14.07.2016 | Unterrichtsvorschlag

Wer wünscht sich was in unserer Stadt?

Blick in eine Stadt mit buntgemischter Architektur
Grundschule

Anhand von Fotomotiven mit verschiedenen Stadtansichten entwickeln die Schüler/-innen erste Kriterien für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Sie bearbeiten verschiedene Beispiele und lernen typische Akteure und Konflikte kennen. Abschließend formulieren sie Forderungen an nachhaltige, zukunftsfähige Bauprojekte.

Ziele

Die Schüler/-innen ...

  • setzen sich anhand von Beispielen mit den Auswirkungen städtebaulicher Projekte auseinander,
  • dokumentieren und bewerten Bauvorhaben anhand von Luftbildern,
  • lernen Grundlagen zur Auswirkung von Bauvorhaben in Städten kennen,
  • erkennen Ansprüche unterschiedlicher Interessengruppen im städtischen Raum,
  • versetzen sich in die Perspektiven unterschiedlicher Interessengruppen und erarbeiten gemeinsam Lösungsansätze.

Umsetzung

Eine Stadt ist ein kompliziertes Gebilde – viele unterschiedliche Menschen leben hier zusammen, und für sie erfüllt die Stadt ganz unterschiedliche Funktionen. Wenn ein größerer Teil der Stadt verändert wird, kann das sehr weitreichende Folgen haben. Daher sind große Eingriffe wie bei aufwändigen Bauprojekten oft umstritten. 

Zu Beginn stellt die Lehrkraft das Thema vor: Wie wirken sich Veränderungen durch große Bauprojekte in der Stadt aus? Zum Einstieg zeigt die Lehrkraft Fotos verschiedener städtischer Großbauprojekte und erläutert diese. 

Dabei zeigt sich: In Städten gibt es immer wieder große oder größere Bauprojekte, die für Konflikte in der betroffenen Stadt sorgen, weil unterschiedliche Interessen aufeinander treffen. 

Im Folgenden bietet es sich an, einen konkreten Fall auszuwählen und näher zu betrachten, der für die Schüler/-innen besonders relevant ist. So kann ein lokales Projekt in der Nähe der Schule oder ein aktuelles und besonders bekanntes Projekt ausgewählt werden, zum Beispiel Olympia- oder WM-Stadien. 

Die Schüler/-innen sammeln zunächst in einem Brainstorming eigene Ideen:

  • Welchen Nutzen bringt so ein Projekt für die Stadt und deren Bewohner/-innen? 
  • Was könnte gegen das Projekt sprechen? 

Die Ideen werden in Form von Stichworten gesammelt. Anschließend untersuchen die Schüler/-innen das ausgewählte Fallbeispiel genauer. Je nach technischen Möglichkeiten und Lernniveau führen die Schüler/-innen Internetrecherchen durch oder die Lehrkraft stellt die Informationen zur Verfügung, zum Beispiel in Form von Stadtplänen und gedruckten Medienberichten. Gegebenenfalls stellt die Lehrkraft Tipps für die Internetrecherche zusammen. Hilfreich sind zum Beispiel Online-Kartendienste wie Google Maps. Beispielhafte Recherchelinks zu vier Großprojekten finden sich im Material

Die gesammelten Antworten werden von den Schülern/Schülerinnen stichwortartig notiert, zum Beispiel auf Karten. Dabei können die Fragen auch auf Kleingruppen aufgeteilt und später zusammengetragen werden. In Klammern und kursiv sind mögliche Antworten skizziert:

  • Was soll hier gebaut werden? (zum Beispiel ein Flughafen, ein neues Wohngebiet oder ein Supermarkt)
  • In was für einem Gebiet der Stadt findet der Umbau statt? (zum Beispiel in einem Wohngebiet, einem Gewerbegebiet oder im Zentrum)
  • Wie sah das Baugebiet vor dem Umbau aus? Wie wurde es genutzt? (zum Beispiel: Hier war einmal eine Grünfläche mit vielen Blumenbeeten. Viele Menschen sind hier gejoggt oder sind spazieren gegangen.)
  • Wie gut ist das Gebiet erreichbar? Gibt es Straßen oder Bahngleise? (zum Beispiel: Das Gebiet liegt in einem Randbezirk ohne Bahnanschluss.)
  • Wie stark ist das Gebiet bewohnt? Gibt es Wohnhäuser, Läden, Schulen oder Ähnliches in der direkten Nachbarschaft? (zum Beispiel: Das gesamte Baugebiet ist von Wohnsiedlungen umgeben.)
  • Muss für dieses Projekt auch in der Umgebung noch etwas umgebaut werden? Braucht es zum Beispiel neue Straßen, Bahngleise oder mehr Geschäfte? Oder muss das, was vorher hier war, umgesiedelt werden? (zum Beispiel: Für ein neues Olympiastadium müssen viele neue Straßen gebaut werden.)

