02.10.2019 | Unterrichtsvorschlag

Klimaschutz verhandeln, Interessenkonflikte überbrücken

Sekundarstufe

Die Schüler/-innen setzen sich mit dem Klimaschutzplan 2050 und den dazugehörigen Sektorzielen auseinander. Bei einem Rollenspiel nehmen sie die Rollen von unterschiedlichen Interessengruppen im Sektor Landwirtschaft ein und verhandeln über mögliche Klimaschutzmaßnahmen. Das Ziel dabei ist, gemeinsam Maßnahmen auszuhandeln, die von möglichst vielen Betroffenen getragen werden.

Kompetenzen und Ziele

Die Schüler/-innen …

  • erhalten ausgewählte Informationen zur Klimaschutzstrategie Deutschlands (Klimaschutzplan 2050 und Treibhausgasemissionen in verschiedenen Sektoren)
  • verbessern ihre Methodenkompetenz durch die Auswertung unterschiedlicher Quellen,
  • schulen ihre Kommunikationskompetenzen bei Verhandlungen mit unterschiedlichen Interessengruppen zu Klimaschutzmaßnahmen,
  • verbessern ihre Sozialkompetenzen und entwickeln ein empathisches Vermögen, sich in andere Interessengruppen hineinzuversetzen,
  • entwickeln Handlungskompetenzen durch die Durchführung und Reflektion von Verhandlungen,
  • schulen ihre Argumentations- und Urteilskompetenz durch das Vertreten eines eigenen Standpunktes.

Umsetzung

Einstieg

Die Leitfrage des Unterrichts lautet: Wie können Interessengruppen gemeinsam Klimaschutzmaßnahmen planen, die von möglichst vielen Betroffenen unterstützt werden?

Zum Einstieg verweist die Lehrkraft auf die fortlaufenden politischen und gesellschaftlichen Diskussionen darüber, welche Maßnahmen angemessen sind, um den Klimawandel zu begrenzen. Sie informiert die Schüler/-innen, dass Deutschland sich mit dem Pariser Abkommen dazu verpflichtet hat, seine Treibhausgasemissionen zu verringern, und dass die Bundesregierung festgelegt hat, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Als wichtiges Dokument nennt sie den Klimaschutzplan 2050 und verweist gegebenenfalls auf aktuelle Ereignisse und Diskussionen, wie die Vorstellung des Klimaschutzprogramms 2030 im September 2019. (Informationen über die Zusammenhänge enthält der Hintergrundtext.)

Die Lehrkraft fordert die Schüler/-innen auf zu berichten, welche Klimaschutzmaßnahmen sie kennen. Die genannten Maßnahmen werden für alle sichtbar notiert (zum Beispiel Tafel/Whiteboard).

In diesem Zusammenhang können gegebenenfalls auch auftretende Fragen zum Thema geklärt und der Wissensstand kann abgeglichen werden.

Die Lehrkraft kündigt an, dass im Folgenden thematisiert werden soll, wie aus dem übergeordneten Ziel des Klimaschutzes konkrete Regeln und Klimaschutzmaßnahmen abgeleitet werden können.

Die Lehrkraft zeigt im Plenum den Erklärfilm des Bundesumweltministeriums zum Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung. Der Film erklärt die Ziele des Klimaschutzplans 2050 und erläutert die Aufteilung der geplanten Klimaschutzmaßnahmen auf fünf Sektoren: Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude, Verkehr und Landwirtschaft. Zur Veranschaulichung nennt der Clip beispielhaft Maßnahmen für jeden Sektor.

Anschließend wird im Plenum der Begriff "Sektor" vertieft. Die Lehrkraft fordert die Schüler/-innen auf, die anfangs genannten Maßnahmen einem Sektor zuzuordnen.

