Umweltprobleme und Umweltpolitik in der DDR (Basisvariante)
Überblick über den Unterrichtsverlauf
- Einstieg: Die Schüler*innen im Plenum diskutieren Fotos zu Umweltschäden in der DDR zur Zeit der Friedlichen Revolution 1989/1990. Sie tragen ihr Vorwissen zusammen und formulieren Vermutungen, welche Rolle die Umweltsituation in der DDR spielte.
- Arbeitsphase: Die Schüler*innen recherchieren mithilfe eines Fragebogens zu beispielhaften Akteur*innen bzw. Ereignissen der Umwelt- bzw. Oppositionsbewegung in der DDR. Sie lernen anhand der Beispiele Merkmale der Diktatur kennen.
- Abschluss: Die Schüler*innen diskutieren ausgehend von den Beispielen, welche Rolle die Demokratisierung bei der Verbesserung der Umweltsituation gespielt hat und welche Möglichkeiten unsere heutige Demokratie bietet, sich für Umweltschutz einzusetzen.
Kompetenzen und Ziele
Die Schüler*innen…
- lernen zentrale Merkmale des politischen Systems der DDR kennen,
- beschreiben menschliche Einflüsse auf die Umwelt am Beispiel der Umweltsituation in der DDR,
- lernen am Beispiel der Umweltpolitik die Rolle des Staates und der Opposition in der DDR kennen,
- verbessern ihre Methodenkompetenz durch das Erörtern von Chancen und Grenzen der Umweltpolitik am Beispiel der gewandelten Umweltsituation auf dem Gebiet der ehemaligen DDR,
- vertiefen ihre Präsentations- und Argumentationskompetenz durch das selbstständige Recherchieren von Informationen, deren Zusammenstellung, Aufbereitung und Präsentation,
- schulen ihre Urteils- und Argumentationskompetenz durch einen Vergleich von Funktion und Handlungsmöglichkeiten der Umweltbewegung in der DDR mit denen von Umweltschutzinitiativen in der heutigen Bundesrepublik.
Umsetzung
Die Leitfragen für den Unterricht lauten:
- Welche Rolle spielte die Umweltsituation in der DDR im Kontext der Friedlichen Revolution 1989/1990?
- Welche Unterschiede zwischen dem politischen System der DDR und dem der heutigen Bundesrepublik werden am Beispiel der Umweltsituation deutlich?
Einstieg
Die Lehrkraft stellt den Anlass der Unterrichtseinheit vor sowie die Leitfragen.
Zum Einstieg präsentiert sie Motive der Bilderserie zur Umweltsituation in der DDR (mittels Beamer oder Whiteboard), zunächst, ohne weitere Informationen bekannt zu geben. Sie fordert die Schüler*innen auf, im Plenum erste Eindrücke zu äußern:
- Beschreibt, was auf dem Bild zu sehen ist.
- Beschreibt den Eindruck, den das Bild erzeugt.
- Überlegt, was das Bild über die Umweltsituation in der DDR insgesamt aussagt. Begründet.
Gegebenenfalls kann der kurze Film "Bitteres aus Bitterfeld" (3:14 Min.) gezeigt werden, den Umweltaktivist*innen in der DDR 1988 heimlich gedreht haben.
Anschließend erläutert die Lehrkraft, was konkret auf den Bildern zu sehen ist.
Die Lehrkraft nennt die Leitfragen. Sie informiert die Schüler*innen über den Kontext (siehe nachfolgende Punkte, Details siehe Hintergrundtext). Je nach Kenntnisstand in der Klasse ergänzt die Lehrkraft gegebenenfalls weitere Informationen.
- Die DDR war vor der Friedlichen Revolution 1989/1990 eine Diktatur. Wer sich öffentlich kritisch äußerte, konnte ernste Probleme bekommen, da dies als "staatsfeindlich" gewertet wurde.
- Trotzdem setzten sich viele Menschen schon vor dem Ende der Diktatur offen für Veränderungen ein. Für viele waren die Umweltprobleme ein Anlass.
- Umweltschutz war in der DDR gesetzlich fest verankert. Er war seit 1968 – früher als in der Bundesrepublik – als Staatsziel in der Verfassung der DDR verankert.
- Laut den offiziellen Darstellungen der Regierung gab es bis 1989 in der DDR keine schweren Umweltprobleme. Daten zur Umweltsituation wurden geheim gehalten.
- Die Realität sah anders aus. Bereits vor dem Ende der DDR war dies vielen Menschen in der DDR bekannt, denn schwere Umweltschäden waren an vielen Orten offensichtlich.
- Während der Friedlichen Revolution 1989/1990 wurden die Schäden zunehmend der Öffentlichkeit bekannt.
