieren die wichtigsten Schutzmaßnahmen.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler*innen...

  • lernen die verschiedenen Funktionen des Ökosystems Wald kennen,
  • finden Spuren menschlicher Eingriffe in das Ökosystem Wald und diskutieren deren Bedeutung und Folgen,
  • erweitern ihre Medienkompetenz durch die Arbeit mit Texten, indem sie Informationen zum Thema Wald aus verschiedenen Quellen entnehmen und analysieren,
  • wenden ihre Orientierungskompetenz durch praktische Arbeiten im Gelände an,
  • schulen ihre Urteils- und Argumentationskompetenz durch die Formulierung der grundlegenden Bedeutung des Waldes für den Menschen,
  • vertiefen ihre Sozial- und Handlungskompetenz durch die Auseinandersetzung mit möglichen Handlungsstrategien zum Schutz des Waldes.

Inhaltliche Voraussetzungen

Die Unterrichtseinheit setzt voraus, dass grundlegende biologische Zusammenhänge im Ökosystem Wald bekannt sind oder im Anschluss thematisiert werden.

Umsetzung

Die Leitfragen der Unterrichtseinheit lauten: 

  • Welche Funktionen erfüllen Wälder?
  • Wie lassen sich der Schutz des natürlichen Lebensraums Wald und menschliche Interessen vereinbaren?

Einstieg

Die Unterrichtseinheit sollte, falls möglich, mit einer Erkundung im Wald verbunden werden. Diese kann zum Einstieg erfolgen oder im weiteren Verlauf. Während der Erkundung erhalten die Schüler*innen die Aufgabe, Spuren menschlicher Aktivitäten zu finden und zu dokumentieren.

Offensichtliche Beispiele sind:

  • Wirtschafts- und Wanderwege,
  • zurückgelassener Müll,
  • Rastplätze,
  • Holzstapel et cetera.

Bei genauem Hinschauen und -hören finden sich in der Regel weitere Spuren wie Aufforstungen (geradlinige Baumreihen), Kennzeichnungen an Bäumen, Wegweiser und Schutzhütten. Es lassen sich Verkehrsgeräusche wahrnehmen. Mit entsprechenden Vorkenntnissen finden sich auch Baumschäden, die durch Luftverschmutzung verursacht wurden.

Die Schüler*innen notieren, was sie gefunden beziehungsweise wahrgenommen haben. Sie machen Fotos der Funde und der Fundstellen. Gegebenenfalls werden die Fundorte in eine Karte eingetragen.

Alternativ zur Erkundung kann die Lehrkraft die Schüler*innen zum Einstieg auffordern, ihre Assoziationen zum Thema Wald in Form einer Mindmap zu sammeln. Als Impuls kann ein Symbol – zum Beispiel ein Foto oder Laubblätter – für alle sichtbar an der Wand oder Tafel befestigt werden, überschrieben mit der Frage: Was bedeutet "Wald"?

Um auf verschiedene Sichtweisen aufmerksam zu machen, können gegebenenfalls Zitate aus den Materialien ergänzt werden.

Zum Beispiel:

"Wald (...) ist jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche. Als Wald gelten auch kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere mit dem Wald verbundene und ihm dienende Flächen." (Bundeswaldgesetz)

Je nach Klassenstufe und Schulform – oder bei Einbeziehung des Faches Deutsch – können gegebenenfalls andere Textauszüge gewählt werden, zum Beispiel Gedichte.

Als weitere Alternative kann die Lehrkraft als Impuls eine Auswahl von Medienbeiträgen und Fotos präsentieren. Die Auswahl sollte unterschiedliche Funktionen des Waldes und Konflikte um Nutzung oder die Erhaltung von Wäldern abbilden.

Geeignet sind zum Beispiel:

  • Fotos oder Werbematerialien aus dem Tourismusmarketing bekannter Waldregionen wie dem Bayerischen Wald,
  • Auszüge aus Fachbeiträgen aus der Forstwirtschaft, zum Beispiel von den Forstbetrieben der Bundesländer oder aus Fachmagazinen,
  • Auszüge aus Fachbeiträgen mit dem Schwerpunkt Klimaschutz und Naturschutz, zum Beispiel Meldungen über die massiven Waldschäden wegen der Dürre in den vergangenen Jahren,
  • Medienbeiträge über Konflikte, zum Beispiel bei geplanten Waldrodungen. Bekannte Fälle der vergangenen Jahre sind die Auseinandersetzungen um die Rodung des Hambacher Forsts in Nordrhein-Westfalen wegen der Erweiterung eines Braunkohletagebaus oder Rodungen im Fechenheimer Wald in Hessen wegen des Ausbaus der Autobahn A66.

