30.04.2024 | Unterrichtsvorschlag

Wer macht die Umweltschutzgesetze in Europa? (Basisvariante)

Grundschule

Ein Quiz mit echten und fiktiven Beispielen für EU-Regeln dient als Einstieg und Impuls. Im Anschluss setzen sich die Schüler*innen vertiefend mit Beispielen für geltende EU-Gesetze auseinander. Dabei lernen sie die Bedeutung der europäischen Gesetzgebung für Deutschland und wichtige Themen der EU-Umweltpolitik kennen. Sie formulieren eigene Vorschläge für europäische Umweltschutzregeln und stimmen darüber ab.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler*innen…

  • lernen grundlegende Informationen zum Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union kennen,
  • erkunden Möglichkeiten von Kindern, an Entscheidungen im Gemeinwesen teilzuhaben, und überlegen Beteiligungsmöglichkeiten,
  • festigen ihre Kommunikationskompetenz, indem sie eigene Stellungnahmen formulieren, begründen und diskutieren,
  • prüfen die eigenen Urteils- und Handlungskompetenzen durch die Auseinandersetzung mit den persönlichen Bedürfnissen und den Bedürfnissen anderer.

Voraussetzungen

Die Unterrichtseinheit setzt grundlegendes Vorwissen über Europa wie die Existenz unterschiedlicher europäischer Länder sowie über die Demokratie voraus. Zu diesen Themen sind verschiedene für die Grundschule geeignete Materialien kostenlos im Internet verfügbar. Einige Links finden sich in den Erweiterungsvorschlägen am Ende dieses Textes.

Umsetzung

Die Leitfragen der Unterrichtseinheit lauten:

  • Warum ist die Europäische Union wichtig für den Umweltschutz in Deutschland?
  • Wie können die Menschen in Deutschland die Umweltregeln der EU beeinflussen?

Einstieg mit Bezug zu aktuellen Anlässen (optional)

Die Lehrkraft verweist auf einen aktuellen Anlass beziehungsweise öffentliche Debatten mit Bezug zur EU-Umweltpolitik. Mögliche Anlässe sind beispielsweise Europawahlen, Diskussionen über geplante EU-Gesetze oder das Inkrafttreten neuer europaweiter Regelungen (weitere Anregungen hierzu finden sich in den Erweiterungsvorschlägen am Ende des Textes).

Im Plenum tauschen die Schüler*innen ihr Vorwissen zum Anlass aus und stellen gegebenenfalls Fragen. Die zutreffenden Erklärungen werden für alle sichtbar notiert. Fragen werden geklärt, sofern möglich. Offene Fragen werden ebenfalls notiert.

Zu vielen Anlässen bietet es sich an, gemeinsam erklärende Beiträge aus Kindermedien zu schauen, zum Beispiel aus der Kindernachrichtensendung logo!. Für weitere Wissenssendungen von ARD und ZDF siehe die Übersicht bei kika.

Im Anschluss verläuft der Unterricht wie nachfolgend beschrieben.

Einstieg (anlassunabhängig)

Die Lehrkraft weist darauf hin, dass die Europäische Union und „Europa“ häufig in Berichten und Diskussionen über Politik erwähnt werden. Dabei ist häufig nicht klar, was genau gemeint ist. Auch viele Erwachsene wissen nicht genau, was die Europäische Union tut.

Die Lehrkraft kündigt an, dass es im Unterricht darum geht, das genauer herauszufinden. Als Beispiel dient der Umweltschutz.

Die Lehrkraft nennt die Leitfragen der Unterrichtseinheit:

  • Wie wichtig ist die Europäische Union für den Umweltschutz, auch in Deutschland?
  • Wer bestimmt darüber, welche Gesetze in der EU gelten?

Als Impuls wird im Plenum ein Quiz durchgeführt. Die Lehrkraft stellt eine Reihe angeblicher EU-Regelungen vor (Beamer/Whiteboard, ausgedruckte Karten oder Ähnliches). Die Schüler*innen sollen entscheiden, welche davon tatsächlich gelten (W) und welche falsch (F) sind.

Mögliche Beispiele sind:

  • Lampen, die zu viel Strom verbrauchen, dürfen nicht verkauft werden. (W)
  • Bananen, die nicht krumm genug sind, dürfen nicht verkauft werden. (F)
  • Für umweltfreundliche Lebensmittel gibt es klare Regeln, und man kann sie im Supermarkt klar erkennen. (W)
  • Nachts darf in Wohngebieten nicht zu viel Lärm herrschen, weil das krank machen kann. (W)
  • Spielzeug muss stabil und ungefährlich sein. (W)
  • Die Abgase von Autos sollen immer weniger schädlich werden. (W)
  • In Stadtparks müssen immer einige Bäume für Vogelnester reserviert sein. (F)
  • Wenn Wale vorbeischwimmen, müssen Schiffe anhalten. (F)
  • Damit die Luft an viel befahrenen Straßen besser wird, müssen Autofahrer dort den Motor ausschalten und ein Stückchen rollen. (F)
  • Die Polizei kontrolliert bald Mülltonnen, damit die Leute den Müll besser sortieren. (F)
  • Geräte wie Handys müssen bald leicht reparierbar sein. (W)

Im Anschluss wird aufgelöst, welche Beispiele wahr und welche falsch sind.