- Dramatische Bilder prägen den Eindruck von der Umweltsituation in der DDR bis heute. Aus ökologischer Sicht muss sie jedoch differenzierter betrachtet werden. So gab es in einigen Bereichen des Umweltschutzes auch fortschrittliche Entwicklungen in der DDR.
- Insgesamt wurde die Situation im Laufe der Friedlichen Revolution als "dramatisch" bewertet. Luft, Gewässer und Boden galten als zu großen Teilen "katastrophal belastet".
Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, diese Situation zu diskutieren. Sie gibt folgende Impulse:
- Beim Thema Umweltschutz gab es einen großen Widerspruch in der DDR. Was die Regierung sagte und was sie tat, passt nicht zusammen. Beschreibt diesen Widerspruch.
- Überlegt, warum die Regierung so widersprüchlich handelte. Nennt mögliche Gründe.
- Überlegt, was diese Situation für Menschen bedeutet, denen Umweltprobleme Sorgen machen und die etwas dagegen tun wollen. Beschreibt, welche Möglichkeiten sie hatten.
Die Ergebnisse werden in Stichworten für alle sichtbar festgehalten.
Die Lehrkraft kündigt an, dass es im Folgenden darum geht, mithilfe von Zeitzeugenberichten und anderen Medien herauszufinden, was diese Widersprüche für das Leben in der DDR bedeuteten und was sie über das politische System aussagen.
Arbeitsphase
Die Schüler*innen erhalten den Auftrag, in Gruppenarbeit Informationen zu beispielhaften Akteur*innen bzw. Ereignissen der Umwelt-Opposition in der DDR zusammenzustellen.
Die Gruppen erhalten Materialien mit Zitaten und Ausschnitte aus Zeitzeugenberichten, sowie Quellen für Internet-Recherchen. Die Materialien enthalten zudem konkretere Fragestellungen sowie Hinweise für die Auswertung der Informationen.
Alternativer oder ergänzender Auftrag: Die Schüler*innen erstellen Präsentationen zu den Beispielen (siehe Variante des Unterrichtsvorschlags für Fortgeschrittene). Es sind verschiedene mediale Formate möglich (z.B. Plakat, digitale Präsentation, Infografik, Zeitleiste, Video).
Abschluss
Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse im Plenum. Gegebenenfalls werden Rückfragen geklärt.
Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, die Bedeutung der Beispiele zu diskutieren und Aussagen über die politische Situation in der DDR abzuleiten. Folgende Fragen können als Impulse dienen:
- Wie hat sich der Staat gegenüber Umweltgruppen verhalten?
- Wie haben sich die Akteur*innen der Opposition verhalten?
- Mit welchen Konsequenzen mussten die Akteur*innen der Opposition rechnen?
- Inwiefern konnte sich die Opposition auf Gesetze berufen?
- Inwiefern gab es aus Sicht der Opposition innerhalb des staatlichen Systems der DDR Möglichkeiten, Veränderungen zu bewirken?
Zum Abschluss bewerten die Schüler*innen im Plenum die damalige Situation und die nachfolgende Entwicklung aus heutiger Sicht. Die Lehrkraft gibt ggf. zur Unterstützung konkrete Hinweise. Insbesondere werden folgende Punkte diskutiert:
- Inwiefern hat die Demokratisierung zur Verbesserung der Umweltprobleme in der früheren DDR beigetragen? Hinweis: Wichtige Merkmale der Demokratie sind z.B. Meinungsfreiheit, freie Wahlen und Rechtstaatlichkeit (d.h. auch Regierungen und andere Einrichtungen des Staates müssen sich an das Recht halten).
- Benennt Unterschiede zwischen den Handlungsmöglichkeiten von Umweltinitiativen in der früheren DDR und in unserer heutigen Demokratie.
Zuletzt kann der Bezug zu den persönlichen Ansichten der Schüler*innen hergestellt werden. Im Rahmen einer Blitzlicht-Umfrage beantworten sie die folgenden Fragen:
- Was ist dir in Bezug auf die Umwelt besonders wichtig?
- Was kannst du persönlich in der heutigen Demokratie dafür tun?
Erweiterung
- Die Schüler*innen führen eine Recherche und/oder Spurensuche im persönlichen Umfeld durch. Diese kann in jeder Region durchgeführt werden, sowohl in ostdeutschen als auch westdeutschen Bundesländern. Die Schüler*innen ermitteln im eigenen Umfeld mögliche Zeitzeugen, die über die Veränderungen seit dem Ende der DDR berichten können. Dabei sollte ein geeignetes konkretes Thema beziehungsweise ein konkreter Ort vorgegeben werden, die sich eignen, um anschauliche Vergleiche herstellen zu können. In der Regel bieten sich bekannte regionale Umweltthemen an – zum Beispiel die Entwicklung eines bestimmten Betriebes beziehungsweise dessen Umfeld, die Luftqualität in einem Industriegebiet, der Zustand von bestimmten Gewässern, Flächen oder Waldgebieten, die Verkehrssituation et cetera. Nach Möglichkeit sollten Recherchen und Interviews mit einem Ortsbesuch verbunden werden. Auch die Entwicklung der Einstellung der Menschen zum Umweltschutz kann thematisiert werden.