Die gesammelten Antworten werden für alle sichtbar aufgehängt und vorgestellt. Aufbauend auf diesen Ergebnissen erörtern die Schüler/-innen, welche unterschiedlichen Interessengruppen von dem ausgewählten Bauprojekt vermutlich betroffen sind. Dies kann mit folgenden Fragen unterstützt werden: 

  • Wer hat das Bauprojekt ins Leben gerufen? 
  • Wer bezahlt für das Bauprojekt? 
  • Wer hat das Gebiet bisher genutzt?
  • Wer wird das Gebiet nach dem Umbau nutzen? 
  • Wer ist sonst noch von diesem Umbau betroffen?
  • Welche Rolle spielt die Natur in diesem Projekt? 
  • Wer wird sich über dieses Bauprojekt besonders freuen? 
  • Wer könnte etwas gegen dieses Bauprojekt haben? 

Mögliche Interessengruppen sind zum Beispiel: bisherige Anwohner/-innen, neue Nutzer/-innen oder Bewohner/-innen, Umweltschutzgruppen, Verkehrsbetriebe, Investoren/Investorinnen, Bürgerinitiativen, Baugruppen oder die Stadtverwaltung. Gegebenenfalls ergänzt die Lehrkraft. Die unterschiedlichen Interessengruppen werden ebenfalls auf Karten notiert und aufgehängt. 

Anschließend klären die Schüler/-innen gemeinsam zu jeder Interessengruppe Forderungen und Wünsche, die diese in das Bauprojekt einbringen. Da es zu vielen Bauprojekten Bürgerinitiativen oder andere kritische Stimmen gibt, kann auch im Internet oder anhand von Befragungen nach realen Forderungen und Konflikten recherchiert werden. Im Material sind beispielhafte Rechercheseiten verlinkt. Die formulierten Wünsche und Forderungen können auf Sprechblasenkarten notiert und den Interessengruppen zugeordnet werden.

Darauf aufbauend wird eine einfache Plenumsdiskussion durchgeführt. Dabei werden den Schülern/Schülerinnen entsprechend den gefundenen Interessengruppen Rollen zugeteilt. Die Schüler/-innen formulieren einfache Argumentationsansätze, wie: "Ich als Bewohner/-in …." Anschließend wird über eine moderierte Diskussion nach möglichen Lösungsansätzen gesucht.

Anschließend wird die Plenumsdiskussion kritisch reflektiert: 

  • Wie gut konnten die unterschiedlichen Interessen vereinbart werden? 
  • Wurde eine zukunftsfähige Lösung gefunden? 
  • Welche Interessen sind besonders schwer miteinander zu vereinbaren? 
  • Wer ist für die Interessen der Natur eingetreten? Wurden diese ausreichend beachtet? 
  • Wie kann bei Bauprojekten dafür gesorgt werden, dass alle Interessen ausreichend beachtet werden? 

Zum Abschluss wird gemeinsam erörtert, wie bei Bauprojekten von Anfang an dafür gesorgt werden kann, dass die unterschiedlichen Interessen gehört und beachtet werden – und wie sich auch Kinder und Jugendliche an der Planung beteiligen können. 

Erweiterung

  • Mit dem kostenfreien Verkehrssimulationsspiel "Mobility" lernen Schüler/-innen höherer Grundschulklassen wichtige raumplanerische Aspekte bei der Stadtplanung kennen. Dabei entwerfen sie ihre eigene "ideale Stadt" und lernen Maßnahmen zur nachhaltigen Beeinflussung des Verkehrs kennen. Herausgegeben wurde das Spiel unter anderem von der Bauhaus-Universität Weimar und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. 
  • Bei Umwelt im Unterricht finden sich zahlreiche Unterrichtsvorschläge für die Grundschule, die unterschiedliche Aspekte des Themas "Städte der Zukunft" fokussieren: Anders bauen: Wohnungen für die Zukunft; Hauptsache dick eingepackt: Heizen und Klimaschutz; Nachhaltige Baustoffe – Welche Möglichkeiten gibt es beim Hausbau?Wohin verschwindet der Sand?Warum wir grüne Städte brauchen. Mit der Frage, wie und ob Großveranstaltungen wie Sportevents oder Festivals auch umweltfreundlich umgesetzt werden können, setzen sich die Schüler/-innen in drei Unterrichtsvorschlägen von Umwelt im Unterricht auseinander: Events und die Umwelt; Gemeinsam feiern in der Stadt.
  • Auf der Internetplattform "Architektur und Schule" der brandenburgischen Architektenkammer wird die Handreichung "Wir bauen eine Stadt" angeboten. Sie soll Lehrer/-innen dazu befähigen, im Dialog mit den Schülern/Schülerinnen das Thema Stadtplanung und Architektur im Unterricht umzusetzen. Erforschen und Erkennen der eigenen Umgebung bilden dabei die Basis für eine eigene kleine Beispielplanung. 

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