Die Lehrkraft informiert die Schüler*innen, dass tatsächlich ein großer Teil der in Deutschland geltenden Gesetze beim Umweltschutz von der EU ausgeht.

Sie stellt die Behauptung auf: Beim Umweltschutz ist es oft sinnvoll, wenn mehrere Länder gemeinsame Regeln haben. Im Plenum werden anhand von Beispielen gemeinsam Argumente dafür gesammelt. Als anschauliches Beispiel für grenzüberschreitende Umweltfragen wird zunächst der Fluss Rhein thematisiert, der durch mehrere Staaten fließt.

Zur Veranschaulichung wird eine große Karte gezeigt, die den gesamten Flussverlauf abbildet. Geeignet sind zum Beispiel die Satellitenansichten von digitalen Kartendiensten wie Bing Maps oder Google Maps (Beamer/Smartboard). Ländergrenzen und Beschriftungen können zunächst ausgeblendet werden. Die Lehrkraft zeigt den Verlauf des Flusses. Anschließend werden die Grenzen eingeblendet.

Angesichts der Karte stellt die Lehrkraft das Beispiel vor:

  • Der Rhein fließt durch mehrere Staaten und mündet in den Niederlanden in die Nordsee. Wenn in den Niederlanden festgestellt wird, dass der Fluss stark verschmutzt ist: Wie könnte man dafür sorgen, dass er wieder sauber wird?

Die Ergebnisse, insbesondere Argumente für die Zusammenarbeit mehrerer Länder, werden für alle sichtbar notiert (zentrale Argumente siehe unten).

Gegebenenfalls können weitere Beispiele für grenzüberschreitende Umweltfragen thematisiert werden, zum Beispiel:

  • Viele Zugvögel überwintern in einem wärmeren Land am Mittelmeer, zum Beispiel in Spanien, und verbringen den Sommer weiter im Norden, zum Beispiel in Schweden und Norwegen. Wenn eine Zugvogelart immer seltener wird, wie könnte man die Art schützen?
  • In der Industrie werden teilweise giftige Stoffe verwendet. Damit diese nicht in die Umwelt gelangen, wurden nach und nach Gesetze erlassen. Industrieunternehmen mussten zum Beispiel umweltfreundlichere Produktionsprozesse entwickeln oder Filter für Abgase und Reinigungsanlagen für Abwasser einbauen. Das kostet Geld. Was wäre, wenn im Nachbarland diese Gesetze nicht gelten würden?

Abschließend fasst die Lehrkraft die wichtigsten Argumente zusammen:

  • Viele Umweltprobleme wie Luft- und Wasserverschmutzung, die Gefährdung von Tier- und Pflanzenarten oder die Klimakrise überschreiten Ländergrenzen. Sie lassen sich besser lösen, wenn alle betroffenen Länder zusammenarbeiten. Beziehungsweise: Viele Probleme können einzelne Länder nicht allein lösen.
  • Es ist gut für die Wirtschaft und fair für die beteiligten Länder, wenn für Firmen und Konsument*innen überall dieselben Regeln gelten. Gleichzeitig wurde auch der Umweltschutz durch die gemeinsamen Regeln in den vergangenen Jahrzehnten in Europa stark verbessert.

Arbeitsphase

Die Lehrkraft stellt die Aufträge für die Arbeitsphase vor:

Die Schüler*innen erstellen in Gruppen- oder Partnerarbeit mithilfe eines "Baukastens" spielerisch Vorschläge für Gesetze für mehr Umwelt- und Naturschutz in Europa. Die Klasse wird anschließend über die Vorschläge abstimmen.

Zur Vorbereitung erarbeiten die Schüler*innen anhand der im Quiz genannten Beispiele für EU-Regeln Informationen zur gemeinsamen Gesetzgebung in der EU.

Die Aufträge werden mithilfe der Arbeitsmaterialien bearbeitet.

Die Materialien enthalten detaillierte Arbeitsaufträge, Steckbriefe zu beispielhaften EU-Umweltschutzregeln, eine Infografik zum Ablauf der Gesetzgebung in der EU sowie den "Baukasten" für eigene Gesetzesvorschläge. Dieser umfasst eine Sammlung von Satzbausteinen, die miteinander kombiniert werden können, sowie Tipps zum Erfinden weiterer Bausteine. Hinweis: Die Bausteine lassen bewusst auch unsinnige Kombinationen zu.