Die Lehrkraft präsentiert die Grafik "Sektorziele im Klimaschutzplan" (siehe nachfolgende Abbildung), um die fünf Sektoren genauer zu betrachten. Je nach Lernniveau und Vorwissen fordert sie die Schüler/-innen auf, die wichtigsten Aussagen der Grafik zu benennen. Die Grafik stellt die Sektorziele im Klimaschutzplan dar, gemessen in CO2-Äquivalenten – eine Maßeinheit, welche die Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase (zum Beispiel Methan) vereinheitlicht. Gegebenenfalls stellt die Lehrkraft gezielte Fragen oder weist direkt auf die wichtigsten Aussagen hin, zum Beispiel:

  • Wie groß ist der Beitrag der einzelnen Sektoren zum Klimawandel (in CO2-Äquivalenten)?
  • Wie ist die Entwicklung seit den 1990er Jahren?
  • Was sind die Sektorziele im Klimaschutzplan zum Jahr 2030?

© BMU/co2online

Die Lehrkraft erläutert, dass in allen Sektoren Pläne ausgehandelt werden müssen, um die Minderungsziele zu erreichen. Auch die anfangs genannten Maßnahmen können dazu beitragen.

Arbeitsphase

Als Nächstes führen die Schüler/-innen ein Rollenspiel zur Entwicklung eines Maßnahmenplanes durch. Dadurch erfahren sie, welche Schwierigkeiten beim Aushandeln von Klimaschutzplänen auftreten können. Im Fokus steht dabei der Sektor Landwirtschaft, wie er im Klimaschutzplan 2050 enthalten ist.

Die Schüler/-innen erhalten den Auftrag, Pläne zu entwickeln, um die Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft zu reduzieren. Dabei nehmen sie verschiedene Rollen ein, die unterschiedliche Interessen repräsentieren. In diesen Rollen verhandeln sie über mögliche Klimaschutzmaßnahmen.

Zu Beginn des Rollenspiels erläutert die Lehrkraft das Ziel der Verhandlungen: Klimaschutzmaßnahmen auszuhandeln, die von möglichst vielen Beteiligten getragen werden. Anschließend verteilt sie die Rollen und händigt den Schülern/Schülerinnen die dazugehörigen Steckbriefe aus. Die Schüler/-innen arbeiten sich in Einzelarbeit in ihre Rollen ein. Zusätzlich kann dazu eine Internetrecherche durchgeführt werden.

Als Nächstes wird die Methode "Aufstellung" durchgeführt. Dadurch lässt sich die Vielfalt von Interessen sichtbar machen. Als Vorbereitung wird eine lange Linie auf dem Boden markiert (zum Beispiel mit Seil oder Klebeband). Die beiden Enden stehen für die Pole "Klimaschutz" und "Weitermachen wie bisher/kein Klimaschutz". Die Bezeichnung der Pole wird auf ein Blatt geschrieben und an die Enden gelegt.

Im folgenden Schritt tragen die Schüler/-innen das jeweilige Interesse ihrer Rolle vor und positionieren sich entsprechend an einem passenden Punkt auf dem Klebeband. Auf diese Weise wird allen Beteiligten deutlich, welchen Standpunkt die verschiedenen Rollen innehaben.

In der anschließenden Diskussionsphase besprechen die Schüler/-innen

  • welche Klimaschutzmaßnahmen es gibt,
  • wie hoch die Klimaschutzwirkung der Maßnahmen sein könnte,
  • welche positiven und negativen Folgen die Maßnahmen hätten,
  • wie die Maßnahmen (mit möglichst viel Unterstützung) umgesetzt werden könnten,
  • welche Kompromisse gegebenenfalls eingegangen werden müssen.

Jede Rolle bringt sich mit Blick auf das eigene Interesse in die Diskussion ein. Gemeinsam werden Kompromisse rund um die Klimaschutzmaßnahmen ausgehandelt.

Die Lehrkraft übernimmt die Moderation der Diskussion:

  • sie gibt Denkanstöße und stellt gegebenenfalls Fragen, um den Prozess voranzubringen,
  • sie achtet darauf, dass die Umgangs- und Diskussionsregeln eingehalten werden,
  • sie fasst gegebenenfalls das Besprochene zusammen,
  • sie notiert die ausgehandelten Maßnahmen.

Abschluss

Abschließend stellt die Lehrkraft alle im Rollenspiel vorgeschlagenen Klimaschutzmaßnahmen noch einmal kurz vor. Die Schüler/-innen stimmen ab, welche Maßnahmen sie favorisieren.