Arbeitsphase

Die Schüler*innen lernen in Partnerarbeit anhand der Materialien verschiedene Sichtweisen auf den Wald kennen. Davon ausgehend benennen sie im Plenum die Funktionen des Waldes für Mensch und Natur.

Zunächst bearbeiten sie die Materialien. Sie enthalten Zitate zum Thema Wald, die teilweise überraschend und gegensätzlich wirken, da sie aus verschiedenen Zusammenhängen stammen. Die Schüler*innen halten ihre Reaktionen mit einer vorgegebenen Punkteskala fest, zum Beispiel: Wie viel Natur steckt in diesem Zitat – von 0 bis 10?

Die Zitate umfassen Ausschnitte aus Gesetzestexten, Lyrik, Material von Naturschutzverbänden sowie Informationen aus der Waldwirtschaft.

Im Anschluss vergleichen die Schüler*innen ihre Reaktionen im Plenum.

Die Lehrkraft fordert sie auf, zu beschreiben, welche Funktionen des Waldes mit den Zitaten verbunden sein könnten. Als Impuls verweist die Lehrkraft gegebenenfalls auf die Ergebnisse der Exkursion, die Textausschnitte sowie die zuvor gesammelten Assoziationen zum Begriff Wald.

Die Beiträge der Schüler*innen werden für alle sichtbar als thematische Cluster beziehungsweise in Form einer Mindmap notiert.

Im Mittelpunkt kann die Frage notiert werden: Was bedeutet eigentlich Wald? Beiträge zu den Funktionen werden um den Mittelpunkt herum geclustert und nach außen hin in mehreren "Ringen" ergänzt (siehe Beispiel am Ende des Abschnitts).

In einem zweiten Schritt überlegen die Schüler*innen, welche Auswirkungen die menschlichen Einflüsse auf das Ökosystem Wald haben. Insbesondere sollen sie mögliche Gefährdungen für die Funktionen des Waldes benennen.

Die bei der Exkursion gesammelten Spuren können dabei als Hinweis dienen.

Beispiel für die Dokumentation der Arbeitsergebnisse (Informationen zu den Funktionen und Einflüssen des Menschen siehe Hintergrundtext):

Abbildung anzeigen

Abschluss

Die Lehrkraft fordert die Klasse auf, mögliche Schutzmaßnahmen zu nennen, die zur Erhaltung des Ökosystems beitragen. Gegebenenfalls weist sie darauf hin, dass sich Schutzmaßnahmen von den zuvor benannten Spuren menschlicher Aktivitäten und den Risiken für den Wald ableiten lassen.

Die Schutzmaßnahmen werden als weiterer Ring in der Abbildung ergänzt.

Als Impuls kann die Lehrkraft verschiedene Ansätze und konkrete Vorschläge vorgeben, darunter auch übertriebene und/oder nicht umsetzbare Aussagen. Sie fordert die Schüler*innen auf, diese zu bewerten. Möglich sind zum Beispiel:

  • Der Wald wird komplett für Menschen gesperrt, um Tiere und Pflanzen zu schützen. (Nicht umsetzbar)
  • Wir hören auf, Bäume zu fällen, damit möglichst viel Holz wächst und Kohlenstoff gespeichert wird. (Nicht umsetzbar)
  • Es werden nur so viele Bäume gefällt, dass der Wald nachwachsen kann. (Umsetzbar, Grundsatz der nachhaltigen Waldwirtschaft)
  • Beim Fällen von Bäumen wird auf den Schutz der Natur geachtet. Zum Beispiel: in bestimmten Gebieten Verzicht auf schwere Maschinen, Totholz und "bewohnte Bäume" bleiben im Wald. (Umsetzbar)

Zum Abschluss wird festgehalten, dass beim Schutz der Wälder die verschiedenen Funktionen berücksichtigt werden müssen. Die Maßnahmen müssen nachhaltig sein, das heißt, sie müssen langfristig sowohl aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes, aus Sicht der Wirtschaft und aus Sicht der Gesellschaft tragfähig sein.

Erweiterung

  • Viele Umweltbildungszentren und Naturparks bieten Führungen durch den Wald sowie Unterstützung und Materialien für die Organisation von Exkursionen an. Manche Förster*innen sind auch bereit, in Schulen zu kommen und über den Waldschutz zu berichten.
  • Videos und Dokumentarfilme können unterstützend einen anschaulichen Einblick in verschiedene Aspekte des Themas bieten. In den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind anlässlich der Dürre in den vergangenen Jahren mehrere Beiträge über den Wald im Klimawandel erschienen, zum Beispiel Wald in der Klimakrise: Verbrennen statt schützen? (ARD Monitor, 12 Min.), Unser Wald stirbt – vor unseren Augen (funk MrWissen2go, 19 Min.) oder Unser Wald: Warum wir ihn lieben und trotzdem zerstören (ARD Quarks, 45 Min.).

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