Gegebenenfalls werden die Aufträge in zwei Schritten bearbeitet: Nach der Vorbereitung können zunächst Ergebnisse verglichen und Fragen geklärt werden, bevor die Gruppen eigene Ideen entwickeln.

Abschluss

Im Plenum stellen die Gruppen ihre Gesetzesvorschläge vor. Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, die Vorschläge zu diskutieren und zu bewerten.

Als Grundlage für die Diskussion kann die Lehrkraft folgende Checkliste anwenden:

  • Wie gut "wirkt" die Regel? Das heißt: Wie gut ist sie geeignet, dass Umwelt, Natur beziehungsweise Klima besser geschützt werden?
  • Wie "europäisch" ist die Regel? Das heißt: Ist es sinnvoll, dass sie überall in den EU-Ländern gilt?
  • Gegebenenfalls kann für unsinnige Vorschläge zusätzlich der "Spaßfaktor" bewertet werden.

Die Klasse stimmt per Handzeichen über die Vorschläge ab. Die Lehrkraft weist darauf hin, dass es unterschiedliche Meinungen darüber geben kann, welche Regelungen gut sind und welche nicht. Bei persönlichen Meinungen gibt es im Gegensatz zu Behauptungen über Tatsachen kein "Richtig" oder "Falsch", denn die Menschen können ganz unterschiedliche 
Gründe für ihre Meinung haben.

Am Beispiel einzelner Vorschläge wird im Plenum gemeinsam besprochen, wer Einfluss darauf hat, welche Gesetze in der EU erlassen werden. Geeignet sind auch unsinnige Vorschläge und insbesondere solche, die in der Klasse besonders viel Zustimmung finden.

Die Lehrkraft zeigt die Infografik aus den Arbeitsmaterialien. Gemeinsam werden in Bezug auf den Vorschlag mithilfe der Grafik die folgenden Fragen geklärt:

  • Wer muss zustimmen beziehungsweise wer kann verhindern, dass der Vorschlag Gesetz in der EU wird?
  • Wie könnten wir Einfluss darauf nehmen, dass die Regel beschlossen wird?

Erweiterung

Alternativ kann der Auftrag für die Gruppen in der Arbeitsphase lauten, sich eine eigene (Umwelt-)Partei auszudenken und Forderungen zu formulieren, die auf Plakaten stehen könnten. Je nach verfügbarer Zeit gestalten die Gruppen die eigenen Plakate und stellen sie aus. Anschließend kann eine geheime Wahl mit Stimmzetteln durchgeführt werden. Die Ergebnisse der Wahl werden im Plenum diskutiert (Wäre es wirklich möglich und wünschenswert, die Forderungen/Versprechen umzusetzen?).

  • Zum Einstieg können aktuelle Anlässe und öffentliche Diskussionen mit Bezug zur EU-Umweltpolitik aufgegriffen werden. Diese gibt es häufig, da EU-Politik und die Gesetzgebung auf EU-Ebene eine große Bedeutung für Politik und Alltag in Deutschland haben. Geeignete Themen der jüngeren Vergangenheit sind zum Beispiel die Ökodesign-Verordnung, bereits geltende und mögliche weitere Regelungen zur Vermeidung von Plastikabfällen oder schärfere Grenzwerte gegen Luftverschmutzung.
  • Jährlich findet der von Bund und Ländern organisierte EU-Projekttag an Schulen statt. Dabei gehen Politiker*innen bundesweit in Schulen und diskutieren mit jungen Menschen über Europa. Zusätzlich werden Infopakete und Unterrichtsmaterialien angeboten.

Materialien zur EU für die Grundschule

HintergrundSekundarstufe
10.04.2024

Die Europäische Union prägt die Politik und den Alltag ihrer Mitgliedstaaten. Auch die gemeinsame Politik zu Umwelt, Klima- und Naturschutz wird auf europäischer Ebene vereinbart. Was bedeutet die Umweltpolitik in der EU konkret im Alltag, wie wird sie gemacht – und was können wir Bürger*innen tun, um sie zu beeinflussen?

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Was bedeutet die Umweltpolitik in der EU im Alltag, wie wird sie gemacht – und was können wir Bürger*innen tun, um sie zu beeinflussen?

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ArbeitsmaterialGrundschule
30.04.2024

Die Materialien enthalten Steckbriefe zu beispielhaften EU-Umweltschutzregeln, eine Infografik zur EU-Gesetzgebung sowie Arbeitsaufträge. Die Schüler*innen lernen anhand der Beispiele den Weg der Gesetzgebung in der EU kennen. Mithilfe eines Baukastens erstellen sie eigene Vorschläge für Umweltschutz-Gesetze, die in Europa gelten sollten.

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Zielgruppe