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Umweltschutz war in der DDR gesetzlich fest verankert und wurde früher als in der damaligen Bundesrepublik als Staatsziel in die Verfassung aufgenommen. Aber vielerorts gab es dramatische Umweltschäden. Die Luftbelastung war in Industriegebieten und großen Städten oft gesundheitsschädlich, und ein großer Teil der Abwässer wurde ungeklärt in Gewässer geleitet. Umweltschutz wurde zu einem wichtigen Thema der Oppositionsbewegung: Menschen protestierten gegen den staatlichen Raubbau an Natur und Ressourcen.
mehr lesenFoto: Losch / commons.wikimedia.com / CC BY-SA 3.0
„Im Interesse des Wohlergehens der Bürger sorgen Staat und Gesellschaft für den Schutz der Natur", das stand seit 1968 in der Verfassung der DDR. Doch die Realität sah anders aus. Umweltschutz wurde zu einem wichtigen Thema der Oppositionsbewegung. Die Materialien enthalten Zitate und Ausschnitte aus Zeitzeugenberichten sowie Quellen für Internet-Recherchen.
mehr lesenWie ging die Regierung der DDR mit Umweltschäden um und mit Menschen, die sich für Umweltschutz einsetzten? Anhand von Beispielen aus der DDR-Geschichte lernen die Schüler*innen ausgewählte Merkmale einer Diktatur kennen sowie zentrale Merkmale der Demokratie.
mehr lesenLuftverschmutzung, ungeklärte Abwässer, gefährliche Industrieabfälle: Die Bilderserie zeigt Beispiele für die katastrophalen Umweltschäden in der DDR. Sie veranschaulicht die wichtigsten Veränderungen während der friedlichen Revolution und nach der Wiedervereinigung.
mehr lesenMaterial herunterladen
- Geteiltes Land (JPG - 430 KB)
Grafik: Umweltbericht der Bundesregierung 1994
- Industrie in der DDR: Gefahr durch veraltete Anlagen (JPG - 427 KB)
Foto: Weisflog, Rainer/Bundesarchiv, Bild 183-1990-0509-018 / CC BY-SA 2.0
- Abwasser: Mängel bei grundlegenden Umweltschutzmaßnahmen (JPG - 415 KB)
Foto: Sturm, Horst / Bundesarchiv, Bild 183-K0826-0302 / CC BY-SA 2.0
- Schadstoffe belasten Gewässer: Das Beispiel der Elbe (JPG - 568 KB)
Foto: Pätzold, Ralf / Bundesarchiv, Bild 183-1990-0502-002/ CC BY-SA 3.0
- Schwere Umweltschäden durch die Chemieindustrie (JPG - 514 KB)
Foto: Rainer Hällfritzsch / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 3.0
- Energie aus Braunkohle: Luftverschmutzung und Kraterlandschaften (JPG - 451 KB)
Foto: Dagmar Lipper / www.wir-waren-so-frei.de / CC BY-NC-ND 3.0
- Luftverschmutzung: Waldsterben im Harz (JPG - 1 MB)
Foto: ArtMechanic / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 3.0
- Proteste aus Sorge um die Umwelt (JPG - 511 KB)
Foto: Kluge, Wolfgang / Bundesarchiv, Bild 183-1990-0402-020 / CC BY-SA 2.0
- Politischer Umbruch: Regierung und Gegner am "runden Tisch" (JPG - 420 KB)
Foto: BArchBot / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 3.0
- Behörden veröffentlichen Messwerte (JPG - 442 KB)
Foto: Mittelstädt, Rainer / Bundesarchiv, Bild 183-1990-0115-018 / CC BY-SA 3.0
- Mittelelbe: unter Schutz gestellt (JPG - 625 KB)
Foto: Losch / commons.wikimedia.com / CC BY-SA 3.0
- Deutsche Wiedervereinigung: Sorge wegen der "Altlasten" (JPG - 1 MB)
Foto: M_H.DE / commons.wikimedia.org / CC BY 3.0
- Umbruch in der Wirtschaft (JPG - 556 KB)
Foto: SPBer / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 3.0
- Neuseenland (JPG - 816 KB)
Foto: Andreas Hannusch / de.wikipedia.org / CC BY-SA 3.0
- Symbol für die Umwelt-Einheit: das "Grüne Band" (JPG - 1 MB)
Foto: Nickel van Duijvenboden / commons.wikimedia.org / CC BY 3.0