Damit ist das Rollenspiel beendet. Die Schüler/-innen reflektieren die ausgewählten Maßnahmen und vergleichen sie mit den Maßnahmen des Klimaschutzplans 2050 (vgl. S. 64 ff.):

  • weniger und effizienter düngen
  • mehr ökologischer Landbau
  • mehr finanzielle Förderung
  • vermehrte Nutzung von landwirtschaftlichen Reststoffen (zum Beispiel mit Dung und Gülle Biogas erzeugen)
  • klimaverträgliche Tierhaltung
  • Lebensmittelabfälle vermeiden
  • Wälder, Grünland und Moore schützen und nicht in Agrarflächen umwandeln
  • weniger Fläche verbrauchen

Im Weiteren besprechen die Schüler/-innen den Prozess des Rollenspiels und die Art der Kommunikation. Sie üben gegebenenfalls Kritik und nennen Verbesserungsvorschläge.

Zum Abschluss kann nochmals die Methode "Aufstellung" durchgeführt werden. Dieses Mal stellen sich die Schüler/-innen gemäß ihrer persönlichen Meinung auf. Im Plenum diskutieren sie das Ergebnis. Die Lehrkraft unterstreicht, dass jede/-r einen eigenen Standpunkt zum Thema haben kann. Wichtig ist, dass gemeinsam Kompromisse ausgehandelt werden.

Erweiterung 

  • Das Thema "Klimaschutzplan 2050" wird auch in weiteren Materialien von BildungsCent e.V. behandelt. Lehrkräfte erhalten im Rahmen von fünf handlungsorientierten Modulen zahlreiche Anregungen, das Thema aufzugreifen.
  • Mit der kostenlosen Computer-Simulation "C-Roads" können Schüler/-innen die Auswirkungen unterschiedlich starker globaler und regionaler Emissionsminderungen auf das Klima simulieren.
  • Das Thema der Woche Das Klima und du: Werben für den Klimaschutz von Umwelt im Unterricht bietet Materialien, um sich mit Verhandlungen über internationale Klimapolitik und den dabei auftretenden Interessen auseinanderzusetzen.
  • Ein weiteres Beispiel eines Rollenspiels ist "Keep Cool mobil". Dabei übernehmen die Schüler/-innen die Rolle verschiedener Akteure der internationalen Klimapolitik. "Keep Cool" kann online im Browser gespielt werden. Es ist für Tablets oder Smartphones gedacht, funktioniert aber auch auf dem PC. Es kann auch als Brettspiel im Klassenraum gespielt werden. Informationen zum Einsatz im Unterricht sind auch bei Lehrer-Online verfügbar.
  • Das kostenlose Spiel "Escape Climate Change" bietet Schülern/Schülerinnen die Möglichkeit, ihr Klimawissen anzuwenden und sich kooperativ mit dem Thema "Klimaschutz" auseinanderzusetzen. Das Spiel basiert auf der Idee der Escape-Games: In einer vorgegebenen Zeit muss ein komplexes Rätsel gelöst werden.

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HintergrundGrundschuleSekundarstufe
02.10.2019

Mit dem Pariser Abkommen hat die Staatengemeinschaft 2015 verbindliche Ziele beim Klimaschutz vereinbart. Die Staaten bestimmen selbst, wie sie diese Ziele erreichen. Die Bundesregierung hat 2016 ihre Strategie und nationale Ziele im Klimaschutzplan 2050 festgehalten. Das im September 2019 vom Klimakabinett der Bundesregierung beschlossene Klimaschutzprogramm 2030 beschreibt, wie das konkret umgesetzt werden soll. Die Grundidee: Die Verantwortung wird verteilt über alle wichtigen Bereiche wie Energiesektor, Industrie, Verkehr, Bauen und Wohnen und Landwirtschaft.

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ArbeitsmaterialSekundarstufe
02.10.2019

Die Materialien umfassen die für das Rollenspiel benötigten Rollenbeschreibungen. Die Rollen vertreten unterschiedliche landwirtschaftliche Interessen im Bezug auf Klimaschutz. Die Schüler/-innen arbeiten sich in die Rollen ein und vertreten die Position bei einem gemeinsamen Verhandlungsgespräch.

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Zielgruppe